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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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darauf verzichtet hätte. Die anderen hielten diese Eigenschaft für verrückt, aber Dimitri hatte verstanden. Er hatte mich immer verstanden, und ein Teil unserer gemeinsamen Arbeit hatte darin bestanden, herauszufinden, wie ich diesen impulsiven Drang – mich kopfüber in die Gefahr zu stürzen – mit Vernunft und Taktik mäßigen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass niemand sonst auf dieser Welt mich jemals so verstehen würde wie er.
    Ich bemerkte gar nicht, dass mir die Tränen über die Wangen strömten, bis ich sah, dass alle mich anschauten. Zuerst dachte ich, dass sie mich für verrückt hielten, weil ich weinte, aber dann begriff ich, dass irgendjemand mir eine Frage gestellt hatte.
    „Sie wollen, dass du von Dimitris letzten Tagen erzählst“, sagte Viktoria. „Erzähl uns irgendetwas. Was er getan hat. Wie er war.“
    Ich trocknete mir mit dem Ärmel mein Gesicht, wandte den Blick ab und konzentrierte mich auf das Lagerfeuer. Ich hatte schon früher, ohne zu zögern, vor anderen Leuten gesprochen, aber diese Situation war anders. „Ich … ich kann nicht“, sagte ich zu Viktoria, und meine Stimme klang gequält und leise. „Ich kann nicht über ihn sprechen.“
    Sie drückte meine Hand. „Bitte. Sie müssen etwas über ihn hören. Sie müssen wissen. Erzähl uns irgendetwas. Wie war er in dieser Zeit so?“
    „Er … er war dein Bruder. Du weißt es doch.“
    „Ja“, erwiderte sie sanft. „Aber wir wollen wissen, wie du ihn gesehen hast.“
    Meine Augen waren noch immer auf das Feuer gerichtet, und ich beobachtete, wie die Flammen tanzten und ihre Farben von Orange nach Blau wechselten. „Er … er war der beste Mann, dem ich je begegnet bin.“ Ich hielt inne, um mich zu fassen, und Viktoria nutzte die Gelegenheit und übersetzte meine Worte ins Russische. „Und er war einer der besten Wächter. Ich meine, er war noch jung im Vergleich zu vielen anderen Wächtern, aber jeder wusste, wer er war. Sie alle kannten seinen Ruf, und viele Leute suchten seinen Rat. Sie nannten ihn einen Gott. Und wann immer es einen Kampf gab – oder von irgendwoher Gefahr drohte, war er stets der Erste, der sich hineinstürzte. Er zögerte niemals. Und vor zwei Monaten, als unsere Schule angegriffen wurde …“
    An dieser Stelle versagte mir die Stimme. Die Belikovs hatten erzählt, dass sie von dem Angriff wussten – dass alle davon wussten –, und nach den Gesichtern hier zu urteilen, stimmte das auch. Ich brauchte also nicht näher auf diese Nacht einzugehen, auf die Gräuel, die ich gesehen hatte.
    „In jener Nacht“, fuhr ich fort, „stürzte Dimitri hinaus, um sich den Strigoi in den Weg zu stellen. Er und ich waren zusammen, als uns klar wurde, dass sie angriffen. Ich wollte bleiben und ihm helfen, aber er erlaubte es nicht. Er sagte nur, ich solle verschwinden, solle weglaufen und die anderen warnen. Aber er blieb zurück – ohne zu wissen, mit wie vielen Strigoi er es würde aufnehmen müssen, während ich Hilfe holte. Ich weiß nicht, gegen wie viele er gekämpft hat – aber es war ein ziemlich großer Haufen. Und er hat sie alle ganz allein besiegt.“
    Ich riskierte einen Blick in die Runde. Alle waren so still und reglos, dass ich mich fragte, ob sie überhaupt noch atmeten. „Es war so schrecklich“, erzählte ich weiter. Ohne es zu bemerken, hatte ich meine Stimme zu einem Flüstern gesenkt. Ich musste meine Worte lauter wiederholen. „Es war so schrecklich. Ich wollte ihn nicht verlassen, aber ich wusste, dass ich es tun musste. Er hat mich so vieles gelehrt, aber eines der wichtigsten Dinge war, dass wir andere beschützen müssen. Es war meine Pflicht, die anderen zu warnen, obwohl ich bei ihm bleiben wollte. Immer wieder schrie mein Herz: ‚Dreh um, dreh um! Geh zu ihm!‘ Aber ich wusste, was ich zu tun hatte – und ich wusste auch, dass ein Teil von ihm versuchte, mich in Sicherheit zu bringen. Und wenn unsere Rollen vertauscht gewesen wären … dann hätte ich ihm ebenfalls befohlen wegzulaufen.“
    Ich seufzte. Kaum zu glauben, dass ich so viel von meinem Herzen preisgegeben hatte. Ich fuhr fort. „Selbst als die anderen Wächter neben ihm kämpften, ließ Dimitri keinen Moment lang nach. Er erledigte mehr Strigoi als fast alle anderen.“ Tatsächlich hatten Christian und ich die meisten Strigoi getötet. „Er … er war umwerfend.“
    Dann erzählte ich ihnen den Rest der Geschichte, die den Belikovs bereits bekannt war. Nur dass ich mich diesmal zwang, ein wenig mehr ins

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