Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
bin Lexa“, hatte Lexa gesagt und generös gelächelt. „Und ich stehe gerne weich.“
Sie wusste nicht mehr, worüber sie sich dann noch unterhalten hatten, aber irgendwie waren sie dann gemeinsam weitergezogen und mit der Unvermeidlichkeit die alkoholisierten Hormonen und der Schwerkraft zu eigen ist, im Bett gelandet. Auch daran konnte sich Lexa nicht mehr genau erinnern, aber es war wild zugegangen, unfassbar intensiv und die zerfaserten Puzzleteilchen ihrer Erinnerung transportierten wirre Bilder ineinander verknoteter Körper, heißer Küsse und ihrer vollkommenen Niederlage. Lexa war kein Kind von Traurigkeit und diejenigen ihrer Bekannten, die nur so taten als würden sie Lexa mögen, nannten sie hinter ihrem Rücken gerne Schlampe .
Aber sie wollte bei dem, was sie tat, die Kontrolle behalten und das galt üblicherweise gerade beim Sex. Doch gestern hatte Baghira sie vernascht, so wie sie das aus den pseudoromantischen Plüsch-Girlie-Porno-Fantasy-Filmchen kannte, deretwegen sie ihre Freundinnen immer so hingebungsvoll auslachte. Sie hatte sich hingegeben und er hatte sie genommen. Bis sie zitternd neben ihm liegend eingeschlafen war.
Und jetzt war er weg, der Saukerl. Sie wusste nicht einmal, ob sie seine Nummer hatte.
Griesgrämig tappte sie zum Spiegel und fuhr erschrocken zurück.
„Ach nee!“
Dass es so wild zugegangen war, hatte sie nicht geahnt. Quer über ihr Dekolleté gingen drei lange rote Kratzer und ihren Hals zierte ein gigantischer Knutschfleck. Blaurot schillernd und geschwollen. Lexa ließ ihre Zahnbürste wieder sinken und betastete mit der freien Hand vorsichtig ihren geschändeten Hals. Über dem Bluterguss lag sogar Schorf. Langsam sah sie an sich herunter. In der rechten Leiste trug sie einen weiteren Knutschfleck und ihre Handgelenke waren so gerötet, als hätte sie sich nicht nur eingebildet, dass der Kerl sie gefesselt hatte.
„Das müssen K.O.-Tropfen gewesen sein“, erklärte sie verlegen ihrem Spiegelbild und versuchte die schmutzigen Gedanken beim Zähneputzen wegzubürsten. „Unglaublich…“
Nun fühlte sie sich endgültig nicht nur genommen, sondern benutzt. Wenn sie ihre Blessuren so betrachtete, brauchte sie sich jedenfalls nicht zu wundern, warum sie sich so schlecht fühlte. Von solchen Orgien hatte sie bislang nur gelesen.
Unter etwas Concealer und viel Puder verschwanden mit geübten Schwüngen Augenringe und Nachtbleiche, aber nur weil sie besser aussah, hieß das nicht, dass es ihr auch besser ging. Warum ihr Kiefer so spannte? Ihr fielen nur einige wirklich unanständige Erklärungen ein.
„Und ich hab noch nicht mal was zu erzählen“, grummelte sie vor ihrem Kleiderschrank, „weil ich mich an fast nichts erinnere. Dreckskerl.“
Immerhin erfuhr ihre morgendliche Textil-Unentschlossenheit heute eine Variante. Da sie keine Lust hatte, sich von ihren Patienten und Kollegen blöd anreden zu lassen, suchte sie nach einem Rollkragenpullover und entschied sich für bequeme Jeans. Sie war ohnehin viel zu spät dran.
Das wenigstens war normal.
Als sie deshalb ohne Frühstück ins Freie trat, hätte sie fast geschrien. Die Sonne stach ihr mit all der Kraft des berühmten Münchner Altweibersommers in die Augen und brachte sie zum Tränen, was angesichts all der Tarnschminke in ihrem Gesicht gar nicht wünschenswert war. Doch das war ihre geringste Sorge, denn ihr Kopf drohte zu explodieren. Für einen Augenblick erwog Lexa ernsthaft, umzudrehen und sich krank zu melden. Gebrochen an Leib und Seele sozusagen.
„Soweit kommt’s noch“, schimpfte sie mit sich. „Wer feiern kann, kann auch arbeiten.“
Mit Sonnenbrille ging es gleich besser. In der Klinik würde sie sich sogleich auf die Suche nach ein paar Kopfschmerztabletten machen und dann musste es auch wieder gut sein. Allerdings gestand sie sich zu, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.
Physiotherapeuten rangieren in der fein abgestuften Rangordnung einer großen Universitätsklinik nur deshalb über den Kakerlaken, weil letztere erschlagen werden, wenn man sie trifft. Das zeigt sich auch daran, welchen Parkplatz man in der Tiefgarage zugewiesen bekommt. Lexa fragte sich auch unter günstigeren Bedingungen oft, warum sie angesichts der ihr täglich zugemuteten Wanderung durch die abgasverrauchten Katakomben der Klinik nicht gleich zu Fuß in die Arbeit ging. Heute war es natürlich besonders schlimm. Ihr war schlecht, was kein Wunder war, wo sie sich doch noch vor dem Frühstück übergeben
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