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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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können - ihre entfremdeten Brüder.
    Auf halbem Weg zum Gipfel des Mount Judea steht ein solides Nurdachhaus in einem dicht bewachsenen Bergkiefernhain. Die Fundamente des Hauses bestehen aus Gestein, das einige Kilometer entfernt aus dem ehemaligen Meeresboden geschlagen wurde, dicke Platten mehrfarbigen Gesteins, die dem schweren, mit roten Holzlatten gedeckten Dach einen sicheren Stand liefern. Zwei monolithische Granitpfosten, überzogen mit eingemeißelten geheimnisvollen Mustern, die an Mayahieroglyphen erinnern, verjüngen sich allmählich in Richtung Dachfirst. Das Gebäude lässt alle anderen in der Umgebung winzig erscheinen; man müsste schon bis zu den alten Erholungsorten in der Region von Mountain Home reisen, um ein größeres Bauwerk zu finden.
    Die Katzen des Kommandos Süd nennen es Ryus Halle oder einfach die Halle. Sie nennen es auch ihr Zuhause.

    Das Gebäude gefiel Valentine von dem Moment an, an dem er am Nachmittag, einen Tag nachdem sie die Cobb-Schmiede verlassen hatten, den ersten Blick darauf hatte werfen können.
    »Ich hatte mit einer weiteren Höhle gerechnet«, sagte er, als sie über eine Serpentine den Berghang zur Halle hinaufstiegen. »Dieser Teil der Ozarks ist voll davon.«
    »Wölfe verstecken sich gern in ihren Höhlen. Wir Katzen bevorzugen solidarische Einsamkeit in behaglicher Umgebung«, sagte Duvalier, die voranging und ihre Schwertscheide als Wanderstock benutzte.
    »Solidarische Einsamkeit? Hört sich für mich an wie ›frisch aus der Dose‹. Oder ›militärische Aufklärung‹.«

    »Vorsichtig, Valentine. Was das Kommando Süd an ›militärischer Aufklärung‹ zu bieten hat, liefert dir derzeit ein Auskommen.«
    Seine Wolfsnase hätte er nicht gebraucht, um die Pinien und den Holzrauch zu riechen, belebende, einladende Aromen nach all den Tagen auf der Straße.
    Sie gingen über einen Kiesweg zu einer stahlverstärkten Tür. Neben der Tür hing ein schmiedeeiserner Zylinder, in dessen Mitte ein stählerner Klöppel baumelte, und Duvalier läutete damit, bis das Geräusch von den Bergen widerhallte.
    Hoch oben erschien ein Gesicht an einem Fenster. Weiblich, bernsteinfarbene Haut, deutlich schräge Augenbrauen. »Duvalier! Du bist mit deinem neuen Knaben gut vorangekommen. Ich mache euch auf.«
    Valentine hörte, wie ein schwerer Riegel zurückgezogen wurde. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es keinen Knauf und keine Klinke auf der Außenseite der Tür gab. Diese schwang nun auf, und er konnte einen Blick auf die fünfzehn Zentimeter dicken Balken werfen, aus denen die Türfüllung bestand.
    »David Valentine, das ist Dix Welles«, stellte Duvalier vor. »Dix war einmal die zäheste Katze zwischen hier und den Appalachen.«
    Er erkannte, dass die auf geheimnisvolle Art attraktive Frau eine ausgesprochen steife Haltung hatte und sich auf einen Stock stützte. »Das war vor langer Zeit, bevor es mir den Rücken zerrissen hat«, erklärte Welles. Sie trug einen schlichten blauen Overall. An ihrer Hüfte hing eine Werkzeugtasche.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Ma’am …«, setzte Valentine an.
    »Dix reicht vollkommen, David. Während der letzten - ich glaube, es sind jetzt neun Jahre - habe ich als Assistentin
für den Alten Mann gearbeitet. Oder als Majordomus oder wie auch immer man das nennt, was ich hier tue. Bist du Ryu je begegnet, Valentine?«
    »Nein.«
    »Aber seinen Bruder, Rho, hat er kennengelernt«, sagte Duvalier. Fasziniert musterte Valentine die beiden Frauen. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass auch Weltenweber Familie haben konnten.
    »Wir können uns später unterhalten«, sagte nun Welles. »Kommt rein. Ich werde ein Plätzchen für euch finden. Zurzeit ist so oder so kaum jemand hier. Die Katzen, die hier überwintert haben, sind zum Sommer hin wieder losgezogen. Jetzt sind eigentlich nur Aspiranten wie du hier, Valentine. Wie sollen wir dich eigentlich nennen?«
    »Ghost«, antwortete Duvalier. »Einige seiner alten Freunde haben ihm bei den Wölfen diesen Namen gegeben.«
    Valentine nahm die Unterhaltung kaum wahr. Seine Augen hatten sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt, und er stand da und musterte das höhlenartige Innere des Gebäudes.
    Ryus Halle war ein großer Raum, erbaut um eine Feuerstelle von knapp drei Quadratmetern Größe, über der sich ein breiter, metallener Abzug hinauf zu den dunklen Dachsparren zog. Valentines Blick folgte dem Metallrohr bis zum höchsten Punkt der Decke, die an dieser Stelle vermutlich fast

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