Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
beiden schnell gelungen, den Raum mit Leben, Wärme und köstlichen Düften zu füllen. Irgendwie hatten sie aus dem Haus ein Heim gemacht.
„Hast du versucht, Jackies Gedanken zu lesen?”, fragte Marguerite plötzlich.
„Ja. Heute Abend, und es ist mir nicht gelungen”, gab er leise zu und senkte den Blick auf seine auf dem Tisch gefalteten Hände. Er fühlte sich völlig verwirrt. Er mochte Jackie wirklich. Manchmal gefiel es ihm sogar, wie sie ihn herumkommandierte. Und heute Abend hatten sie getanzt.... Vincent war noch nie so sehr mit sich selbst im Reinen gewesen. Es war ein Gefühl, als sei er nach Hause gekommen, als er Jackie in den Armen gehalten hatte.
Ganz besonders, als er sie geküsst hatte. Sein Interesse an Sex, das so lange geschlummert hatte, schien an diesem Abend mit einem Schlag zum Leben erwacht zu sein. Das hieß, eigentlich war das schon viel früher geschehen. Seit dem Tag in seinem Büro, als er in ihren Träumen unterwegs gewesen war, hatte er jeden Morgen vor dem Einschlafen Stunden damit zugebracht, sich vorzustellen, wie er sie auszog und sich über jeden Zentimeter ihren Körpers hermachte.
Aber irgendwie war alles viel zu schnell gegangen. Er wollte ihr Zeit geben, ihn besser kennenzulernen. Unsterbliche wussten, wenn sie jemanden fanden, dessen Gedanken sie nicht lesen konnten, dann hatten sie ihren Lebenspartner gefunden. Das war für sie ganz selbstverständlich. Für Sterbliche war es allerdings etwas anders. Sie brauchten Zeit, um sich daran zu gewöhnen.
Das Begehren war da, und es entstand eine Beziehung, aber sie brauchten einfach, dass man zunächst um sie warb. Leider hatte Vincents Zögern dazu geführt, dass jede Chance auf ein Leben mit Jackie verspielt war. Er war nicht mehr in der Lage, sie zu wandeln. Wenn er nicht so ein Feigling gewesen und nicht so lange gezögert hätte, sondern sie gleich gewandelt....
Vincent schüttelte den Kopf. Wenn er das getan hätte, wäre Stephano jetzt tot. Obwohl er nicht einmal sicher war, dass der Mann nicht doch noch starb. Er runzelte die Stirn und fragte sich erneut, wieso Stephano immer noch nicht aufgewacht war. Alle machten sich inzwischen schreckliche Sorgen.
„Jackie hat keine Familie, nichts, was sie an die Welt der Sterblichen bindet”, bemerkte Marguerite plötzlich und lenkte seine Aufmerksamkeit damit wieder auf das Thema zurück. „Sie würde gut zu uns passen, Vincent. Sie wäre dir eine wunderbare Lebensgefährtin. Sie ergänzt dich perfekt.”
„Wir werden aber keine Gefährten sein”, erwiderte Vincent leise.
„Sie ist deine Lebensgefährtin, Vincent. Deine fehlende Hälfte.”
Gereizt verlagerte er sein Gewicht und stieß die Wahrheit hervor, der er bisher nicht ins Auge hatte sehen wollen: „Ich kann sie nicht wandeln.”
„Aber ich kann es”, erwiderte Marguerite.
„Du.... ” Vincent hielt abrupt inne und sah zur Tür, denn die öffnete sich gerade, und er wollte nicht, dass Jackie mitbekam, was sie im Moment besprachen. Aber es war nicht Jackie, die hereinkam. Es war nicht einmal Tiny. Überrascht starrte er den Mann in der Küchentür an. Er war hochgewachsen, mindestens so groß wie Vincent selbst, und trug das lange rotbraune Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er war vollkommen schwarz gekleidet und sah sie kalt und finster an.
„Wer zum Teufel sind Sie?”, fragte Vincent und stand auf. Der Fremde blieb schweigend stehen. Zuerst schaute er zu Marguerite und dann zu Vincent, während der schützend vor seine Tante trat.
„Und?”, wollte Vincent wissen.
Der Mann hob die Brauen und reagierte leicht amüsiert auf Vincents Reaktion, dann sagte er: „Christian Notte.”
„Neils und Stephanos Cousin aus Europa”, stellte Vincent fest und entspannte sich ein wenig. Jackie hatte den Mann offenbar hereingelassen und ihn in die Küche geschickt.
„Wann sind Sie in Kalifornien angekommen?”
„Heute”, erklärte der Mann. „Wir haben vom Flughafen aus angerufen, aber es hat sich niemand gemeldet.”
„Wir waren ausgegangen und sind erst vor einer Viertelstunde wieder zurückgekommen”, entgegnete Vincent. Sein Blick glitt zur Tür, und er fragte sich, wo Jackie blieb. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
Schließlich seufzte er und sagte: „Das mit Stephano tut mir leid. Er ist ein guter Mann. Ein Freund.”
Christian Notte nickte langsam, aber er runzelte die Stirn und fragte: „Sie waren heute Abend aus und sind erst jetzt zurückgekommen?”
„Ja.” Vincent
Weitere Kostenlose Bücher