Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
Erst sah Vincent sie an, und sie meinte, eine gewisse Trauer in seinen Augen zu erkennen, dann konzentrierte er sich auf ihre Stirn. Sie standen beide für einen Moment ganz still, und Jackie wartete auf das Rascheln, das sie immer hörte, wenn ein Unsterblicher ihre Gedanken las, aber nichts geschah.
„Ich kann es nicht”, sagte er so leise, dass sie ihn nicht hören konnte, aber sie las seine Lippen und sah den Schmerz, den ihn dieses Eingeständnis kostete.
Jackie starrte ihn an. Bastien hatte ihr einmal gesagt, dass die Tatsache, dass man jemanden nicht auf diese Weise erforschen könne, ein klares Zeichen dafür war, es mit seinem Lebenspartner zu tun zu haben. Die Verwirrung, die Jackie schon im Waschraum durchlebt hatte, erfasste sie erneut, aber sie schob das Gefühl gnadenlos beiseite. Darüber konnten sie später nachdenken, im Augenblick musste sie einfach dafür sorgen, dass er eine Mahlzeit bekam.
„Während ich auf der Damentoilette war, hat mich ein Mädchen angemacht”, kam sie direkt zur Sache, und Vincent starrte sie überrascht an.
„Nein! Eine Frau?” Ein ungläubiges Lächeln umspielte seine Mundwinkellund nahm seiner Miene ein wenig die Traurigkeit.
Jackie nickte. „Ja. Und dann hat sie mich in diesen Lagerraum gezerrt.” Vincent gab einen erstickten Laut von sich, und sie lehnte sich etwas zurück, um ihn anzusehen. Er wirkte, als habe er Angst, sich auf die Zunge zu beißen. „Es ist nichts passiert!”, versicherte sie schnell, dann erklärte sie ihm die restlichen Umstände und fügte hinzu:
„Das ist eine sichere Mahlzeit für Sie. Selbst wenn der Saboteur uns beobachtet, wird er nur sehen, wie wir hineingehen und wieder herauskommen. Und nachher können sie Trevor und Shell durch sein Büro verschwinden lassen. Sollte der Saboteur den Lagerraum überprüfen, wird er die beiden dort nicht mehr finden.” Sie hielt inne und hob eine Braue. „Was ist?”
„Mir gefällt ihr kluger Kopf, sagte Vincent grinsend. „Wenn Sie eine Gelegenheit erkennen, lassen Sie sie nicht vorüberziehen. Sie sind wirklich eine Überlebenskünstlerin. Sie würden gut zu meiner Art passen.”
Seine Worte ließen sie beide verstummen, und Jackie sah den gleichen Schmerz, der ihr plötzlich die Brust zusammenzog, in seinen Augen, und ihr war nun endgültig klar, dass sie niemals zu seiner Art gehören würde.
„Jackie, ich.... ”, begann er voll tiefem Bedauern, aber sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Nicht jetzt.” Sie entzog sich ihm, nahm seine Hand und führte ihn in den Flur, der zu den Toiletten führte.
„Sie hat Sie tatsächlich angemacht?”, fragte Vincent an ihrem Ohr, und sie spürte seine kräftige Brust an ihrem Rücken. Offenbar war er bereit, über die andere Sache im Augenblick hinwegzugehen und so zu tun, als sei alles in Ordnung - oder das jedenfalls zu versuchen. Für einen Schauspieler gelang es ihm allerdings schlecht zu verbergen, wie traurig ihn die Situation stimmte. „Was hat sie getan?”
„Sie hat gesagt, ich hätte einen tollen Körper.” Jackie blieb stehen, um es ihm ins Ort zu brüllen.
„Den haben Sie auch”, versicherte ihr Vincent schnell.
„Aber das ist ja nur ein Kompliment und hat nichts mit anmachen.... ”
„Und sie hat angeboten, jeden Zentimeter davon abzulecken”, fügte Jackie trocken hinzu.
„Oh!” Vincent schwieg einen Moment, dann stöhnte er laut und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sein Gesicht. Ein Blick genügte, um zu wissen, was gerade in seiner Fantasie geschah.... und der Gedanke schien ihm sehr zu gefallen.
„Männer”, murmelte sie angewidert und ging weiter. Warum machte der Gedanke, wie zwei Frauen es miteinander trieben, sie bloß immer so an?
„Jackie, wir könnten ein Problem haben”, rief Vincent, während sie einen weiteren Flur entlanggingen.
Sie blieb stehen, drehte sich um und warf einen Blick über seine Schulter, um sich davon zu überzeugen, dass ihnen niemand folgte, dann fragte sie: „Was für ein Problem?”
„Ich könnte Schwierigkeiten haben, beide gleichzeitig zu manipulieren”, gab Vincent zu, während sie ihn weiter in die Küche zog.
„Was?” Sie blieb sofort stehen und drehte sich um. „Aber ich habe Bastien gesehen, wie er mehr als einen Menschen auf einmal beherrscht hat.”
„Ja, er hätte damit kein Problem. Je älter wir sind, desto besser werden wir, und Bastien ist über vierhundert Jahre alt.”
„Sie ebenfalls”, bemerkte Jackie und senkte die Stimme, damit das
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