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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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gesehen – aber ich kannte den Moroi von irgendwoher. Ich schenkte ihm ein schiefes, schwaches Lächeln.
    „Abe Masur, nehme ich an.“

 
    9
    „Ich dachte, Sie wären nur ein Traum“, sagte ich.
    Die drei Männer blieben vor mir stehen, wobei die Dhampire sich in einer Art schützender Formation neben dem Moroi postierten. Abes Gesicht war jenes seltsame Antlitz, das ich immer dann gesehen hatte, wenn ich während meiner Bewusstlosigkeit – nach dem Kampf bei der Scheune – hin und wieder für kurze Zeit aufwachte. Er war älter als ich, etwa in Olenas Alter. Er hatte schwarzes Haar und ein Ziegenbärtchen und war ungefähr so braun, wie ein Moroi es jemals werden konnte. Wer schon einmal sonnengebräunte oder dunkelhäutige Leute gesehen hat, die krank waren und deshalb ziemlich blass, kann sich in etwa vorstellen, wie dieser Moroi aussah. Er hatte zwar ein paar Pigmente in der Haut, doch seine intensive Blässe schimmerte immer durch. Das Erstaunlichste von allem war jedoch seine Kleidung. Er trug einen langen, dunklen Mantel, der förmlich nach Geld roch, gepaart mit einem roten Kaschmirschal. Darunter konnte ich etwas Goldenes erkennen, eine Kette, die zu seinem goldenen Ohrring passte. Bei diesem ganzen zur Schau gestellten Pomp hätte ich zuerst an einen Piraten oder Zuhälter gedacht. Einen Moment später änderte ich meine Meinung jedoch. Etwas an ihm sagte mir, dass er ein Mann war, der vor nichts haltmachen würde, um seinen Willen durchzusetzen.
    „Traum, hm? Das“, bemerkte der Moroi mit der Andeutung eines Lächelns, „ist etwas, das ich nicht so oft höre. Wirklich nicht, nein.“ Er dachte noch einmal kurz darüber nach. „Ich tauche allerdings gelegentlich in den Albträumen einiger Leute auf.“ Er war weder Amerikaner noch Russe, aber ich konnte seinen Akzent nicht einordnen.
    Versuchte er, mich mit seinem mächtigen, schlechten Ruf zu beeindrucken oder einzuschüchtern? Sydney hatte zwar nicht direkt Angst vor ihm gehabt, aber sie begegnete ihm ohne Zweifel mit einem gesunden Maß an Wachsamkeit.
    „Nun, wie ich vermute, wissen Sie bereits, wer ich bin“, erwiderte ich. „Die Frage lautet also, was tun Sie hier?“
    „Nein“, sagte er, und das Lächeln wurde schmaler. „Die Frage lautet, was tun Sie hier?“
    Ich deutete auf das Haus der Belikovs und versuchte, cool zu wirken. „Ich besuche eine Beerdigung.“
    „Das ist nicht der Grund, warum Sie nach Russland gekommen sind.“
    „Ich kam nach Russland, um den Belikovs zu sagen, dass Dimitri tot ist, da sich ansonsten niemand darum gekümmert hat.“ Diese Halbwahrheit verwandelte sich langsam in eine praktische Erklärung für meinen Aufenthalt hier, aber als Abe mich musterte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, in etwa so, als würde Jewa mich ansehen. Genau wie diese verrückte alte Frau glaubte auch er mir kein Wort, und wieder nahm ich diesen gefährlichen Unterton in seiner ansonsten leutseligen Persönlichkeit wahr.
    Abe schüttelte den Kopf, das Lächeln war jetzt verschwunden. „Das ist auch nicht der Grund. Belüg mich nicht, kleines Mädchen.“
    Ich spürte, wie sich mir sofort die Nackenhaare sträubten. „Und nehmen Sie mich gefälligst nicht ins Verhör, alter Mann. Nicht, solange sie nicht bereit sind, mir zu erklären, warum Sie und Ihre Kumpane das Risiko eingegangen sind, mitten in der Nacht über die Landstraße zu fahren, um Sydney und mich abzuholen.“ Die Dhampire versteiften sich bei den Worten alter Mann, doch zu meiner Überraschung lächelte Abe wieder – obwohl das Lächeln nicht ganz bis zu seinen Augen reichte.
    „Vielleicht wollte ich einfach nur helfen.“
    „Nicht nach allem, was ich so höre. Sie sind doch derjenige, der den Alchemisten befohlen hat, Sydney mit mir hierherzuschicken.“
    „Oh?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Das hat sie Ihnen gesagt? Hm … da hat sie sich aber gründlich danebenbenommen. Ihren Vorgesetzten wird das sicher nicht gefallen. Ganz bestimmt nicht.“
    Oh, verdammt. Ich hatte, ohne nachzudenken, einfach drauflosgeplappert. Ich wollte auf keinen Fall, dass Sydney Ärger bekam. Wenn Abe wirklich eine Art von Moroi-Pate war – wie hatte sie ihn noch genannt? Zmey ? Die Schlange? –, zweifelte ich nicht daran, dass er andere Alchemisten dazu bringen konnte, ihr das Leben noch unangenehmer zu machen.
    „Ich habe sie gezwungen, es mir zu sagen“, log ich. „Ich … ich habe sie im Zug bedroht. Es war nicht besonders schwierig. Sie hatte

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