Vampire Academy 05
bemerkte Adrian, der herübergeschlendert kam. Ich zweifelte nicht daran. Im Adrenalinrausch eines Kampfes war es einfach, Verletzungen und Schmerz nicht wahrzunehmen. Erst später, wenn die Kampfeswut verebbte, begann man zu begreifen, was genau man seinem Körper zugemutet hatte.
Ich war so dankbar zu sehen, dass mit Lissa alles in Ordnung war, dass mir entging, was Eddie bereits bemerkt hatte. „Hört mal, wo sind Victor und Robert?“
Lissas Miene verfiel geradezu, und selbst Adrian wirkte grimmig. „Verdammt“, sagte ich, denn ich brauchte keine Erklärung.
Lissa nickte. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und wirkte bekümmert. „Wir haben sie verloren.“
11
Naja. Großartig.
Wir brauchten eine Weile, um über unseren nächsten Schritt zu entscheiden. Wir spielten mit einigen schwächlichen Ideen herum, wie wir Robert und Victor aufspüren wollten, doch all diese Ideen verwarfen wir am Ende wieder. Roberts Telefon war ein Handy, und während die CIA solchen Dingen nachgehen konnte, konnten wir das gewiss nicht. Selbst wenn Roberts Adresse im Telefonbuch stand, wusste ich, dass Victor ihm nicht erlauben würde, dorthin zurückzukehren. Und obwohl Adrian und Lissa fähig waren, die Aura eines Geistbenutzers zu erkennen, konnten wir doch wohl kaum ziellos durch eine Stadt laufen und erwarten, etwas zu finden.
Nein, was diese beiden betraf, hatten wir Pech. Jetzt blieb uns nichts anderes mehr übrig, als uns auf den Rückweg zum Königshof zu machen und uns unserer Strafe zu stellen, worin diese auch immer bestehen mochte. Ich hatte es alles vermasselt.
Der Sonnenuntergang nahte, und da wir nicht länger einen bekannten Kriminellen bei uns hatten, der uns in Schwierigkeiten bringen konnte, beschlossen wir düster, uns auf den Weg ins Witching Hour zu machen, um Reisepläne zu schmieden. Lissa und ich liefen zwar Gefahr, dort erkannt zu werden, aber Mädchen, die auf der Flucht waren, fielen nicht ganz in die gleiche Kategorie wie flüchtige Verräter. Wir beschlossen also, auf unser Glück zu setzen (ohne Doppelsinn) und uns lieber in der Nähe von Wächtern zu halten, statt weitere Strigoi-Angriffe zu riskieren, bevor wir wieder aus Vegas verschwinden konnten.
Das Witching Hour unterschied sich nicht von den anderen Casinos, in denen wir gewesen waren – es sei denn, man wusste, wonach man Ausschau halten musste. Die Menschen dort waren zu sehr dem Reiz der Spiele und dem Glanz des Ambientes verfallen, um zu bemerken, dass eine ganze Menge der anderen Gäste einförmig hochgewachsen, schlank und bleich waren. Und was die Dhampire betraf? Menschen konnten ja nicht erkennen, dass wir nicht menschlich waren. Es war einzig der unheimliche Sinn der Moroi und Dhampire, der uns wissen ließ, wer wer war.
Versprengt inmitten der johlenden, plaudernden und – bisweilen – heulenden Menge fanden sich Wächter. So begehrt Wächter auch waren, nur eine Handvoll von ihnen konnte auf Vollzeitbasis einem solchen Ort zugewiesen werden. Glücklicherweise wurde ihre Zahl durch die persönlichen Wächter der Wohlhabenden und Mächtigen verstärkt, die zum Spielen herkamen. Aufgeregte Moroi jammerten oder jubelten an Spielautomaten oder Roulettetischen, während schweigsame, aufmerksame Wächter stets hinter ihnen standen und alles im Auge behielten. Kein Strigoi würde hierherkommen.
„Was jetzt?“, fragte Lissa, die beinahe schreien musste, um den Lärm zu übertönen. Seit wir beschlossen hatten hierherzukommen, war es das erste Mal, dass einer von uns überhaupt gesprochen hatte. Wir blieben in der Nähe einiger Blackjack-Tische stehen, mitten im dicksten Gedränge.
Ich seufzte. Meine Stimmung war so düster, dass ich nicht einmal Nebenwirkungen von Geist brauchte. Ich habe Victor verloren, ich habe Victor verloren. Meine eigenen mentalen Anklagen wiederholten sich in einer Endlosschleife.
„Wir finden ihr Geschäftszentrum und buchen Tickets raus aus Las Vegas“, sagte ich. „Je nachdem, wie lange es dauert, bis wir einen Flieger kriegen können, sollten wir uns vielleicht noch einmal ein Zimmer nehmen.“
Adrian betrachtete das Treiben um uns herum. Sein Blick verweilte am längsten auf einer der zahlreichen Bars. „Es würde uns sicher nicht umbringen, hier ein wenig Zeit zu verbringen.“
Jetzt rastete ich aus. „Meinst du das ernst? Nach allem, was geschehen ist, kannst du an nichts anderes denken?“
Er richtete seinen verzückten Blick wieder auf mich und runzelte die Stirn. „Hier sind
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