Vampire Academy 05
Verfügung. Lissa hatte einen Treuhandfond, der ihr monatlich Geld ausspuckte, bis sie achtzehn war, und darüber hinaus besaß sie eine Kreditkarte mit hohem Limit. Ich hatte eine eigene Kreditkarte, ein Überbleibsel aus der Zeit, als ich Adrian dazu verführt hatte, meine Russlandreise zu finanzieren. Den Rest meines Vermögens hatte ich zurückgegeben, wie zum Beispiel das wohlgefüllte Bankkonto, das er eingerichtet hatte. Aber egal ob richtig oder falsch, ich hatte jedenfalls beschlossen, eine einzige Karte zu behalten, sollte ein Notfall eintreten.
Dies war gewiss ein Notfall, daher benutzten wir die Karte, um damit einen Teil der Kosten für das Privatflugzeug zu bezahlen. Der Pilot konnte uns zwar nicht bis nach Las Vegas bringen, aber immerhin nach Seattle. Dort wollte er uns mit einem anderen Piloten bekannt machen, mit dem wir dann nach Vegas fliegen konnten. Was noch mehr Geld bedeutete.
„Und wieder Seattle“, überlegte ich laut, kurz bevor das Flugzeug abhob. Im Inneren des kleinen Jets befanden sich vier Sitze, zwei auf jeder Seite, einander gegenüber. Ich saß neben Victor, und Eddie saß ihm gegenüber. Wir waren zu dem Schluss gekommen, dass diese Sitzordnung am sichersten sei.
„Was ist denn mit Seattle?“, fragte Eddie verwirrt.
„Vergiss es.“
Kleine Privatjets sind nicht annähernd so schnell wie die großen, kommerziellen Linienflugzeuge, und unser Flug kostete uns einen großen Teil des Tages. Währenddessen fragte ich Victor weiter nach der Rolle seines Bruders in Las Vegas aus und bekam endlich die Antwort, auf die ich aus gewesen war. Victor hätte es uns ohnehin schließlich erzählen müssen, aber ich denke, es bescherte ihm einen sadistischen Kick, die Antwort etwas hinauszuzögern.
„Robert lebt nicht direkt in Las Vegas“, erklärte er. „Er hat ein kleines Haus – eine Holzhütte, nehme ich an – draußen am Red Rock Canyon, Meilen von der Stadt entfernt.“
Ah. Also, das entsprach auch eher dem, was ich erwartet hatte. Bei der Erwähnung einer Holzhütte versteifte sich Lissa, und ich spürte Unbehagen durch das Band. Als Victor sie entführt hatte, hatte er sie in eine Holzhütte im Wald gebracht und sie dort gefoltert. Ich schenkte ihr einen so tröstlichen Blick, wie ich eben konnte. In Zeiten wie diesen wünschte ich, das Band würde in beide Richtungen funktionieren, so dass ich ihr wahrhaft Trost hätte senden können.
„Also werden wir dort alle hinausfahren?“
Victor schnaubte. „Ganz bestimmt nicht. Robert schätzt seine Privatsphäre viel zu sehr. Er würde Fremde gar nicht in sein Haus lassen. Aber wenn ich ihn darum bitte, wird er in die Stadt kommen.“
Lissa musterte mich. Victor könnte versuchen, uns hereinzulegen. Er hat jede Menge Leute, die ihn unterstützen. Jetzt, da er draußen ist, könnte er sie anrufen, damit sie anstelle von Robert zu uns nach Vegas kommen.
Ich nickte kaum merklich und wünschte mir einmal mehr, ich hätte durch das Band antworten können. Mir war dieser Gedanke auch schon gekommen. Es war von größter Wichtigkeit, dass wir Victor niemals allein ließen, so dass er ohne unsere Überwachung etwa Anrufe tätigen konnte. Und tatsächlich gab mir dieser Plan, Robert in Las Vegas selbst zu treffen, ein wesentlich besseres Gefühl. Für unsere eigene Sicherheit vor Victors Handlangern war es besser, in der Stadt zu sein … als da draußen, mitten im Nirgendwo.
„Da ich so hilfreich war“, begann Victor, „habe ich jetzt wohl auch das Recht zu erfahren, was ihr von meinem Bruder eigentlich wollt.“ Er sah Lissa an. „Willst du Geistunterricht? Du musst exzellente Nachforschungen angestellt haben, um von ihm zu erfahren.“
„Sie haben kein Recht, etwas über unsere Pläne zu wissen“, gab ich scharf zurück. „Und im Ernst? Wenn Sie schon darüber Buch führen, wer hier am hilfreichsten war, übertreffen wir Sie doch in jeder Hinsicht . Sie haben allerdings die Möglichkeit, nach dem, was wir in Tarasov getan haben, aufzuholen.“
Victors einzige Reaktion war ein schwaches Lächeln.
Wir flogen die ganze Nacht über, und als wir schließlich in Las Vegas landeten, war es früher Morgen. Die Sicherheit des Sonnenlichts. Es überraschte mich zu sehen, wie überfüllt der Flughafen war. Der private Flughafen in Seattle hatte über eine hübsche Anzahl von Flugzeugen verfügt, aber der in Fairbanks war beinahe verlassen gewesen. Auf dem in Vegas dagegen drängten sich dicht an dicht kleine Jets, von denen viele
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