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Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Titel: Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Smith
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Oberfläche des Wassers war schlammig und aufgewühlt; Mondlicht fiel darauf. Ich konnte mein Spiegelbild nicht sehen– ich konnte nichts sehen außer einen schwarzen Abgrund, so tief und dunkel wie meine Zukunft. Konnte ich ewig so weitermachen: trinken, töten, vergessen– und dann begann der Kreislauf wieder von vorn?
    Ja. Alle meine Instinkte schrien Ja.
    Der Triumph, mich meiner Beute zu nähern, mit meinen Reißzähnen die papierdünne Haut des Halses zu berühren, zu hören, wie sich der Herzschlag zu einem dumpfen Dröhnen verlangsamte, und zu spüren, wie der Körper in meinen Armen erschlaffte… Jagen und Trinken gaben mir das Gefühl, lebendig zu sein, ganz zu sein; sie gaben mir in der Welt eine Aufgabe.
    Das war schließlich die natürliche Ordnung der Dinge, oder? Tiere töteten schwächere Tiere. Menschen töteten Tiere. Ich tötete Menschen. Jede Spezies hatte ihren Feind. Ich schauderte bei dem Gedanken daran, welches Ungeheuer mächtig genug war, Jagd auf mich zu machen.
    Die salzige Brise, die vom Wasser herüberwehte, war durchsetzt vom Gestank verfaulenden Essens und vieler ungewaschener Leiber– ein himmelweiter Unterschied zu dem Geruch auf der anderen Seite der Stadt, wo der Duft von Blumenparfüm und Talkumpuder schwer in der Luft über den breiten Straßen lag. Hier dagegen waren die Gassen schmal und an jede Ecke schmiegten sich Schatten, Gewisper schwoll an und verstummte wieder im Rhythmus des trägen Stromes, und hier und da durchdrang ein trunkener Schluckauf die Nacht. Hier war es dunkel. Gefährlich.
    Hier gefiel es mir recht gut.
    Ich bog um eine Ecke und folgte meiner Nase wie ein Bluthund, der die Witterung eines Rehs aufgenommen hat. Ich dehnte meine Arme, bereit für die Jagd– das Opfer war egal: ein mit Gin abgefüllter Betrunkener, ein Soldat, eine Dame, die nach Einbruch der Dunkelheit noch unterwegs war…
    Ich bog um die nächste Ecke, und der kupferartige, eisenähnliche Duft von Blut war jetzt näher. Süß und rauchig. Ich konzentrierte mich darauf, konzentrierte mich völlig auf den Gedanken, meine Reißzähne in einen Hals zu stoßen, und auf die Frage, wessen Blut ich trinken würde, wessen Leben ich nehmen würde.
    Ich ging weiter und beschleunigte meinen Schritt, während ich dem Duft bis zu einer namenlosen Nebenstraße folgte, in der eine Apotheke, ein Gemischtwarenladen und eine Schneiderei lagen– wie in unserer Hauptstraße daheim in Mystic Falls. Aber während es dort nur eine einzige dieser Einzelhandelsstraßen gab, musste es in New Orleans Dutzende, wenn nicht Hunderte davon geben.
    Der rostige Geruch wurde jetzt immer stärker. Während ich weiteren Biegungen und Wendungen folgte, wuchs mein Hunger, brannte und versengte meine Haut, bis ich endlich, endlich ein massives, pfirsichfarbenes Gebäude erreichte. Als ich jedoch das handgemalte Schild über der Tür sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. In einem der schmutzigen Fenster hingen Würste in ihren Pellen; geräuchertes Fleisch baumelte in großen Stücken von der Decke wie ein groteskes Kindermobile; hinter einer Theke lagen Rippchen auf Eis und gegenüber hingen ganze Kadaver aufgeschnürt, deren Blut in großen Fässern aufgefangen wurde.
    Dies war eine… Schlachterei?
    Ich seufzte frustriert, aber mein Hunger trieb mich dazu, die verriegelte Tür trotzdem aufzustemmen. Die Eisenkette riss sofort, als sei sie aus Garn. Sobald ich in der Schlachterei war, starrte ich die blutverschmierten Kadaver wie gebannt an, fasziniert von dem Blut, das in die Fässer tropfte.
    Neben dem Geräusch dieses Blutregens hörte ich ein winziges Ping, nicht lauter als das Zucken der Schnurrhaare einer Maus. Darauf folgte ein leises Huschen.
    Ich wich zurück, und mein Blick flog von einer Ecke zur anderen. Im Gebäude nebenan tickte eine Uhr. Sonst war kein Laut mehr zu hören. Aber die Luft um mich herum fühlte sich plötzlich dicker an, und die Decke wirkte niedriger, und mir wurde mit jedem meiner Sinne bewusst, dass dieser Raum des Todes keinen Hinterausgang hatte.
    » Wer ist da?«, rief ich in die Dunkelheit und wirbelte mit gefletschten Reißzähnen herum. Und dann nahm ich eine Bewegung wahr. Reißzähne, Augen, das Dröhnen von Schritten, die aus allen Ecken auf mich zukamen. Leises, kehliges Knurren hallte von den blutbefleckten Wänden der Schlachterei wider. Begleitet von Übelkeit überkam mich die Erkenntnis, dass ich umzingelt war von Vampiren, die nur allzu bereit schienen, sich auf mich zu

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