Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis
Fluss, gibt es diesen Ort, den sie Loop nennen. Das Viertel ist umgeben von einem Fluss im Norden und einem im Westen und dem See im Osten. Im seichten Wasser leben viele von diesen Frosch-Grogs. Und im Süden steht eine große Mauer, die sie aus einem alten Expressway gebaut haben. Frat sagt, dass die Züge immer noch Leute in dieses Viertel bringen, aber niemand kommt mehr heraus. Die Gebäude sind so hoch, dass es ist, als befände man sich am Boden einer Schlucht. Kein Licht. Die Menschen dort leben von Ratten, Vögeln und dem Müll, der in den Fluss geworfen wird. Er sagt, sie essen auch andere Menschen.«
»Bist du sicher, dass er das nicht nur erfunden hat?«, fragte Valentine.
»Dann wäre er ein sehr guter Lügner«, widersprach Gonzales. »Die Einzigen, die ansonsten diesen Loop betreten, sind die Schlächter. Alle Brücken sind weg, aber sie haben ein Tunnelsystem unterhalb der Stadt, um rein- und rauszukommen. Das gesamte Gebiet ist ein Jagdrevier für die Schlächter von Chicago. Die Leichen lassen sie einfach für die Ratten und die Frosch-Grogs liegen.
Und so ist der Junge rausgekommen. Durch die unterirdischen Gänge. Kannst du dir das vorstellen? Im Dunkeln durch einen Tunnel zu kriechen, den die Egel benutzen? Ich bin sicher, dass ich das nicht könnte.«
Valentine schauderte schon bei dem Gedanken. Ein pechschwarzer Tunnel, an dessen Ende vielleicht Schlächter lauerten. Es war natürlich auch möglich, dass der Junge es nur deshalb gewagt hatte, weil er nicht wusste, wie leicht die Blutsauger ihn entdecken konnten.
Von draußen drang Motorengeräusch in ihre Zuflucht. Valentines geschärfte Ohren hörten ein Fahrzeug, das langsamer wurde.
»Heh …«, sagte Gonzales verblüfft.
»Still, ich höre es auch.«
Valentine identifizierte einen Automotor mit einem maroden Auspuff. Das Auto fuhr auf den Hof der Carlsons, und er hörte, wie zwei Autotüren geöffnet und geschlossen wurden. Von oben waren gedämpfte Stimmen zu vernehmen.
Valentine zeigte auf den verborgenen Raum. Gonzales hielt an der Treppe Wache, und Valentine steckte den Finger in das Astloch, um die Tür aufzuziehen. Im Geheimzimmer war ein wenig mehr Platz, nachdem ihre Pritschen jetzt in Frats Teil des Kellers standen. Ihre Rucksäcke und Waffen waren allerdings immer noch dort verborgen. Durch den Luftschacht konnten sie die Stimmen deutlich hören. Mr. und Mrs. Carlson führten Major Flanagan und seinen Assistenten Virgil ins Wohnzimmer. Selbst das Knarren der alten Sessel war durch den Luftschacht zu vernehmen.
»Was bringt dich heute Abend hier raus, Major?«, fragte Carlson.
»Mehr Fleischpastete bekommst du nicht«, fügte Mrs. Carlson hinzu. »Ich hab keine mehr, und bei dem Regen sind heute auch keine Kaninchen in die Falle gegangen. Ich kann dir Kartoffeln braten, wenn du willst.«
»Es ist einfach nur ein Besuch, Alan«, sagte Flanagan. »Na ja, fifty-fifty. Es ist wegen der Versammlung im Zelt heute.«
»Was, haben wir eine Zugabe verpasst?«, fragte Mrs. Carlson. »Hat er so fest an seinen Stiefelriemen gezogen, dass er aus dem Zelt geflogen ist?«
»Gwen, du solltest deinen Sinn für Humor ein wenig dämpfen. Aber es hat tatsächlich etwas mit Jim Touchet zu
tun. Er hat jemanden bei eurer Familie entdeckt, der ihn wirklich faszinierte. Er möchte sozusagen ein persönliches Gespräch.«
Valentine griff nach seinem Gewehr. Es fühlte sich beruhigend an.
»Wer? Saint Croix? Ich bin nicht mal sicher, ob er überhaupt zur Familie gehören wird, Mike.«
»Nein, Alan«, sagte Flanagan mit einem sardonischen Lachen. »Es geht um Molly. Er will eure Tochter.«
Stille breitete sich im Wohnzimmer aus. Nach vollen zehn Sekunden erklang Mr. Carlsons Stimme deutlich durch den Luftschacht. »Mike, du Arschloch.«
Valentine lächelte zustimmend. Er hatte Mr. Carlson zuvor nie etwas Heftigeres als »zur Hölle« sagen hören, aber der Anlass verdiente es.
»Willst du etwa …«, erklang Virgils Stimme.
»Virgil, du bist kein bisschen besser.«
»Warte mal …«
Flanagan schnitt seinem Stellvertreter das Wort ab. »Also gut, bevor wir anfangen, uns zu streiten, und du verlieren würdest, Alan, wie wir genau wissen, denk darüber nach. Hör zu, was ich zu sagen habe. Du würdest mir nicht nur einen großen Gefallen tun - und ich finde, du bist mir nach all diesen Jahren etwas schuldig -, sondern auch deiner Familie helfen. Sie bieten der ganzen Familie eine Garantie für zwei Jahre an. Eigentlich sogar fünf Jahre;
Weitere Kostenlose Bücher