Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Schwarzhändler machten gute Geschäfte, und als die Quislinggesellschaft in Iowa und Teilen von Kansas größer wurde, galt ihr Treiben sogar in den Augen der Kur zumindest als halblegal.
Old Omaha hatte keine Mauern. Als sie die stinkenden Müllhaufen und die Unmengen wilder Katzen, die auf den sonnigen Schwellen herausgerissener Türen und den Simsen leerer Fensteröffnungen nördlich des Kais schliefen, passiert hatten, führte Ahn-Kha ihn durch saubere Kopfsteinpflasterstraßen.
Jeder Fenstersims und jedes Dach war bepflanzt. Ziegen und Kälber grasten auf brachliegenden Grundstücken. Die Tiere waren mit Farbklecksen markiert.
»Die Händler hier gehören zu verschiedenen ›Häusern‹«, erklärte Ahn-Kha. »Als ich hierherkam, gab es drei. Man sagte mir, so sei es viele Jahre gewesen. Die drei tolerieren einander, aber niemanden sonst. Sie teilen sich das Land, aber sie kennzeichnen ihre Tiere. Die Gärten auf dem Land, das zu den Häusern gehört, sind Privatbesitz. Sie erzählten mir, am Flussufer gäbe es ganze Haine von Apfelbäumen, Kirschbäumen und Haselnusssträuchern, aber ich war nie dort und habe nicht erfahren, wie sie die unter sich aufteilen.«
Männer, größtenteils gerüstet mit Waffen und Patronengurten, lungerten hier und dort an den Häuserecken herum. Einige erhoben sich von ihren Bänken und bauten sich augenfällig auf dem Gehsteig auf, so dass Ahn-Kha auf die Straße treten musste, um vorüberzugehen.
»Diesen Mist lässt du dir einfach gefallen?«, fragte Valentine.
»Eine Kränkung ist leichter zu verdauen als eine Kugel.«
Valentine erkannte die Weisheit seiner Worte, ärgerte sich aber doch.
»In welchem Haus willst du es versuchen?«
»Haus Holt. Vor allem, weil sie gute Freunde der Goldenen waren. Es gehört dem Großen Mann.«
»Wie ist er so?« Valentine fragte sich, womit er zu rechnen hatte. Er hoffte, es wäre keine Omaha-Version des Dukes aus Chicago, abwechselnd prahlerisch und beängstigend.
»Mir gegenüber hat er sich weitgehend neutral verhalten, wenn auch nicht freundlich. Er hat immer an die Zukunft
gedacht. Ich habe sein Denken und seine Sprache bewundert. Bei ihm ging es nie nur um Tage, sondern um Dekaden.«
»So eine Denkweise können sich nur wenige leisten.«
»Da ist sein Abzeichen. Es hängt an der Fassade seines Hauses, und seine Leute tragen es als Symbol der Zugehörigkeit.«
Valentine betrachtete das Schild. Hier und da hatte er schon Bruchstücke davon gesehen; es war kreisrund, grün, weiß und schwarz und zeigte eine heitere langhaarige Frau umgeben von Sternen. Im ersten Obergeschoss, oberhalb des über den Bürgersteig ragenden Schilds, drehten sich Ventilatoren in den Fenstern hinter dicken Eisengittern.
»Sie haben elektrischen Strom?«
»Ja. Die drei Häuser teilen sich die Wartung eines Kohlegenerators. Vor langer Zeit habe ich versucht, sie zu überreden, einen für die Goldenen zu beschaffen, aber das ist mir nicht gelungen.«
Als sie sich der Tür unter dem Schild näherten, erhob sich ein Mann von seinem Sitzplatz auf einer Kiste neben der Tür und legte eine Hand an seine Pistole. Sein Haar war lang, sein Blick noch länger.
»Was wollt ihr hier?«
»Wir wollen deinen Direktor sprechen«, sagte AhnKha.
»Du lässt deinen Grog für dich sprechen, Junge?«, fragte der Türsteher. »Bei euch Schwarzbeflaggten ist normalerweise der Mensch der Sprecher und der Grog sein Beschützer.«
»Der Leibwächter bin ich«, sagte Valentine.
»So, so. Legt eure Waffen in die Kiste, dann lasse ich euch rein. Ob ihr den Großen Mann zu sehen bekommt, wird er allein entscheiden.«
Ahn-Kha nickte Valentine zu. Der Türsteher öffnete die Kiste. Ahn-Kha lehnte sein gekapertes Gewehr an den Türrahmen; die Waffe war zu lang für die Kiste. Valentine legte Pistole, Parang, Schwert und Klauen hinein und deckte sie mit seinem Bündel und der Maschinenpistole ab.
Der Türsteher schüttelte den Kopf. »Mehr Waffen machen dich nicht automatisch stärker, Junge. Ich muss deine Taschen kontrollieren und dich abklopfen. Wenn mich irgendwas sticht, darfst du auf den Eiern zu deinem General zurückkriechen. Hast du noch was abzugeben?«
Valentine zog ein kleines Klappmesser hervor und warf es zu dem Rest in die Kiste. Als Waffe taugte das Ding so oder so kaum. »Sauber. Viel Spaß.«
Der Türsteher durchsuchte beide von Kopf bis Fuß. »Fremde vor der Tür!«, rief er.
»Öffne für Fremde«, ertönte einen Moment später die Antwort. Ein
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