Vampire Academy 05
schnellste Weg“, wandte er ein.
Lissa schüttelte langsam den Kopf. „Das ist mir egal. Finden Sie einen anderen, einen, auf dem wir niemandem begegnen werden.“
Er runzelte zwar die Stirn, doch ihr Zwang hielt. Im nächsten Moment drehte er sich abrupt um, und wir mussten uns beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. „Was ist los?“, wiederholte ich. Lissas Geist war zu verworren, als dass ich ihre Gründe daraus hätte entnehmen können. Sie verzog das Gesicht.
„Ich habe dort hinten Geist-Auren gespürt.“
„Was? Wie viele?“
„Mindestens zwei. Ich weiß nicht, ob sie mich gespürt haben oder nicht.“
Wäre da nicht Giovannis schneller Schritt und die Dringlichkeit der Situation gewesen, ich wäre sicher stehen geblieben. „Geistbenutzer …“
Lissa hatte so lange und so inbrünstig nach anderen gesucht, die wie sie selbst waren. Wer hätte gedacht, dass wir sie hier finden würden? Tatsächlich … vielleicht hätten wir damit rechnen sollen. Wir wussten ja, dass Geistbenutzer an der Schwelle zum Wahnsinn wandelten. Warum sollten sie nicht an einem Ort wie diesem enden? Und angesichts der Schwierigkeiten, die wir durchgestanden hatten, um von diesem Gefängnis zu erfahren, war es kein Wunder, dass diese Geistbenutzer verborgen geblieben waren. Ich bezweifelte, dass irgendeiner der Angestellten hier auch nur wusste, was das für Leute waren.
Lissa und ich tauschten einen kurzen Blick. Sie wäre dieser Angelegenheit gern sofort nachgegangen, aber es war jetzt einfach nicht die Zeit dazu. Victor wirkte bereits viel zu interessiert an dem, was sie gesagt hatte, daher erklangen Lissas nächste Worte in meinem Kopf: Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder Geistbenutzer meine Amulette durchschauen würde. Wir können aber nicht riskieren, dass unser tatsächliches Aussehen entdeckt wird – selbst wenn diese Leute angeblich verrückt sind, könnten sie uns vielleicht zutreffend beschreiben.
Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstand, und schob Neugier und sogar Bedauern beiseite. Wir würden dieser Sache zu einem anderen Zeitpunkt auf den Grund gehen müssen – sagen wir, wenn wir das nächste Mal in ein Hochsicherheitsgefängnis einbrachen.
Endlich und ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Theos Büro, obwohl mein Herz während des ganzen Weges wild hämmerte und mein Gehirn mir ständig sagte: Geh! Geh! Geh! Als unsere Gruppe eintrat, plauderten Theo und Eddie gerade über höfische Politik. Eddie sprang sofort auf und stürzte sich auf Theo, weil ihm klar wurde, dass die Zeit gekommen war aufzubrechen. Er hielt Theo in einem genauso effizienten Würgegriff, wie Giovanni es zuvor getan hatte, und ich war froh darüber, dass ausnahmsweise einmal nicht ich die Schmutzarbeit erledigen musste. Bedauerlicherweise gelang es Theo, einen ordentlichen Schrei auszustoßen, bevor er ohnmächtig wurde und zu Boden fiel.
Unverzüglich stürmten die beiden Wächter, die uns zuvor ins Gefängnis eskortiert hatten, in das Büro. Eddie und ich stürzten uns ins Getümmel, und Lissa und Victor brachten Giovanni dazu, es uns nachzumachen. Um die Dinge noch zu erschweren, tauchte Giovanni, kurz nachdem wir einen der Wächter kampfunfähig gemacht hatten, aus dem Zwang auf und begann nun gegen uns zu kämpfen. Schlimmer noch, er lief zu der Wand, wo ich – zu spät – einen weiteren silbernen Alarmknopf entdeckte. Er schlug mit der Faust darauf, und ein durchdringendes Heulen erfüllte die Luft.
„Scheiße!“, brüllte ich.
Kämpfen zählte nicht zu Lissas Stärken, und Victor war auch nicht viel besser. Es hing also ganz von mir und Eddie ab, diese letzten beiden zu überwältigen – und wir mussten es schnell schaffen. Der zweite Wächter ging zu Boden, und dann waren nur noch wir und Giovanni übrig. Bei mir landete er einen guten Treffer – einen, der meinen Kopf gegen die Wand prallen ließ. Dieser Treffer war jedoch nicht gut genug, um mich ganz bewusstlos zu schlagen, doch die Welt drehte sich immerhin, und vor meinen Augen tanzten schwarze und weiße Punkte. Für einen Moment erstarrte ich, aber dann nahm ihn sich Eddie vor, und schon bald stellte Giovanni keine Bedrohung mehr dar.
Eddie ergriff meinen Arm, um mir Halt zu geben, dann rannten wir vier sofort aus dem Raum. Ich schaute zu den bewusstlosen Männern zurück und hasste mich einmal mehr dafür. Aber für Schuldgefühle blieb uns jetzt keine Zeit. Wir mussten weg. Sofort. In weniger als einer Minute würden sämtliche Wächter dieses
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