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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Taschenlampe auf eine Wand uns gegenüber, und ich erkannte aufgestapelte Holzkisten. Allerdings sahen sie nicht nach Behältnissen zur Aufbewahrung von Kunstobjekten aus, eher waren es lange rechteckige Kästen … Särge! Dutzende von Särgen türmten sich bis unter die Decke. Und mit einem Mal wusste ich, wo ich so etwas zuvor schon einmal gesehen hatte: in einer Burg in Transsylvanien, in der Vampire hausten.
    »Darius!«, flüsterte ich eindringlich. »Wir müssen von hier fort!« Ich zog an seinem Arm.
    Aber Darius hatte bereits ein Brecheisen aus seinem Rucksack gezogen, trat auf die Särge zu und schwenkte seine Taschenlampe, um die Ratten zu vertreiben. Ich folgte ihm zögernd und nahm Rucksack und Taschenlampe entgegen. Dann setzte er das Brecheisen an einem der Särge an und stemmte ihn auf. Ich schrie, als daraus Ratten hervorgeströmt kamen, doch darüber hinaus befand sich in dem Sarg nur feuchte lehmige Erde. Darius machte sich an den nächsten Särgen zu schaffen. Bis auf die Ratten und die Erde waren alle leer. Ich wollte nur noch verschwinden, denn ich hatte das Gefühl, als wäre mein schlimmster Alptraum Wirklichkeit geworden.
    Schwer atmend drehte sich Darius zu mir um und ließ enttäuscht die Schultern sinken. Sein Haar hatte sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und hing ihm wirr ins Gesicht, während von irgendwoher ein Wind aufwehte und heulend um uns fuhr. Darius schaute mit wildem Blick in die Richtung, aus der er gekommen war, und stieß einen Schrei aus, schrecklich und hoch, wie ich ihn noch nie von ihm gehört hatte. »Er ist hier! Er ist hier!«, schrie er plötzlich ein ums andere Mal, riss mir den Rucksack aus der Hand und zückte das Brecheisen, als wäre es ein Schwert.
    Ich wich zurück. »Darius!« Er blickte mich an, mit weit aufgerissenen Augen, schien mich jedoch nicht zu sehen. »Bonaventure! Bonaventure!«, schrie er mit einer seltsamen Stimme, in der Wahnsinn mitschwang. Hektisch blickte er in die Runde, als wolle er noch immer erkennen, woher der Wind kam, der mittlerweile mit der Kraft eines Sturmes an unserer Kleidung zerrte. Das Kruzifix war aus Darius’ Pullover gerutscht und glänzte auf seiner Brust, als besäße es ein eigenes Licht. Ich wandte mich ab und rannte die Stufen hoch, dicht gefolgt von Darius. Der einzige Gedanke, der mich trieb, war, aus diesem Haus zu gelangen – nicht aus Furcht um mich, sondern um Darius, der offenbar den Verstand verloren hatte.
    Ich hetzte durch die Küche und durch den Gang, doch als ich die Tür zu dem großen Salon erreicht hatte, blieb ich wie erstarrt stehen. Die Taschenlampe entglitt mir und fiel zu Boden. Bonaventure saß am Flügel, in einem schwarzen Samt-Cape, um den Hals ein Tuch aus weißer Seide. Catharine lag in einem durchscheinenden weißen Kleid bleich und matt auf dem roten Sofa, die zarten Füße in Slippern aus Satin. Man erkannte die blauen Adern auf ihrer Haut, und das goldene Haar breitete sich um ihren Kopf wie ein Heiligenschein aus.
    Bonaventure wandte sich nicht um, sondern begann laut hämmernd die ersten Takte der Carmen-Ouvertüre zu spielen: das Schicksalsthema.
Da, da, da, da, dum. Dum,
dum.
Das wiederholte er mehrere Male, warf dabei den Kopf in den Nacken und lachte auf irrsinnige Weise. Dann hörte er abrupt auf, knallte den Deckel zu und kehrte sich zu mir um.
    »Willkommen in meinem Haus«, sagte er mit deutlicherem osteuropäischen Akzent als zuvor. »Obwohl ich mich frage, wie Sie es hierher geschafft haben, liebe Miss Urban. Als ich Sie zuletzt sah, waren Sie leicht – lädiert. Ich hoffe, die kleine Ruhepause in meinem Fitnessraum hat Sie nicht gestört, dennoch möchte ich mich dafür entschuldigen. Es ließ sich leider nicht vermeiden. In meiner Wohnung hatte sich etwas ergeben, das Sie nicht mit ansehen sollten. Eine kleine Panne, die behoben werden musste.« Dabei lächelte er schaurig, zog sein Cape enger um sich und sah, wie er da auf seinem Klavierschemel hockte, mehr denn je wie eine bösartige Kröte aus.
    Gleich darauf fragte er: »Warum stellen Sie mir nicht Ihren Freund vor?«
    Darius trat aus dem dunklen Gang hervor und verkündete mit lauter Stimme: »Ich bin Darius della Chiesa.« Bonaventure fuhr so heftig in die Höhe, dass er den Klavierschemel umstieß. »Aber das wissen Sie sicher schon, nicht wahr?«
    »Ja, das weiß ich«, zischte Bonaventure. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.« Und mit diesen Worten begann er, sich in den Vampir zu verwandeln, der er war. Ich hätte es

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