Vampire Academy 04
weichen Decken fühlten sich für meinen gequälten Körper schrecklich verführerisch an, doch die nächsten Tritte von Jewas spitzen Stiefeln ließen mich aus dem Bett springen.
„Okay, okay. Sind Sie nun zufrieden? Ich stehe aufrecht.“ Jewas Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber zumindest hörte sie auf zu treten. Ich wandte mich an Paul. „Was ist denn los?“
„Großmutter sagt, du musst mit ihr gehen.“
„Wohin?“
„Sie sagt, das brauchst du nicht zu wissen.“
Ich wollte erwidern, dass ich mit diesem verrückten alten Weib nirgendwohin gehen würde, aber nach einem einzigen Blick in ihr Furcht einflößendes Gesicht besann ich mich eines Besseren. Es war ihr durchaus zuzutrauen, dass sie Leute in Kröten verwandeln konnte.
„Na schön“, antwortete ich. „Ich komme mit, sobald ich geduscht und mich umgezogen habe.“
Paul übersetzte meine Worte, aber Jewa schüttelte den Kopf und begann erneut zu sprechen. „Sie sagt, dafür ist keine Zeit“, erklärte er. „Wir müssen jetzt gehen.“
„Kann ich mir wenigstens die Zähne putzen?“
Dieses kleine Zugeständnis räumte sie mir noch ein, aber frische Kleider kamen anscheinend nicht infrage. Was im Grunde ganz gut war. Bei jedem Schritt wurde mir schwindelig, und wenn ich etwas so Kompliziertes hätte tun müssen, wie mich umzuziehen, wäre ich wahrscheinlich ohnmächtig geworden. Außerdem stanken die Kleider ja auch nicht oder so; sie waren einfach nur zerknittert, weil ich darin geschlafen hatte.
Als ich nach unten kam, sah ich, dass außer Olena niemand wach war. Sie wusch das restliche Geschirr vom vergangenen Abend und schien überrascht, dass ich schon wieder wach war. Damit waren wir schon zu zweit.
„Ist es nicht noch ein bisschen früh für dich?“, wollte sie wissen.
Ich drehte mich um, warf einen Blick auf die Küchenuhr und sog scharf die Luft ein. Es war nur etwa vier Stunden her, seit ich ins Bett gegangen war. „Bei allen guten Göttern. Ist die Sonne denn überhaupt schon aufgegangen?“
Erstaunlicherweise war das tatsächlich der Fall. Olena sagte, sie würde mir Frühstück machen, aber Jewa erinnerte wiederholt daran, dass die Zeit drängte. Mein Magen schien feste Nahrung gleichzeitig zu wollen und zu verabscheuen, daher konnte ich nicht sagen, ob Abstinenz in dieser Hinsicht momentan eher besser oder schlechter war.
„Auch egal“, erklärte ich. „Lassen Sie uns einfach gehen und die Sache hinter uns bringen.“
Jewa verschwand im Wohnzimmer und kehrte kurz darauf mit einer großen Tasche zurück, die sie mir erwartungsvoll hinhielt. Ich zuckte die Achseln, nahm die Tasche entgegen und hängte sie mir über eine Schulter. Es waren ganz offensichtlich irgendwelche Sachen darin, aber sie war nicht sonderlich schwer. Jewa ging in das andere Zimmer und kam mit einer noch größeren Tasche zurück. Auch diese nahm ich von ihr in Empfang, hängte sie über dieselbe Schulter und musste ein bisschen um mein Gleichgewicht kämpfen. Die Tasche Nummer zwei war zwar schwerer, aber mein Rücken beschwerte sich nicht allzu sehr.
Als sie ein drittes Mal verschwand und mit einem riesigen Karton zurückkam, wurde ich allmählich doch sauer. „Was ist das eigentlich alles?“, fragte ich scharf, während ich ihr den Karton abnahm, der sich anfühlte, als sei er voller Ziegelsteine.
„Du musst einige Dinge für Großmutter tragen“, erklärte Paul mir.
„Ja“, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. „So etwas Ähnliches hatte ich mir schon vor fünfzig Pfund gedacht.“
Jewa brachte mir noch einen Karton und stapelte ihn auf den ersten. Er war zwar nicht so schwer wie dieser, aber inzwischen spielte das eigentlich auch keine Rolle mehr. Olena warf mir einen mitfühlenden Blick zu, schüttelte den Kopf und kehrte schweigend zu ihrem Geschirr zurück – sie hatte anscheinend nicht die Absicht, mit Jewa zu streiten.
Danach machte Jewa sich auf den Weg, und ich folgte ihr gehorsam, wobei ich versuchte, gleichzeitig die Kartons festzuhalten und dafür zu sorgen, dass die Taschen mir nicht von der Schulter rutschten. Es war eine ziemlich schwere Last, eine, die mein verkaterter Körper eigentlich nicht wollte, aber ich rechnete mir aus, dass ich wahrscheinlich kräftig genug war, um die Sachen problemlos in die Stadt zu schleppen, oder wo immer sie mich sonst hinführen mochte. Paul lief neben mir her. Er war anscheinend dabei, um mich wissen zu lassen, wenn Jewa entlang des Weges irgendetwas fand, das
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