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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Kleidungsstücken und einer modrig riechenden Hängematte. Im Regiment hatte er einen Spind besessen, in dem ein paar schwerere Kleidungsstücke, Bücher und ein bisschen Kleinkram untergebracht waren, weshalb er sich wohl schriftlich an die zuständige Stelle würde wenden müssen.
    »Hey, Duvalier«, rief er.
    »Ja«, antwortete sie unter ihm, als wären sie Lagerbewohner auf einem Etagenbett.
    »Wo bin ich?«
    »Kommando Süd nennt es das Buffalo River Lodge. Newton County. Wir nennen es Ryus Halle. Ist dir irgendetwas unklar?«
    »Was machen wir hier?«
    »Hast du nicht zugehört? Du wirst Brot backen. Und lernen, wie man Kur tötet.«

    Ryu persönlich weckte Valentine am nächsten Morgen. Die beinahe fensterlose Halle lag schlummernd im Dunkel, das nur durch die rote Glut der Feuerstelle durchbrochen wurde.
    Der Weltenweber hatte sich entschieden, in Gestalt eines gewöhnlichen Mannes mit einer Hakennase und einer hoheitsvollen
Haltung aufzutreten, die Valentine sofort an die Pharaonen aus den Illustrationen in der bebilderten Bibel des Padre erinnerte. Er trug einen schlichten, schwarzen Lendenschurz und Sandalen.
    »Ich freue mich, dass ich Gelegenheit habe, dich kennenzulernen, David«, sagte er, als Valentine sich ein wenig erschrocken aufrichtete. »Möchtest du dir den Sonnenaufgang mit mir ansehen?«
    »Ja, nur einen Moment, bitte«, sagte er und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Der Futon sah nicht sehr vielversprechend aus, war aber äußerst bequem. In den Stunden vor Sonnenaufgang hatte er besonders tief geschlafen, doch schien es ihm, dass die Pflicht gerade zu jener Zeit meist von ihm verlangte, wach zu sein.
    Ryu machte kehrt und ging langsam die Stufen hinab. Valentine, der nicht sicher war, ob Ryu auf ihn warten würde, schlüpfte hastig in seine Hose und folgte ihm. Der Weltenweber ging mit gemächlichen, graziösen Schritten voran, schwebte beinahe durch die Küche und die Quellhöhle. Gebückt betraten sie einen felsigen Gang, der in den Berg getrieben worden war. Schweigend schritten sie voran, kletterten bisweilen den gerade schulterbreiten Tunnel entlang. Schließlich erreichten sie eine Holzleiter, und Valentine konnte die frische Luft von draußen riechen.
    »Das ist mein Privatweg. Die Leiter endet an einer kleinen Felsspalte.«
    Das Dämmerlicht des frühen Morgens drang bis in den Tunnel vor. Der Weltenweber begann, die Leiter hinaufzusteigen. Valentine folgte ihm. Zwischen den Bäumen auf der Nordseite des gerundeten Berges kamen sie heraus und waren sogleich vom Gesang der Vögel umgeben.
    »Das wird ein schöner Morgen. Mein bevorzugter Platz bei Tagesanbruch ist oben auf dem Berg.«

    Valentine folgte ihm den Hang hinauf, bis sie schließlich einen Haufen großer Steine erreichten. Ryu setzte sich auf das kalte Felsgestein, ohne mit der Wimper zu zucken, und Valentine gesellte sich zu ihm auf die große Steinplatte. Im Osten zog sich der grüne Teppich der Ozarks weiter nach Südosten. Vereinzelte Stratuswolken hoch am Himmel, die zunächst einen rosaroten Ton hatten, färbten sich orange, als die Strahlen der noch unsichtbaren Sonne sie erfassten.
    »Dies wird ein Morgen außergewöhnlicher Farben«, sagte Ryu.
    »Wie soll ich Sie ansprechen, Sir?«, fragte Valentine. Amu, der Weltenweber, der für die Wölfe zuständig war, hatte sich verhalten wie ein alter Mann, der Vergnügen daran fand, seine Enkel mit allerlei Rätseln aufzuziehen, und er hatte mit ihm gesprochen, als würde er Valentine schon von Geburt an kennen. Rho, den Weltenweber, der seinen Vater ausgebildet hatte, hatte er nur wenige Stunden gekannt, als er gestorben war. Ryu kam ihm, verglichen mit jenen beiden, kalt und distanziert vor.
    Valentine zitterte in der kühlen Morgenluft. Der Fels, auf dem sie saßen, verschlang seine Körperwärme, aber das war nicht der Grund für sein Schaudern. Ryu sah durchaus real aus - er schob kleine Äste zur Seite und zerdrückte das Gras unter seinen Füßen. Aber der Weltenweber hatte keine Präsenz , keine Ausstrahlung. Valentine fand es schwer, Konversation mit einem außergewöhnlich lebensechten Gemälde zu betreiben.
    »Einfach Ryu. In unserer Alten Welt hatten wir lange, komplizierte Namen, die unsere Familie, unseren Stand, unseren Geburtsplaneten und den, auf dem wir lebten, kenntlich machten. Mein Bruder und ich waren damals noch jung. Wir wurden geboren, als der alte Interweltenbaum noch intakt war und das Zerwürfnis mit den Kurwissenschaftlern gerade seinen

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