Vampire Academy 04
Detail zu gehen, indem ich ihnen anschaulich berichtete, wie mutig und grimmig er gewesen war. Die Worte taten mir in der Seele weh, während ich sprach, und doch … es war beinahe eine Erleichterung, sie herauszulassen. Ich hatte die Erinnerungen an jene Nacht einfach zu tief in meinem Herzen vergraben. Aber schließlich musste ich ihnen auch noch von der Höhle erzählen. Und das … das war das Schlimmste.
„Wir hatten die flüchtenden Strigoi in einer Höhle in die Falle gelockt. Die Höhle hatte zwei Eingänge, und wir griffen sie von beiden Seiten an. Einige unserer Leute saßen dann jedoch selbst in der Falle, und es waren mehr Strigoi, als wir erwartet hatten. Wir verloren einige unserer Leute … aber wir hätten noch viel mehr verloren, wenn Dimitri nicht gewesen wäre. Er wollte erst gehen, wenn alle anderen draußen waren. Das Risiko für sich selbst scherte ihn nicht. Er wusste nur, dass er andere retten musste …“
Ich hatte es in seinen Augen gesehen, diese Entschlossenheit. Unser Plan war es, den Rückzug anzutreten, sobald wir alle draußen waren, aber ich hatte das Gefühl gehabt, dass er geblieben wäre, bis er jeden Strigoi getötet hätte, den er finden konnte. Doch auch er hielt sich immer an seine eigenen Befehle und hatte schließlich, als die anderen in Sicherheit waren, den Rückzug angetreten. Und in diesen letzten Sekunden, kurz bevor der Strigoi ihn gebissen hatte, sah Dimitri mich mit einem Blick so voller Liebe an, dass die ganze Höhle von Licht erfüllt zu sein schien. In seinem Gesicht konnte ich lesen, worüber wir zuvor gesprochen hatten: Wir können zusammen sein, Rose. Bald. Wir haben es fast geschafft. Und dann wird uns nichts und niemand jemals wieder trennen …
Diesen Teil erwähnte ich jedoch nicht. Nachdem ich die Geschichte erzählt hatte, waren die Gesichter der im Garten versammelten Leute grimmig, aber gleichzeitig von Ehrfurcht und Respekt erfüllt. Etwas abseits der Trauergemeinschaft entdeckte ich Abe und seine Wächter, die ebenfalls zuhörten. Seine Miene war nicht zu deuten. Hart, aber weder wütend noch irgendwie beängstigend. Schließlich machten kleine Becher die Runde, und jemand reichte auch mir einen. Ein Dhampir, den ich nicht kannte, einer der wenigen anwesenden Männer, stand auf und hielt seinen Becher hoch. Er sprach laut und ehrfürchtig, und ich hörte mehrmals Dimitris Namen. Als er zum Ende kam, nahm er einen Schluck aus dem Becher. Da alle anderen es ebenfalls taten, folgte ich ihrem Beispiel.
Und erstickte beinahe.
Das war wie flüssiges Feuer. Ich musste meine gesamte Willenskraft aufbringen, dieses Zeug hinunterzuschlucken und nicht alle um mich herum anzuprusten. „W… was ist das?“, fragte ich hustend.
Viktoria grinste. „Wodka.“
Ich musterte das Glas. „Nein, das kann nicht sein. Ich habe doch schon mal Wodka getrunken.“
„Keinen russischen Wodka.“
Anscheinend nicht. Aus Respekt vor Dimitri zwang ich mich, den Becher auszutrinken, obwohl mir mein Gefühl sagte, dass er, wäre er hier gewesen, mein Tun mit einem Kopfschütteln quittiert hätte. Ich dachte, dass ich nach meiner Geschichte nicht länger im Rampenlicht stehen würde, aber so war es nicht. Alle stellten mir Fragen. Sie wollten mehr über Dimitri erfahren, mehr über sein Leben in letzter Zeit. Außerdem wollten sie etwas über mich und Dimitri als Paar wissen. Sie alle schienen begriffen zu haben, dass Dimitri und ich einander geliebt hatten – und es war okay für sie. Man fragte mich, wie wir uns kennengelernt hätten, wie lange wir zusammen gewesen seien …
Und die ganze Zeit füllten die Leute meinen Becher immer wieder auf. Entschlossen, nicht noch einmal wie eine Idiotin dazustehen, trank ich weiter, bis ich den Wodka schließlich ertragen konnte, ohne zu husten oder zu spucken. Je mehr ich trank, desto lauter und lebhafter wurden meine Geschichten. Meine Glieder begannen zu kribbeln, und ein Teil von mir wusste, dass das Ganze wahrscheinlich keine gute Idee war. Okay, jeder Teil von mir wusste das.
Nach und nach brachen die Leute schließlich auf. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber bestimmt schon Mitternacht. Vielleicht auch später. Ich erhob mich ebenfalls, was sich als viel schwieriger entpuppte, als ich erwartet hatte. Die Welt schwankte unter mir, und mein Magen war nicht besonders glücklich über mich. Irgendjemand packte mich am Arm und hielt mich fest.
„Ganz ruhig“, sagte Sydney. „Lass dir Zeit.“ Langsam und
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