Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Einbruch der Dunkelheit machten sie sich auf den Weg Richtung Nordwesten. Valentines Magen hatte anderes im Sinn als sein Gehirn, und seine Innereien schlugen vor Erschöpfung Purzelbäume. Und er hatte eine neue Sorge. Als sie aus den aus Decken und Seilen improvisierten Sätteln glitten, um die Pferde eine Weile zu führen, bahnten sich seine Gedanken endlich einen Weg zu seinem Kehlkopf. »Ich begreife es nicht, Ali. Wieso weiß er so genau, wo das Lager der Adler ist? Sie lagern doch jedes Jahr an einer anderen Stelle, richtig? Und du hast gesagt, die Gestreifte Sieben und die Adlerschwingen wären keine Freunde.«
Sie hielt einen Moment inne. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Die Reiter dieser Clans kommen ziemlich weit rum, Valentine. Sie jagen, sie holen verirrtes Vieh zurück. Manchmal suchen sie auch verirrte Tiere anderer Trecker, wenn ich die Gestreifte Sieben richtig einschätze. Er hat uns doch Pferde gegeben, nicht wahr? Würde Lawson mit dem Verbogenen Kreuz unter einer Decke stecken, was du ja offenbar andeuten willst, warum liefert er uns dann nicht einfach aus, tot oder lebendig? Die hatten da gute zwanzig Gewehre in ihren Wagen, und die Männer wissen, wie man damit umgeht. Wir hätten keine Chance gehabt. Sei nicht paranoid. Die Gestreifte Sieben lebt auf der dunklen Seite dieser Gesellschaft, sicher, aber ich habe noch nie gehört, dass eine Treckergruppe eine andere verraten hätte. Täte es eine, würden sämtliche anderen Brandzeichen aus allen Himmelsrichtungen ihnen mit dem Arsch ins Gesicht springen. Das wäre der Tod von …«
»Genug. Du hast gewonnen. Wenn du einmal anfängst zu quasseln, muss man sich ja die Ohren abreißen, um seine Ruhe zu haben.«
Der anstrengende Ritt quer durch die Dunes brachte Valentines Hirn ins Schwimmen. Schließlich redete er sich erfolgreich ein, dass sein Unbehagen in Hinblick auf die Gestreifte Sieben durch seinen Schlafmangel ausgelöst wurde.
Sie beschlossen, dass eine längere Pause wichtiger war als eine warme Mahlzeit, und verzichteten auf ein Feuer und rasteten stattdessen einige Stunden lang. Duvalier munterte Valentine auf, indem sie ihm versprach, er bekäme ein brutzelnd heißes Steak, sobald sie das Lager der Adler gefunden hatten. Während die Pferde grasten, nahmen sie ein Mahl aus Crackern und Käse ein, das sie an ihre erste gemeinsame Reise erinnerte.
Am nächsten Mittag geriet ihr Zielgebiet erstmals in ihr Blickfeld. Lawson hatte nicht übertrieben, als er ihnen den Gebirgszug beschrieben hatte. Das grasbewachsene Monster ragte wie eine Flutwelle über der Landschaft und den kleinen Baumgruppen an seinem Fuß entlang dem ostwärts fließenden Bach auf. Rinderherden verteilten sich über das Tal und die steilen Hänge.
Valentine folgte dem unteren Rand der Berghänge mit seinem Fernglas. Endlich sah er es, ein unregelmäßiges Dreieck, gebildet aus Wagen auf einem kleinen Hügel am Rand des Gebirgszugs. Die Grundlinie des Dreiecks beschrieb eine konkave Kurve, die Spitze kletterte den Hang empor. Hoch oben auf dem Kamm stand ein Beobachtungsposten auf einem einzelnen Baumstamm, der an den Mast eines Schiffs gemahnte. Valentine stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Du weißt noch nicht einmal die Hälfte, Val«, kommentierte Duvalier. »Sie haben noch andere Herden, die wir nicht sehen können. Wenn man alle Familien mitrechnet, gehören zu diesem fahrenden Zirkus über tausendsechshundert Leute. Und es gibt ungefähr fünf Kühe pro Person.«
»Wie steht es mit meinem Steak?«, fragte Valentine und richtete sein Fernglas auf die roten und rotweißen Rinder.
»Kommt sofort, Sir«, entgegnete sie und stieß ihrem Pferd sacht die Fersen in die Seiten. Die Tiere verfielen in Trab, und der Geruch ihrer Artgenossen drang von der dreiseitigen Wagenburg her in ihre Nüstern.
Aus der Nähe war die Wagenburg noch beeindruckender. Hunderte von Wagen bildeten eine Mauer um eine kleine Quelle auf dem Hügel.
»Sie haben drei verschiedene Arten von Wagen«, erklärte ihm Duvalier, als sie sich einen Weg durch die Herden bahnten. Ein oder zwei Bullen starrten sie an, aber der
größte Teil der Rinder nahm keinerlei Notiz von ihnen. Valentine fielen die vielen Kälber auf - darunter einige x-beinige Neugeborene -, die brav hinter ihren Müttern hertrotteten. »Die meisten leben in fahrbaren Häusern, die, wie sie mir erzählt haben, Zigeunerwagen nachempfunden sind, was immer auch Zigeuner sein mögen. Nein, ich will keine
Weitere Kostenlose Bücher