Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
ihr und Joe. Joe sackte beinahe zu Boden und wurde dann stocksteif, als sich sein und Adrians Blick kreuzten. Weiterer Zwang – aber viel weniger, als Lissa benutzt hatte.
„Vergessen Sie einfach alles!“, zischte Adrian. „Wir haben dieses Gespräch niemals geführt.“
„Adrian, was tust du .... “
Daniella blieb in der Tür zum Wohnzimmer stehen und betrachtete die seltsame Szene. Christian saß immer noch auf dem Sofa, aber Lissa und Adrian standen nur Zentimeter von Joe entfernt, dessen Hemd schweißgetränkt war.
„Was geht hier vor?“, rief Daniella.
Adrian trat zurück und schenkte seiner Mutter sein typisches charmantes Lächeln, das so viele Frauen faszinierte. „Dieser Mann ist vorbeigekommen, um mit dir zu sprechen, Mom. Wir haben ihm erklärt, dass wir warten würden, bis du zurück bist. Und nun brechen wir auf.“
Daniella schaute zwischen ihrem Sohn und Joe hin und her. Das Szenario erfüllte sie sichtlich mit Beklommenheit, aber auch mit Verwirrung. Lissa war von Adrians Bemerkung, dass sie aufbrechen wollten, zwar überrascht, folgte ihm jedoch, ebenso wie Christian.
„Es war schön, Sie zu sehen“, sagte Lissa und versuchte sich an einem Lächeln, das dem Adrians ähnelte. Joe wirkte völlig benommen. Nach Adrians letzten Worten hatte der arme Hausmeister wahrscheinlich auch vergessen, wie er überhaupt im Haus der Ivashkovs gelandet war.
Lissa und Christian folgten Adrian eilig aus dem Wohnzimmer, bevor Daniella noch viel sagen konnte. „Was war das denn, verdammt?“, fragte Christian, sobald sie draußen standen. Ich war mir nicht sicher, ob er damit Lissas beängstigenden Zwang meinte oder das, was Joe offenbart hatte.
„Keine Ahnung“, meinte Adrian mit düsterer Miene. Kein munteres Lächeln mehr. „Aber wir sollten mit Mikhail sprechen.“
„Rose.“ Dimitris sanfte Stimme holte mich zurück zu ihm, Sydney und dem Wagen. Zweifellos hatte er den Ausdruck auf meinem Gesicht erkannt und wusste auch, wo ich gewesen war.
„Ist da drüben alles in Ordnung?“, fragte er.
Ich ahnte, dass er mit da drüben den Hof meinte und nicht den Rücksitz. Ich nickte, obwohl mir in Ordnung nicht ganz der richtige Ausdruck für das schien, was ich soeben miterlebt hatte. Was hatte ich denn soeben miterlebt? Das Eingeständnis einer Falschaussage. Ein Eingeständnis, das im Widerspruch zu einigen der Beweise gegen mich stand. Es kümmerte mich nicht so sehr, dass Joe gelogen hatte, um Adrian zu beschützen. Adrian hatte nichts mit Tatianas Ermordung zu tun gehabt. Er sollte über jeden Verdacht erhaben sein. Aber was war mit dem anderen Teil? Irgendein gewöhnlicher Moroi, der Joe dafür bezahlt hatte, dass er die Unwahrheit darüber sagte, wann ich dort gewesen war, sodass ich während des Zeitfensters der Ermordung kein Alibi hatte?
Bevor ich die Konsequenzen völlig hätte verdauen können, bemerkte ich, dass der Wagen stehen geblieben war. Ich schob die Informationen über Joe gewaltsam in meinen Hinterkopf zurück und versuchte, unsere neue Situation zu erfassen. Sydneys Laptop leuchtete auf dem Beifahrersitz, während sie irgendeine Datei durchscrollte.
„Wo sind wir denn?“ Ich spähte aus dem Fenster. Im Licht der Scheinwerfer sah ich eine traurig wirkende geschlossene Tankstelle.
„Altswood“, erwiderte Dimitri.
Meiner Einschätzung nach war da nichts außer der Tankstelle. „Daneben nimmt sich unsere letzte Stadt wie New York aus.“
Sydney klappte ihren Laptop zu. Sie reichte ihn nach hinten, und ich stellte ihn neben mir auf den Rücksitz, in die Nähe der Rucksäcke, die sie vor ihrer Flucht aus dem Motel auf wundersame Weise gepackt hatte. Sie legte den Gang ein und fuhr vom Parkplatz. Nicht allzu weit entfernt sah ich den Highway und erwartete, dass sie darauf einbiegen würde. Stattdessen fuhr sie aber an der Tankstelle vorbei und tiefer in die Dunkelheit hinein. Wie auch schon in der letzten Stadt waren wir von Bergen und Wäldern umringt. Wir krochen im Schneckentempo weiter, bis Sydney eine winzige Schotterstraße sah, die im Wald verschwand. Sie war nur für einen einzigen Wagen breit genug, aber irgendwie erwartete ich hier draußen auch nicht viel Gegenverkehr. Eine weitere Straße wie diese führte uns noch tiefer und tiefer in den Wald hinein, und obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, war Sydneys Sorge mit Händen zu greifen.
Minuten fühlten sich wie Stunden an, bis unser schmaler Pfad auf eine große Lichtung mit einem Grund aus gestampftem
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