Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis
Feldbett im Tipi der jüngeren Offiziere, ritt Valentine durch die lebendige kleine Stadt zum Campus. Es war eine einfallslose Ansammlung von soliden 50er-Jahre-Gebäuden, beherrscht von einem seltsam verkürzten Turm, auf dem eine Uhr thronte. Uniformierte Wachen saßen vor einem Ziegelgebäude, in dem sich die Militärschule befand. Da Valentine dort zu tun hatte, beschloss er, als Erstes zum Offiziersausbildungszentrum zu gehen. Er nickte den Wachen draußen freundlich zu und folgte einem alten schwarzweißen Plastikzeichen mit einem roten Pfeil. Auf einer Tafel vor der offenen Bürotür stand:
DIESE WOCHE:
MAJOR JONAS BRATTLEBORO - Feldmedizin
(Dienstag- und Mittwochnachmittag, Raum 114)
LIEUTENANT P. HAYNES - Vom Schwarzpulver bis zum Stahlmantelgeschoss
(Freitagvormittag, Raum 106 / Nachmittags Schießstand)
Valentine betrat das Büro. Eine Brise kam durch die offenen Fenster herein, aber es war immer noch ungemütlich heiß, und im Raum hing der säuerliche Geruch von altem Papier. Eine junge Frau, deren Gesicht so frisch war wie die Blüten dieses Morgens, erhob sich lächelnd. Sie trug eine
weiße Baumwolluniform, die Valentine als die eines Kadetten der Wache erkannte.
»Sie müssen der neue Wolf von der Zulu-Kompanie sein, Sir. Schön, Sie kennenzulernen, Lieutenant Valentine«, sagte sie. »Ich bin Kadett Lambert, aber die Jungs hier nennen mich Pünktchen, weil ich die geborene Korinthenkackerin bin und sofort jeden fehlenden I-Punkt entdecke.«
»Sie sind gut informiert, Lambert. Ich wusste nicht, dass die Wachen den Wölfen so viel Aufmerksamkeit schenken.«
»Im Augenblick wird nur ein weiterer Wolf hier ausgebildet, Sir. Sie stammt aus der Tango-Kompanie drüben in Fort Smith, wohnt in der Pension Poole und ist ein wenig älter als Sie. Sie heißt Carol Pollisner. Für gewöhnlich bleiben die Wölfe unter sich und haben nicht viel mit der Arbeit hier am College zu tun. Aber da wir gerade davon reden, ich habe Ihr Päckchen schon bereit.«
»Danke, Lambert. Wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf? Sie sehen aus wie zwölf.« Er griff nach dem schweren Packen Papier in einem zusammengebundenen Leinenordner, den sie ihm reichte.
»Ich bin fünfzehn. Aber ich habe die ärztlichen Prüfungen für die Wachen bestanden, und die schriftliche Prüfung mit fliegenden Fahnen. Ich werde Stabssekretärin des Colonels sein, bis ich achtzehn werde. Und Pünktchen ist mir tatsächlich lieber, Sir.«
Valentine stieß einen anerkennenden Pfiff aus, denn er wusste, wie viele Liegestütze man schaffen musste, um die ärztliche Kadettenprüfung zu bestehen. Er öffnete den Leinenordner.
»Das OAZ arbeitet überwiegend autodidaktisch«, erklärte Pünktchen. »Es gibt eine Leseliste und schriftliche Prüfungen zu jedem Buch. Sie werden sich sechs Monate Vorlesungen anhören, oder Sie legen zu dem Thema eine mündliche
Prüfung ab. In der Klasse zu arbeiten ist leichter, es sei denn, Sie sind eine Art Genie. Die Vorlesungspläne für jede Woche stehen draußen auf der Tafel. Sobald Sie damit fertig sind und ihre Zertifikate für Fleiß, Verantwortlichkeit und Nüchternheit haben, kommen Sie zur letzten mündlichen Prüfung. Diese Prüfungen werden abgehalten, wann immer zufällig drei Offiziere im Rang eines Captains oder darüber anwesend sind. Tatsächlich wird Ihr Captain LeHavre demnächst eine dieser Prüfungen durchführen. Ich höre, er ist gnadenlos, was Grog-Erkennung angeht. Wenn man nicht weiß, wo man eine Harpyie treffen muss, um sie mit einer einzigen Kugel vom Himmel zu holen, muss man nochmal von vorn anfangen.«
»Was hat es mit dieser schriftlichen Arbeit auf sich?«, fragte Valentine, der sich die Abschlussanforderungen angesehen hatte.
»Das ist eins von Colonel Jimenez’ Lieblingsprojekten. Ich hoffe, Sie können schreiben. Er will ein fünfzig Seiten langes Papier über ein nichtmilitärisches Thema. Geschichte ist in Ordnung, solange Sie sich nicht mit den Kriegen und Schlachten auf der Leseliste befassen. Eine Woche, nachdem Sie die Arbeit abgegeben haben, werden Sie dazu befragt, also sollten Sie wissen, worüber Sie geschrieben haben. Ich habe meine Arbeit über die großen Seefahrer verfasst, Columbus, Cook und so weiter. Eine Woche später hat er mich darüber ausgefragt, wie Columbus seine Männer dazu gebracht hat, mit ihm zu kommen, und wie Kapitän Magellan verhindert hat, getötet zu werden. Ich glaube, Jimenez macht das einfach, um selbst auf Draht zu bleiben.«
»Danke,
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