Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
weniger Soldaten als Berserker. So habe ich es jedenfalls in Erinnerung. Die ganze Geschichte ist ein bisschen vernebelt.«
»So etwas habe ich von Ryu nie gehört. Er wirkt immer so …« Sie suchte nach dem passenden Wort. »… einsam. Einsam und traurig.«
Val zuckte mit den Schultern. »Möchtest du dich ein bisschen ausruhen, ehe wir weiterziehen?«
»Ich finde, du solltest dich vielleicht etwas ausruhen. Du schleppst immer den größten Teil unserer Last und dann noch dieses gottserbärmliche Gewehr samt Munition.«
Damals, beim Regiment, hätten sie uns Maultiere nennen sollen, statt Wölfe. Sie haben uns für ein fruchtloses Leben höchster Beanspruchung auserwählt. Er streckte sich im Gras aus und benutzte seinen Mantel als Kissen. »Ich komme zurecht.«
»Du trägst trotzdem zu viel«, sagte sie, beugte sich plötzlich über ihn und küsste ihn auf die Stirn.
Er klappte ein Auge auf. »Nur gut, dass du das nicht getan hast, während du diese Kombination aus BH und knappem Höschen getragen hast. Anderenfalls hätte ich dir eine ziemlich überzeugende Vorstellung eines Frischvermählten gegeben.«
»Träum weiter, Valentine«, sagte sie und warf eine Erdnussschale nach ihm. Sie hatten irgendwo unterwegs im Zuge eines Handels einen Beutel davon erworben.
»Ich wünschte, ich hätte dabei sein können, als du diesen roten BH gekauft hast. Das wäre eine kostbare Erinnerung gewesen. In der Halle würde mir das niemand glauben. Die Beweise hast du bestimmt inzwischen verbrannt.«
»Nein, und ich habe ihn auch nicht in Lincoln gekauft. Eigentlich habe ich ihn vor einem Jahr gefunden. Er hing auf einem Plastikbügel, immer noch in Tissuepapier und Folie verpackt, in einem zerstörten Geschäft in Amarillo. Er hat so gut gepasst, dass ich beschlossen habe, ihn für die Tage zu behalten, an denen ich mit meinen Möpsen einfach nicht klarkomme.«
Er lachte. »Du schleppst seit einem Jahr einen roten BH mit dir rum?«
»Ich habe eben auch meine Geheimnisse, okay? Du bist ein Mann, du hast keine Ahnung, wie wichtig ein guter BH ist.«
»Deine kleinen Dinger waren unter diesem Jeansjäckchen gar nicht so verborgen. Wie fühlt sich eigentlich Sonnenbräune im Bauchnabel an?«
»Idiot.«
»Zicke.«
»Hör auf, dich wie ein Arsch zu benehmen. Ruh dich lieber ein bisschen aus - in einer Stunde geht es weiter.«
Einen Tag später trafen sie auf eine breite unbefestigte Straße, die gen Osten führte. Rinder, Wagenräder und Pferdehufe hatten eine Schneise in den grasbewachsenen Dünen aufgeworfen.
»Man muss nicht Red Cloud persönlich sein, um diesen Spuren zu folgen«, stellte Valentine fest und trat gegen die Erde in einer der Radfurchen, um festzustellen, wie stark die Spur eingetrocknet war.
»Red was?«
»Red Cloud. Er war ein Häuptling der Lakota-Sioux. Meine Mutter hat mir das immer gesagt, wenn ich Schmutz in die Küche geschleppt habe.«
Mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen legte sie den Kopf schief. »Hast du ein Bild von ihr?«
»Nur in meinem Kopf.«
»Ich wette, du hast ihr Haar.«
Valentine zuckte mit den Schultern, und sie machten sich auf, der Trasse zu folgen. Ein fernes Brummen veranlasste sie, in Deckung zu gehen. Gleich darauf sahen sie das Flugzeug aus dem Depot des Verbogenen Kreuzes von Süden näherkommen.
»Wenn das nicht Zeit spart«, kommentierte Duvalier, während sie dem Flugzeug nachblickte. »Das kleine Ding schafft in einer Stunde eine Strecke, für die wir mehrere Tage brauchen.«
Kaum war das Flugzeug im Norden verschwunden, setzten Valentine und Duvalier ihren Weg fort, folgten den Spuren der unzähligen Menschen und Rinder tiefer hinein in die Dunes. Eine Stunde marschierten sie stramm voran, dann ruhten sie fünfzehn Minuten lang. Nach sechs Stunden bekam sogar Valentine einen trockenen Mund und Gummibeine. Duvalier stöhnte, wann immer sie nach einer Pause wieder aufstehen musste, erduldete den langen Marsch darüber hinaus aber schweigend.
Am Nachmittag entdeckten sie zwei Reiter, die Letzten der Nachhut, die der Kolonne auf der Trasse folgte. Die beiden ritten geschickt, achteten darauf, mit der Umgebung zu verschmelzen und hielten immer wieder kurz inne, um sich umzusehen und umzuhören.
»Das sind Trecker«, verkündete Duvalier und gab Valentine das Fernglas zurück. Auf dem offenen Gelände folgten sie den Männern im Laufschritt und versuchten, sie einzuholen.
Die Reiter entdeckten sie, kurz nachdem sie ihre Schritte beschleunigt
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