Vampire Academy 04
Lissa und ich einem anderen durch ein Band verbundenes Paar begegnet. Das einzige uns bekannte Pärchen, bestand aus dem legendären Vladimir und Anna. Und ihre Geschichten waren von Jahrhunderten lückenhafter historischer Darstellungen verschleiert, sodass es schwierig war, Fakten und Fiktion voneinander zu scheiden. Die einzigen anderen Spuren, die wir zur Welt des Geistes hatten, waren Ms Karp – eine ehemalige Lehrerin, die den Verstand verloren hatte – und Adrian. Bisher war er unsere größte Entdeckung gewesen, ein Geistbenutzer, der mehr oder weniger stabil war – je nachdem, wie man es betrachtete.
Als das Essen fertig war, wurde das Thema Geist nicht mehr angeschnitten. Oksana bestimmte das Gespräch, hielt sich an unbeschwerte Themen und sprang mühelos zwischen den Sprachen hin und her. Während ich aß, beobachtete ich sie und Mark und hielt Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen von Labilität. Ich konnte nichts entdecken. Sie wirkten wie total freundliche, total gewöhnliche Leute. Wenn ich nicht gewusst hätte, was ich wusste, hätte ich keinen Grund gehabt, irgendeinen Verdacht zu schöpfen. Oksana wirkte weder depressiv noch labil, und Mark hatte nicht die abscheuliche Dunkelheit geerbt, die manchmal in mich hineinsickerte.
Mein Magen nahm das Essen dankbar an, und schließlich verflogen auch die letzten dumpfen Kopfschmerzen. Doch plötzlich ergriff mich ein seltsames Gefühl. Es war verwirrend, wie ein Flattern in meinem Kopf, und zuerst durchflutete mich eine Woge aus Hitze, dann eine Woge aus Eis. Das Gefühl zerstreute sich so schnell, wie es gekommen war, und ich wollte nur hoffen, dass es sich dabei um die letzten bösen Nachwirkungen dieses dämonischen Wodkas handelte.
Wir beendeten unsere Mahlzeit, und ich sprang auf, um zu helfen. Oksana schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht nötig. Sie sollten mit Mark gehen.“
„Hm?“, fragte ich.
Er tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab und stand dann auf. „Ja. Lassen Sie uns in den Garten gehen.“
Ich wollte ihm schon folgen, hielt jedoch noch einmal inne, um Jewa anzusehen. Ich erwartete, dass sie mich tadelte, weil ich das schmutzige Geschirr stehen ließ. Stattdessen entdeckte ich weder Selbstgefälligkeit noch Missbilligung in ihren Zügen. Ihr Gesichtsausdruck war … wissend. Beinahe erwartungsvoll. Eisige Schauer liefen mir über den Rücken, und ich erinnerte mich an Viktorias Worte: Jewa hatte von meiner Ankunft geträumt.
Der Garten, in den Mark mich führte, war viel größer, als ich erwartet hatte, mit einem dicken Zaun umfriedet und von Bäumen gesäumt. Frische Blätter hingen an den Ästen und hielten die ärgste Hitze fern. Viele Büsche und Blumen blühten bereits, und hie und da waren junge Setzlinge auf dem besten Wege, erwachsen zu werden. Es war wunderschön, und ich fragte mich, ob Oksana wohl ihre Finger mit im Spiel gehabt hatte, denn auch Lissa war in der Lage, Pflanzen mittels des Geistelements wachsen zu lassen. Mark bedeutete mir, auf einer steinernen Bank Platz zu nehmen. Wir setzten uns nebeneinander, und es wurde still.
„So“, sagte er. „Was würden Sie gern wissen?“
„Wow. Sie verschwenden keine Zeit.“
„Warum sollten wir? Sie müssen Unmengen Fragen haben. Ich werde mein Bestes tun, sie zu beantworten.“
„Woher wussten Sie es?“, erkundigte ich mich. „Dass auch ich schattengeküsst bin. Sie wussten es doch, oder?“
Er nickte. „Jewa hat es uns erzählt.“
Okay, das war eine Überraschung. „Jewa?“
„Sie kann Dinge spüren … Dinge, die wir anderen nicht spüren. Sie weiß jedoch nicht immer, worum genau es sich handelt. Sie wusste nur, dass von Ihnen etwas Seltsames ausging, und das Gefühl hatte sie bisher nur bei einer einzigen anderen Person. Also brachte sie Sie zu mir.“
„Sieht für mich so aus, als hätte sie das auch tun können, ohne mich gleich einen ganzen Hausstand schleppen zu lassen.“
Diese Bemerkung brachte ihn zum Lachen. „Nehmen Sie es nicht persönlich. Sie hat Sie getestet. Sie wollte sehen, ob Sie eine würdige Partnerin für ihren Enkel sind.“
„Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Er ist tot.“ Ich erstickte beinahe an den Worten.
„Das ist wahr, aber für sie ist es trotzdem wichtig. Übrigens hält sie Sie für eine würdige Partnerin.“
„Dann hat sie aber eine komische Art, es zu zeigen. Ich meine, abgesehen davon, dass sie mich zu Ihnen gebracht hat, schätze ich.“
Er lachte abermals. „Selbst ohne Jewa
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