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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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dicken roten Polstern. Nichts regte sich. Niemand war da.
    Wir durchquerten den Salon. Neben dem Flügel befand sich eine Tür, hinter der ein kleiner Gang zur Küche führte, wie wir feststellten. Als wir durch den Gang liefen, hörte man das Klacken unserer Schritte, doch abgesehen davon war es still wie in einem Grab.
    Die Decke der Küche erhob sich mindestens drei Meter über uns. An einer Seite des großen Raumes befand sich ein riesiger Kamin mit einer schwarzen Feuerstelle, die aussah wie ein tiefer Schlund. Eine andere Wand wurde von einer Doppelspüle und Arbeitsflächen aus Granit eingenommen, darüber befand sich ein schmales langes Fenster, durch das Licht von der Sicherheitslampe draußen fiel. Im Gänsemarsch liefen wir durch die Küche zu der Tür am anderen Ende.
    Es war eine alte Holztür, die durch ein Vorhängeschloss gesichert war. Ein Schild »Betreten verboten« war nicht notwendig, man ahnte auch so, dass man dort nicht einfach hindurchspazieren sollte. Sofort vermutete ich, dass sich dahinter eine Kammer verbarg, in der die neuguineischen Kunstobjekte untergebracht worden waren. Darius warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte.
    Daraufhin setzte Darius seinen Rucksack ab und holte einen Satz Dietriche hervor. Vorhängeschlösser sind in der Regel leicht zu knacken. Darius schaffte es umgehend – so rasch, dass das Schloss herabfiel und deutlich hörbar auf dem Boden aufschlug.
    »Scheiße«, flüsterte er, und ich warf einen furchtsamen Blick über die Schulter nach hinten. Zwar waren die Wände dick, und das Haus wirkte wie ausgestorben, aber man wusste ja nie …
    Darius zog die Tür auf, doch statt der erwarteten Kammer, blickten wir in ein schwarzes Loch über steil abfallenden Treppenstufen, die hinab zur nächsten Finsternis führten. Der Geruch nach feuchter Erde wurde intensiver, und mir schmerzte der Kopf von der Anstrengung, mit der ich mich zu entsinnen versuchte, wo ich diesen erstickenden Geruch zuvor schon einmal wahrgenommen hatte.
    Darius verstaute die Dietriche in seinem Rucksack, ehe er ihn sich wieder über die Schulter hängte und einen Schritt nach vorn trat. »Warte!«, sagte ich leise. »Du willst doch wohl nicht da runter?«
    »Doch.«
    »Bitte, tu das nicht! Lass uns lieber umkehren. Mir ist das alles nicht geheuer.« Ich packte seinen Arm und hielt ihn zurück. »Warum gehen wir nicht nach oben und schauen uns dort um?«
    Sanft, aber bestimmt schüttelte er meinen Arm ab. »Bleib hier, wenn du dich nicht traust.«
    Ich warf einen Blick zurück in die Küche, sah den wuchtigen Herd mit seinen sechs Kochplatten, die Töpfe und Pfannen, die an einem Bord hingen, den Kamin mit dem aufgerissenen Maul und die dunklen Granitoberflächen. Der ganze Raum war mir unheimlich, und mit einem Mal glaubte ich auch, knarrende Schritte über mir zu hören.
    All meine Instinkte riefen mir zu:
Tu es nicht!
»Na gut«, sagte ich. »Ich komme mit.« Ich musste meine Füße jedoch zwingen, sich über die Türschwelle zu setzen.
    Darius stützte sich an der Wand ab und versuchte, lautlos nach unten zu steigen. Ich folgte ihm auf den Fersen und hielt mich an seinen Schultern fest. Die feuchte Luft raubte mir fast den Atem. Wir hatten vielleicht die Hälfte der Treppe zurückgelegt, als ich quiekende Laute vernahm. Ich wusste, woher sie stammten.
    »Bleib stehen!«, sagte ich zu Darius. »Ich höre Ratten. Da unten sind Ratten, und nirgends ist Licht!« Trotz meiner Fledermausaugen finde ich mich in pechschwarzer Dunkelheit nicht zurecht.
    »Warte.« Darius zog seinen Rucksack vor und holte nach kurzem Herumkramen eine Taschenlampe heraus. Es war eine von den schweren schwarzen Lampen mit langem Stiel, die Polizisten haben. Darius knipste sie an, und wir schlichen weiter Stufe um Stufe in die Tiefe.
    Als wir unten ankamen, war das Quieken lauter geworden, und mir war selten so ungemütlich gewesen. Irgendwo in den verborgenen Nischen meines Gehirns suchte eine Erinnerung an die Oberfläche zu kommen. Was war das nur, was da an meinem Gedächtnis nagte? Es hatte mit Ratten zu tun, mit dem Geruch nach Erde und Mauern aus Stein. Darius ließ den Schein seiner Taschenlampe in die Runde schweifen. Und da waren sie: dicke, große, graubraune Ratten in Hundertschaften, die vor dem Lichtkegel flohen. Keine niedlichen Gunther-Ratten mit rosa Äuglein, sondern Flussratten, groß wie Katzen, mit scharfen Zähnen und einem Hunger, der nie gestillt werden konnte.
    Darius richtete den Strahl der

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