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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Körper eingegriffen.

    »Noch eine Einweihung? Wie damals, als ich ein Wolf wurde? Während der ersten paar Tage habe ich mich gefühlt, als steckte ich in einem fremden Körper. Nichts hat richtig funktioniert. Ich konnte nicht einmal nach einem Becher greifen, ohne ihn quer über den Tisch zu schleudern.«
    »Ging mir ähnlich. Für dich wird es vielleicht anders sein. Ich bin immer nur Katze gewesen. Aber darüber solltest du dir keine Sorgen machen.«
    Valentine knöpfte seine Hirschledertunika zu und strich nachdenklich mit einem Finger über die vertrauten Fransen. Die Wölfe des Kommandos Süd pflegten ihre Jacken mit Lederstreifen unterschiedlicher Länge an den Ärmeln oder der Brust oder beidem zu verzieren, ein Symbol, mit dem sie sich Freunden und Feinden ihres Clans gleichermaßen zu erkennen gaben. Angeblich leiteten die Streifen den Regen ab, aber Valentine war oft genug bis auf die Haut nass geworden, so dass er diesen Frontmythos nur belächeln konnte.
    Schweigend gingen sie zur Stadt. Am Haupttor trennten sich ihre Wege. Seine erste Pflicht bestand darin, Baker aufzutreiben und dem Ex-Wolf sein Geld und die Taschenuhr zurückzugeben. Dann machte sich Valentine auf den Weg zu der alten Schule, um Colonel Chalmers aufzusuchen. Duvalier ging mit Valentines restlichem Geld zum Markt von Montgomery und kaufte Proviant für die Reise.
    Als Valentine eintraf, war Colonel Chambers in den vorläufigen Büroräumen des Gerichts damit beschäftigt, gemeinsam mit ihrem omnipräsenten Schatten, dem jungen Assistenten, einen Terminplan anzufertigen. Valentine roch Sägemehl in ihrem Haar und hörte die fernen Geräusche von Bauarbeiten. Weitere Räume des Schulgebäudes wurden gerade renoviert.

    »Ah, Lieutenant«, sagte sie. »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Entscheidung überschlafen. Ich habe Ihren Rechtsbeistand heute Morgen noch nicht gesehen; man sagte mir, er sei ein wenig indisponiert. Kenneth, würden Sie uns bitte entschuldigen.«
    Der Assistent ging hinaus und zog die Tür ins Schloss.
    Valentine bemühte sich, so aufrecht wie nur möglich zu stehen. Der Brief in seiner Hand zitterte ein wenig, und er kämpfte darum, ihn ruhig zu halten. »Ich habe über Ihr Angebot nachgedacht, Sir, und ich nehme es dankbar an. Würden Sie dies mit dem Bericht über die Untersuchung an das Hauptquartier des Zweiten Regiments weiterleiten?« Er reichte ihr den mit krakeligen Buchstaben beschrifteten Brief.
    Sie überflog ihn und blickte wieder zu ihm auf. »Ich werde das für Sie regeln, Valentine. Der Colonel wird erleichtert sein. Vor dem Kriegsgericht sieht jeder schlecht aus. Obwohl ich meinen nächsten Quartalssold darauf verwette, dass es ihm leidtut, Sie als Offizier zu verlieren.«
    »Danke, Sir. Auf jeden Fall kann ich mich glücklich schätzen, nicht neben Sergeant Stafford in der Erde zu liegen.«
    Valentine hatte das Gefühl, zum zweiten Mal binnen vierundzwanzig Stunden beurteilt zu werden.
    »Er ist für etwas gestorben, David. Die meisten Menschen sterben einfach nur.«
    »Ich werde Sie wieder Ihrer Arbeit überlassen, Sir.«
    Sie streckte die Hand aus. »Valentine, ich habe für Sie getan, was ich konnte. Inoffiziell habe ich Verständnis für Ihre Lage. Ich kann mich nicht umfassend über die internen Vorgänge im Kommando Süd äußern, aber wir machen mehr Fehler, als wir zugeben. Aber vielleicht erweist sich das hier am Ende nicht als Fehler.
    Wissen Sie, ich bin einmal Ihrem Vater begegnet. Bei einem Ball. Ich war damals Lieutenant bei der Wache,
vielleicht so alt wie Sie jetzt. Die Tanzveranstaltung hat in dem hübschen alten Tagungszentrum gegenüber vom Krankenhaus stattgefunden. Elektrische Kronleuchter, stellen Sie sich das vor. Gutes Essen, Goldrandteller, ein Orchester. Aber mir war nicht nach Tanzen zumute. Ich hatte gerade am Arkansas River die untere Hälfte meines Beins verloren; ein Scharfschütze hat mich erwischt, als ich auf der Suche nach Artilleriegeschützen war. Ihr Vater war auch im Krankenhaus. Ich saß immer nur allein in einer Ecke und habe darauf gewartet, dass es endlich vorbei ist. Ich wollte meine Physiotherapie nicht machen. Ich wollte mich nicht daran gewöhnen, mit einer Prothese zu leben. Ich wollte nur sitzen. Ich nehme an, ich hätte geheult, wäre ich der Typ, der in Tränen ausbricht.
    Ihr Vater kam zu mir und überredete mich, mit ihm zu tanzen. Einen Mann in meinem Alter hätte ich zurückgewiesen, aber Ihr Vater war ungefähr fünfzehn Jahre älter als ich -

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