Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
Fremde.«
»Wohin gehen wir?«
Sie gingen zum Tor hinaus und winkten dem halb schlafenden Deputy zu, der dort Dienst tat. »Der erste Halt ist nicht weit von hier, gleich hinter der Grenze zu Arkansas. Warum konntest du nicht einer von diesen Offizieren mit einem halben Dutzend Pferde sein, Valentine?«
»Versuch mal irgendwann, voll ausgerüstet fünfzig oder sechzig Kilometer im Laufschritt zurückzulegen. Mich wird es nie wieder stören, irgendwo einfach nur hinzugehen.«
Duvalier blickte hinauf zu den bewaldeten Gipfeln der Ozarks. »Ich bin immer wieder aufs Neue fassungslos, wenn ich im Freien Territorium bin. Keine Kontrollpunkte, keine Pässe, keine Arbeitsnachweise. Du warst schon mal in der kurischen Zone, richtig?«
»Ja. In Wisconsin und Chicago.«
»Da war ich noch nie. Mein Gebiet liegt zwischen hier und den Rocky Mountains. Einmal war ich auch in der Wüste im Südwesten. Als ich da einen Winter lang mit Wüstenläufern unterwegs war, habe ich alle Illusionen darüber, wie hart ich doch wäre, verloren. Manchmal kriegt man da draußen …« Sie seufzte ermattet.
»Man fühlt sich manchmal vollkommen hilflos. Du stirbst, deine Freunde sterben …«, sagte Valentine.
»Ja. Aber manchmal kommst du an einen Ort, an dem die Kinder nicht so still und verhärmt wirken. Dann raffst du dich wieder auf und ziehst wieder los, weil … du weißt schon.«
»Ja, ich weiß.«
Der Tag zog dahin, und sie wanderten tief hinein in die urwüchsige Vegetation des Mark Twain Forest. An Kreuzungen befanden sich neue Karten, eingebrannt in Planken, bemalt und fest verankert, bisweilen mit Glas abgedeckt, die anzeigten, wohin die Straße führte. Die Leute hielten an den alten Namen fest, als würde, solange es die Namen gibt, auch eine Vergangenheit bestehen und mit ihr eine Zukunft, die ihr vielleicht ähnlich wäre.
Valentines Nase erschnupperte Leben überall in der schweren, regennassen Frühlingserde. Die Bäume und das Unterholz wucherten in grünem Wildwuchs um die Wanderer herum. Ein leerer Tanklaster auf dem Rückweg zu einer der winzigen »Hinterhof«-Raffinerien des Freien Territoriums nahm sie auf der alten Route 37 ein Stück weit mit. Der Fahrer und seine Flinte gestatteten ihnen, auf dem Tank mitzufahren, was sie auf holprige Weise bis nach Arkansas brachte. Am Abend waren sie südlich des Beaver Lake in Spring Valley, wo der Truck nach Südwesten abbog, um sich eine neue Ladung zu holen.
Ein Schweinefarmer namens Sutton begegnete ihnen auf der Straße und bot ihnen eine Unterkunft für die Nacht an. Er war schon älter, brauchte für ein paar Stunden die Unterstützung jüngerer, stärkerer Rücken, und freute sich über Gesellschaft. Die Männer, die ihm bei der Bewirtschaftung seines Hofes halfen, verbrachten die Abende bei ihren Familien, und Besucher empfing die geruchsintensive Farm nur an Tagen, an denen ein frischer Ostwind wehte. Valentine jedoch war froh und dankbar, im Austausch für eine heiße Mahlzeit und eine Unterkunft eine Weile Holz zu hacken.
Baumstämme zu Klafterholz und Feuerholz zu zerhacken bedeutete für Valentine das, was es für andere bedeutete, im Schneidersitz dazuhocken und zu singen. Er hatte sich von jeher gern in dieser Art der gleichmäßigen
körperlichen Anstrengung verloren. Schon als Kind in Minnesota hatte er Holz gehackt und für ein paar Eier, einen Sack Maismehl oder etwas Fleisch für Nachbarn gearbeitet. Selbst als Offizier hackte er des Morgens gern Holz, wenn er sich von anderen Pflichten frei machen konnte, was ihm das Kopfschütteln seiner Sergeants eintrug, die daraufhin andere Arten langweiliger Arbeit finden mussten für die Männer, die unangenehm aufgefallen waren. Der beruhigende, rhythmische Schlag, mit dem die Axt oder auch ein Keil in das Holz getrieben wurde, reinigte seinen mentalen Zwischenspeicher, ein psychologischer Neustart, der auch seinen Körper ausreichend ermüden konnte, dass sich seine Glieder anfühlten, als wären sie aus Gummi.
Im Mondschein beendete er seine Arbeit und kehrte in das Haus zurück, um dem hilfsbereiten Sutton eine gute Nacht zu wünschen. »Sie und die Missus haben das ganze Obergeschoss für sich allein. Ich gehe die Treppe nur noch rauf, wenn ich muss. Hab jetzt ein weiches Bett in meinem Büro. Ich habe ihr schon gezeigt, wo Laken und so sind - Sie müssen entschuldigen, wenn sie ein bisschen nach Mottenkugeln riechen.«
Valentine ging die knarrende Treppe in dem vage nach Schwein stinkenden Haus
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