Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
ausgestreckte Hand. Stattdessen stellte er zuerst Tiny vor, der genau so reagierte wie Christian und den kleinen Mann mit kaltem Blick musterte. „Und das hier ist Jackie Morrisey”, sagte Vincent. Aber selbst als Cassius den Namen hörte, reagierte er nicht.
Jackie spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte. In den letzten zehn Jahren hatte dieser Mann sie immer wieder in ihrer Erinnerung verfolgt und sie mit allem, was er ihr angetan hatte, gequält - und jetzt kannte er nicht einmal mehr ihren Namen. Es schien, als habe er sie vergessen, sobald sie aus seinem Leben verschwunden war, und doch war sie ihn zehn Jahre nicht losgeworden.
Jackie spürte, wie Vincent sie an sich drückte, und rang sich ein verkrampftes Lächeln ab, um ihm zu zeigen, dass sie okay war. Er drückte sie noch einmal und wandte sich dann Cassius zu. „Jackies Vater war Ted Morrisey. Sie sind ihm vielleicht begegnet. Er hat oft für meinen Cousin Bastien in New York gearbeitet. Sie haben doch damals dort gewohnt, oder?”
Cassius erstarrte und wandte den Blick langsam wieder Jackie zu, und dieses Mal erkannte er sie. In seinen Augen war deutlich zu lesen, dass er sich erinnerte, wie sie vor al den Jahren auch ohne Kleidung ausgesehen hatte. Ein kleines lüsternes Lächeln umspielte seine Lippen, und ein Funkeln trat in seinen Blick. Jackie spürte, dass Tiny und Vincent näher rückten. Von den italienischen Männern glaubte sie, ein leises Knurren zu hören. Doch sie sah nicht hinüber, sondern starrte Cassius an, bis der ihren Blick bemerkte. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als er mit großen Augen begriff, dass sie nun ebenfalls eine Unsterbliche war.
„Hallo Cassius”, sagte sie freundlich, dann legte sie den Kopf schief und fuhr fort: „Du bist gar nicht so groß, wie ich dich in Erinnerung hatte. Du hast doch damals nicht etwa meine Gedanken manipuliert, oder?”
„Ich.... ” Cassius warf Vincent einen schnellen Blick zu.
„Ich wette, das hast du”, sagte sie mit gespielter Erheiterung. „Ich frage mich, was sonst noch alles an dir kleiner ist.”
Jackie hörte, wie die Italiener sich amüsierten. Auch Tiny hüstelte, um ein Lachen zu überspielen. Ihre Aufmerksamkeit war jedoch ganz bei Vincent. Er fand das alles ganz und gar nicht komisch. Jede Faser seines Körpers schien angespannt, während er Cassius wütend anstarrte. Dennoch überraschte er sie, als er erklärte: „Jackie ist meine Lebensgefährtin, Cassius.”
Jackie erstarrte, als sie seine Worte begriff. Sie wandte sich Vincent zu, und er sah ihr in die Augen. Sein Zorn wich sofort einem liebevollen Lächeln. Sanft strich er ihr über die Wange. Seine Augen strahlten Ruhe und - so empfand sie es jedenfalls -Liebe aus. Sie hoffte zumindest, dass es Liebe war. Jackie verzog die Lippen zu einem Lächeln und lehnte sich leicht an Vincent, dann wandte sie sich wieder Cassius zu. Der hatte den Schock über Vincents Worte noch nicht verdaut und starrte ihn mit großen Augen und offenem Mund an.
Schließlich schien Cassius sich zu fassen. Er wandte sich ihr zu und öffnete den Mund, aber was immer er hatte sagen wollen, erstarb in seiner Kehle, als sie ihn anlächelte und ihre Eckzähne zeigte. Erst eine halbe Stunde vor dem Verlassen des Hauses war es ihr zum ersten Mal gelungen, das willentlich zu tun, und sie war jetzt sehr froh darüber. Cassius klappte den Mund zu, murmelte noch eine Entschuldigung und verschwand schnell in der Menge.
Jackie hatte das Gefühl, ein Kapitel ihres Lebens endlich abzuschließen, während sie ihm nachsah. Und es machte sie froh. Entspannt lehnte sie sich gegen Vincent, und er drückte sie an sich. „Sie haben uns noch gar nicht gesagt, dass Sie Ihre Zähne jetzt vollständig unter Kontrolle haben”, stellte Christian fest. „Gut gemacht!”
Jackie lächelte und nickte. „Sie müssen mir erklären, um was es da eben gegangen ist. Anscheinend bin ich hier der Einzige, der keine Ahnung hat, was gerade passiert ist”, stellte Neil fest.
„Nicht der Einzige”, murmelte Sharon und erinnerte Jackie damit an die Anwesenheit der anderen Frauen. Sharon und Lily waren vollkommen verstummt, und Jackie hatte sie einfach vergessen.
„Wir werden es noch erklären”, sagte Christian und warf einen Blick zur Stirnseite des Raums. „Aber später. Der Gottesdienst scheint zu beginnen.”
Der Rest der Beisetzung verlief ohne besondere Ereignisse, aber Vincent wich die ganze Zeit nicht von ihrer Seite und starrte immer
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