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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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älterer Mann mit grauen Schläfen und einer geschlossenen Sonnenbrille zum Schutz vor dem grellen Licht im Freien, richtete die Mündung seiner Flinte auf den Boden, als er Ahn-Kha erkannte.
    »Ankle! Das ist Jahre her.«
    Valentine registrierte erleichtert, dass der Mann ehrlich erfreut wirkte.
    Der Mann nickte Valentine zu und schüttelte Ahn-Kha die Hand. »Dachte, du wärest bei dem großen Feuer hopsgegangen.«
    »Bin untergetaucht, mein Ian. Bitte lerne meinen neuen Bruder David kennen.«
    Ian schloss die Tür und legte einen mächtigen Riegel vor.
    »Gehst du nicht mehr deine alten Handelswege ab?«, fragte Ahn-Kha.

    »Die Handelswege trocknen aus. Sogar im Norden. Wer sich heute noch seinen Lebensunterhalt verdienen will, braucht Waffen. Der General setzt uns ganz schön unter Druck.«
    »Dann kommen wir vielleicht ins Geschäft. Wir wollen den Großen Mann wegen des Generals sprechen.«
    »Sinnlos. Die Ratte hat ihre Schläger überall zwischen hier und Kansas City postiert. Versucht ständig, uns anzuwerben, damit wir auch sein verdammtes Kreuz tragen. Es schmeckt mir nicht - schmeckt vielen von uns nicht -, da rüberzugehen, nur um zu salutieren und Schlächterstiefel zu besohlen. Sind natürlich nur Gerüchte, aber soweit ich weiß, denkt der Große Mann, die einzige Alternative wäre, einfach zusammenzupacken und Gott weiß wohin zu verschwinden. Es ist schon so weit, dass der Große Mann mit ihm verhandeln muss, um was für uns rauszuschlagen, ohne dass wir uns ihm anschließen müssen.«

    Binnen fünfzehn Minuten sprachen sie mit dem Betreiber von Haus Holt.
    Der Große Mann war nicht groß, nicht einmal durchschnittlich groß. Valentine schätzte ihn auf knapp eins fünfzig und Bantamgewicht obendrein. Er hatte dichtes, schwarzes Haar, das ihm vom Scheitel bis auf den buschigen Bart fiel. Offenes Hemd, Gürtel mit Silberschnalle, Hose mit Umschlag über spitz zulaufenden Stiefeln. O-beinig und hühnerbrüstig war er auch.
    Sein Alter schätzte Valentine auf Mitte vierzig. Als Valentine zum Wolf ausgebildet worden war, hatte er einen älteren Wolf über eine Generation reden hören, die der Veteran als »Kinder des Chaos«, bezeichnet hatte. In den Jahren des Umsturzes, wie diese Zeit im Freien Territorium genannt wurde, waren viele Kinder untergewichtig und
unterversorgt zur Welt gekommen und hatten in der ungestümen Folgezeit keine Chance gehabt, den Mangel wieder aufzuholen. Valentine hatte nur wenige Menschen kennengelernt, die dieser Zeit entstammten, äußerlich von einer ähnlich kümmerlichen Erscheinung wie der Mann vor ihm, aber überaus großherzig. Extreme Not, so schien es Valentine, hatte diese Generation polarisiert, sie in Extreme des Großmuts oder des Eigennutzes getrieben.
    Nun hoffte Valentine, auf Großmut zu stoßen.
    Ihr Gastgeber stand an einem deckenhohen Fenster im zweiten Obergeschoss und blickte auf Old Omaha hinaus. Das Verbundglas verzerrte ein wenig die Sicht. Der Mann lehnte sich an einen Stuhl; zwischen diesem und einem weiteren Stuhl stand ein Schachtisch, auf dem Figuren aus Gold und Silber auf und neben dem Spielfeld aufgebaut waren. Prachtvolle Möbel standen um einen enormen Schreibtisch und ein Bücherregal aus Holz herum, doch alles in allem wirkte das Büro eher vollgestopft - vollgestopft mit allem Möglichen, von Statuen über Teppiche, Gemälde und Vasen bis hin zu Urnen - als gestaltet, besonders, wenn er es mit den Räumlichkeiten von Roland Victor in Kansas verglich.
    In der Ecke, die ihnen am nächsten war, hockte, von dem Großen Mann durch eine spanische Wand abgeschirmt, eine blinzelnde Assistentin an einem Zeichentisch und kritzelte etwas in ein Journal. Der gemaserte Schreibtisch des Großen Mannes war bis auf eine Lampe und eine ledergebundene Kladde leer.
    »Ahn-Kha.« Die Stimme des Großen Mannes klang ausdruckslos und ein wenig nasal. »Was führt dich und deinen ›Leibwächter‹ in mein Haus?«
    »Meinen Glückwunsch zur Beförderung«, sagte AhnKha. »Was ist aus dem Großen Mann geworden?«

    »Raserei. Ein paar Ratten, die sie vermutlich auf die Ozarks im Süden losgelassen haben, haben sich auf eine unserer Schuten geschlichen. Pech; er hat nur eine eingehende Lieferung kontrolliert und ohne Handschuhe in einen Sack Reis gefasst.«
    »Und du hast neben der Position auch seinen Namen übernommen?«
    »Ein Witz sozusagen, nicht weiter wichtig.«
    Der Große Mann ging um den Schreibtisch herum und setzte sich. Er bewegte sich ungelenk

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