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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Waffendeck stand und der Musik einer Gruppe improvisierender Musiker und Sänger lauschte, vergaß er beinahe, dass dies seine Todfeinde waren. Unter anderen
Umständen hätte er vielleicht die Anweisung erhalten, sich an Bord zu schleichen und eine Bombe zu legen, die Musiker, Ringer und Angellehrer in blutige Stücke gerissen hätte. Derweil zog sich über seinen geistigen Horizont eine lange Reihe von Gewitterwolken in Gestalt der Sorge, wie er sein Vorhaben umsetzen konnte.
    Valentine fühlte mit den Seeleuten. Der Kapitän hielt sich für einen Meister der Disziplin, obgleich seine Regeln in der Realität an sinnlosen Sadismus grenzten. Er hatte sich ein kompliziertes System unerfreulicher Strafmaßnahmen ausgedacht, die den letzten Mann trafen, der aus der Koje zum Wachdienst gekrochen kam, den letzten, der zum Appell auf Deck erschien, den letzten in der Schlange, wenn zum Essen gerufen worden war. Da die Logik zwingend verlangte, dass einer der Letzte sein musste, hielt Valentine diese Gepflogenheit für grausam: Musste einer der Männer Schicht um Schicht ohne Nahrung und Wasser auf dem alten Sendemast Wache schieben, nur weil ein Kamerad ihn zur Seite gedrängt hatte, als er aus der Luke klettern wollte, so würde das gewiss keinen besseren Matrosen aus ihm machen. Und natürlich verschlechterte sich die Laune des Kapitäns noch weiter, als das Funkgerät nach dem Verlassen des Hafens den Dienst aufgab. Valentine wies ihn darauf hin, dass ihre Befehle so oder so Funkstille forderten, bis sie mit den Piraten fertig wären, weshalb der Verlust des Funkgeräts kaum einen Unterschied machte, aber Saunders erging sich nur grollend in seiner »Der Teufel steckt im Detail«-Liturgie.
    Der Erste Offizier war noch schlimmer. In seinem Bestreben, dem Kapitän nachzueifern und so seine eigene Befähigung zum Kommandanten unter Beweis zu stellen, machte er in Hinblick auf Strafmaßnahmen dem Teufel Konkurrenz.

    Valentine und Post hielten ihre Marines auf Trab, vom Blickfeld der Herren Saunders und Worthington so weit entfernt, wie es auf dem Schiff möglich war.
    Valentine war nervös und angespannt. Wäre er an Land gewesen, so hätte er Holzscheite geviertelt und Kleinholz geschlagen, aber hier, auf einem Kanonenboot auf See, gab es kein Brennholz zu schlagen. Nach einem kurzen Abendessen mit den Marines kehrten Post und er in die Kabine zurück und zogen sich aus. Valentine griff nach einer der Flaschen seines Lieutenants und schnüffelte am Hals. Es roch wie Reinigungsalkohol in einem alten Stiefel. »Will, warum tun Sie sich das an?«
    Wenn sie ihre Uniformen abgelegt hatten, redeten sich die beiden Offiziere mit Vornamen an.
    »Ich versuche immer noch herauszufinden, warum Sie es nicht tun.«
    Valentines Blick fiel auf die winzigen blauen Äderchen, die sich im Zickzack über Posts Nase und seine Stirn zogen. »Vielleicht, weil ich noch ein paar Jahre leben möchte. So, wie Sie zuschlagen, geht irgendwann Ihre Leber über Bord oder man jagt Sie aus der Truppe. Was immer, Sie wären erledigt.«
    »Wahre Worte«, stimmte Post zu und füllte sein Glas nach. Seine aufgedunsenen Züge unter dem grau melierten Haar röteten sich. »Schätze, Sie sind der Typ, der in die Dusche steigt, den Vorhang zuzieht und sich das Hirn mit dem Dienstrevolver rausbläst. Das ganze System taugt nichts, und das wissen Sie so gut wie ich.«
    Entweder traute Post Valentine, oder ihm war egal, ob er gemeldet wurde. Wie dem auch sei, seit sie sich die Kabine teilten, hatten sie beide angefangen, dem anderen gegenüber vorsichtig eher unorthodoxe Ansichten bezüglich ihrer kurischen Herren zu offenbaren. Aber keiner von ihnen hatte sich bisher so direkt dazu geäußert.

    »Haben Sie jemanden verloren, Will?«
    »Ich war mal verheiratet, ja. Ist jetzt beinahe sechs Jahre her. Darum habe ich mich so bemüht, Offizier zu werden - hat uns zu einem besseren Zuhause verholfen. Aber es ist alles schiefgelaufen.« Er nahm noch einen tiefen Schluck. »Nicht der Rede wert. Sie haben Glück, Ihre Frau gibt Ihnen etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Ich weiß nicht, ob ich für mich allein überhaupt noch leben will.«
    Valentine wappnete sich für den Sprung ins kalte Wasser. »Sie ist nicht meine Frau, Will. Die Urkunde ist gefälscht.«
    Post musterte ihn. »So? Gibt’s einen Grund dafür? Sie könnten doch genauso gut heiraten, dann müssten Sie keine falschen Papiere vorlegen, um sich Ihre Zuweisungen zu holen. Wenn’s nicht klappt, jagen Sie

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