Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
durch einen abfälligen Gesichtsausdruck kund. Daniella, zweifellos enttäuscht darüber, dass die Wahrheit durchgesickert war, hatte trotz allem offenbar resigniert und schien nun bereit, es hinzunehmen. Aber ihr Lächeln erlosch schnell, als sie mich genauer musterte. „Was ich allerdings gern wüsste, ist jedoch: Wer um alles in der Welt sind Sie?“
Ein guter Teil des Publikums schien das ebenfalls wissen zu wollen. Ich zögerte. Sonyas Tarnzauber hatte mich bis jetzt ziemlich weit gebracht. Wir hatten für Jill und die Dragomir-Linie eine, wenn auch zerbrechliche, Anerkennung erwirkt. Wenn wir dem System nun seinen Lauf ließen, und wenn Lissa siegte, wie ich es mir jetzt wünschte – dann hätte ich eine königliche Fürsprecherin, die dabei helfen würde, meinen Namen reinzuwaschen.
Aber als ich die Menge so anstarrte – lauter Leute, die ich gekannt und respektiert hatte und die mich trotzdem ohne Frage verdammt hatten –, da spürte ich den Ärger in mir lodern. Ob von Geist ausgelöst oder nicht, es spielte jetzt keine Rolle. Ich war immer noch wütend darüber, wie leicht man mich angeklagt und verstoßen hatte. Ich wollte nicht abwarten, bis das in irgendeinem stillen Wächter-Büro geklärt wurde. Ich wollte mich den Leuten stellen. Ich wollte sie wissen lassen, dass ich unschuldig war – zumindest an der Ermordung der Königin.
Und so übertraf ich meine eigenen Rekorde an gefährlichem, tollkühnem Verhalten und riss Sonyas Armband ab.
„Ich bin Rose Hathaway.“
33
Rufe und Schreie aus dem Publikum sagten mir, dass meine Tarnung dahin war. Viele Blicke richteten sich auch auf Dimitri. Adrian hatte diese Illusion ebenfalls fallen lassen, sobald ich meine abgestreift hatte. Und – wie erwartet – drängten die Wächter, die nach und nach um uns herum Stellung bezogen hatten, heran. Sie waren mit Pistolen bewaffnet, was ich immer noch für Betrug hielt. Zum Glück eilten meine Mutter und Mikhail rasch zu uns, versperrten unseren Angreifern den Weg und hinderten sie daran, ihre Waffen auf uns abzufeuern.
„Nicht“, fauchte ich Dimitri an, der sich, wie ich wusste, wahrscheinlich unseren beiden Verteidigern anschließen wollte. Es war von größter Wichtigkeit, dass er und ich vollkommen reglos blieben, damit man keine Bedrohung in uns sah. Ich ging sogar so weit, die Arme zu heben, und Dimitri tat – widerstrebend, vermutete ich – das Gleiche. „Warten Sie! Hören Sie uns bitte zuerst an.“
Der Kreis der Wächter war eng und wies keine Lücken auf. Ich war mir ziemlich sicher, dass lediglich meine Mutter und Mikhail sie davon abhielten, uns an Ort und Stelle zu erschießen. Wenn eben möglich, würden Wächter nicht gegen andere Wächter kämpfen. Zwei Verteidiger waren jedoch leicht zu überwinden, und diese Wächter würden nicht ewig warten. Plötzlich traten Jill und Abe vor und bezogen neben uns Position. Weitere Schilde. Ich sah, wie einer der hochgewachsenen Wächter das Gesicht verzog. Zivilisten machten alles noch komplizierter. Adrian hatte sich nicht gerührt, aber die Tatsache, dass er überhaupt mit dabei war und innerhalb des Kreises stand, machte ihn trotzdem zu einem Hindernis.
„Bringen Sie uns später weg, wenn Sie wollen“, sagte ich. „Wir werden keinen Widerstand leisten. Aber Sie müssen uns zuerst ausreden lassen. Wir wissen, wer die Königin ermordet hat.“
„Das wissen wir auch“, erwiderte einer der Wächter. „Also, an alle anderen .... treten Sie zurück, bevor Ihnen etwas zustößt. Das sind gefährliche Flüchtlinge.“
„Sie müssen sprechen dürfen“, erklärte Abe. „Sie haben Beweise.“
Wieder drängte er sich mit seiner Sache in den Vordergrund. Er handelte voller Zuversicht im Hinblick auf Dinge, von denen er überhaupt keinen Schimmer hatte. Er setzte ganz auf mich. Allmählich mochte ich ihn. Irgendwie schade, dass unsere Beweise keineswegs so hundertprozentig waren, wie ich gehofft hatte. Aber wie ich schon zuvor gesagt hatte .... das war Formsache.
„Lasst sie reden!“
Das war eine neue Stimme, aber eine, die ich gut kannte. Lissa zwängte sich zwischen zweien der Wächter hindurch. Sie hielten ihre enge Position bei, denn ihre unmittelbare Sorge bestand darin, uns nicht entkommen zu lassen. Zwar konnte Lissa hindurchschlüpfen – aber einer der Wächter hielt sie dennoch am Arm fest und hinderte sie daran, zu uns zu gelangen.
„Sie sind so weit gekommen. Und sie hatten schon recht mit .... Jill.“ Also, das jetzt mit
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