Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

zwanzig Meter hoch war. Auf halber Höhe kreuzten sich mehrere Balken. Zwei Lüster hingen von ihnen herab, in denen tropfenförmige Objekte eine fließende Helligkeit ausstrahlten und das ganze Haus in goldenes Licht und tiefe Schatten tauchten.
    Welles folgte Valentines Blick. »Diese Schmuckstücke gehören zu den Dingen, die die Weltenweber aus anderen Welten mitgebracht haben. Man muss sie nur einen Nachmittag lang in die Sonne legen, und sie leuchten wochenlang.
Frag mich nicht nach Einzelheiten - ich arbeite hier nur.«
    Der Hauptraum der Halle wurde von einer Reihe von zwei mal zwei Meter großen Plattformen begrenzt, die wie Regalbretter aus den Wänden ragten, alle auf unterschiedlicher Höhe, alle verbunden durch kleine Treppen, Kletterstangen oder Strickleitern. Eine Handvoll Gestalten lümmelte sich auf den Plattformen, aß, las oder saß einfach nur da und musterte die Neuankömmlinge. Gobelins, Laken und Decken hinten von den Sparren herab und lieferten den Leuten auf den Plattformen ein wenig Privatsphäre. Teller und Becher und Fässer stapelten sich in der Mitte zweier langer Tische auf beiden Seiten der Feuerstelle.
    »Klein und behaglich oder offen und luftig, was ist dir lieber, Valentine?«, fragte Welles, als sie weiter in den Raum hineingingen. Ihr Oberkörper bewegte sich bei jedem Schritt in einer Weise vor und zurück, die Valentine an ein Metronom erinnerte.
    »Offen und luftig, nehme ich an. Daran bin ich jedenfalls mehr gewöhnt.«
    »Ich nehme meinen üblichen Platz«, sagte Duvalier. »Bring ihn einfach darüber unter.«
    »Kein Problem. Diese Tische stellen den gemeinschaftlichen Essbereich dar.« Welles führte ihn immer tiefer hinein in das Gebäude. »Du kannst dir natürlich dein eigenes Essen zubereiten, aber normalerweise speisen wir morgens und abends, was die Aspiranten für uns zubereiten. Was du jetzt auch bist, Ghost. Auf der Rückseite des Hauses gibt es echte Toiletten, außerdem zwei Duschen und eine Badewanne, aber du musst dich um den Boiler kümmern. Wenn mehr Leute hier sind, wechseln wir uns damit ab, damit immer heißes Wasser verfügbar ist. Es gibt sogar eine Sauna, wenn man sie benutzen will, muss man sie
aufheizen. Dieses Haus steht mehr oder weniger auf einer Gebirgsquelle, also bekommst du hier, wann immer dir danach ist, das beste Trinkwasser, das du je gekostet hast. Wir brauchen nicht einmal eine Pumpe. Nett, was?«
    Valentine spürte die Wärme der ersterbenden Glut einiger Holzkohlenbriketts, als sie die mächtige Feuerstelle passierten.
    »Das Feuer dient mehr der Wärme als dem Kochen, aber dann und wann rösten wir hier ein Spanferkel. Die Küche selbst ist auf der Rückseite des Hauses. Du kannst nicht zufällig Brot backen, Valentine?«
    »Im Notfall.«
    »Wunderbar. Du bist unser neuer Bäcker. Es endet jedes Mal in einer Katastrophe, wenn diese Kids versuchen, irgendetwas anderes als Fladenbrot zu backen. Ryu bewohnt die Räume über der Küche, und er empfängt keinen Besuch, halte dich also von der Hintertreppe fern. Irgendwelche Fragen?«
    »Aber beschäftige ihn nicht die ganze Zeit in der Küche«, grollte Duvalier. »Wir haben eine Menge zu tun, wenn er in ein paar Monaten schon mit mir losziehen soll. Wann können wir Ryu sprechen?«
    »Das ist, wie du weißt, nicht meine Entscheidung. Okay, da wären wir. Dein üblicher Platz, Smoke. Und Ghost bekommt den Dachboden.«
    Duvalier hatte ein kleines Plätzchen unter Valentines Plattform und den zugehörigen Stufen. Valentine fiel auf, dass sie bereits einen Sichtschutz angebracht hatte, Jalousien aus einer Art Weidengeflecht. Sie ließ ihr Bündel unter die Treppe fallen und setzte sich auf eine Truhe, um ihre Stiefel aufzuschnüren. Er musterte seine eigene Plattform, direkt über ihrer, kahl und nichtssagend.
    »Ich kann dir einen Futon besorgen, wenn du willst, Valentine«, erbot sich Welles.

    Er fand die Aussicht, allzu viele Nächte in seiner stets paraten Hängematte zuzubringen, nicht sonderlich verlockend. »Danke, das wäre mir sehr recht.«
    »Ich sage Ryu, dass ihr da seid«, sagt sie und wackelte zu der Tür am hinteren Ende der Halle.
    Als er seine Habe auf die Plattform legte, die durch eine Treppe mit dem Fußboden und durch einen Laufsteg mit einer anderen Plattform verbunden war, kam ihm der Gedanke, dass sich sein ganzes Leben in zwei kleine Häufchen Gepäck packen ließ: sein Karabiner und das neue Schwert und ein Bündel mit ein paar Werkzeugen, Utensilien, Kochgeschirr,