Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
Gina sie: »Wo bist du denn überhaupt?« »Wer war da an der Tür?«, fragte Jo misstrauisch. »Der Typ von unten. Also, sag schon, wo du bist. Dein Freund Justin war zwischendurch hier und hat nach dir gefragt.« »Justin?«, wiederholte sie ratlos. »Ja, gut aussehend, dunkelhaarig, und in schwarzem Leder absolut scharf.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und er war in Begleitung eines schwarzen Kerls, der mindestens genauso scharf ist.« »Bricker«, hauchte Jo erleichtert. Alle nannten ihn nur Bricker, dadurch war ihr fast sein Vorname entfallen. »Richtig. Justin Bricker«, rief Gina. »Er ist ja so süß. Wenn du nach Hause kommst, soll ich ihn anrufen. Kommst du bitte bald nach Hause? Er ist einfach scharf, und ich möchte gern einen Vorwand haben, damit ich ihn anrufen kann.«
»Ja, ja«, murmelte sie. »Ich bin jedenfalls froh, dass es dir gut geht, Gina. Ich muss jetzt Schluss machen.« Sie legte auf, bevor Gina noch etwas sagen konnte, und saß eine Weile einfach nur da. Ihre Nachbarin konnte sich an das Geschehen vom Nachmittag nicht erinnern. Jo sah die ausdruckslose Miene der Frau vor sich, als Mr Mundgeruch sie in seiner Gewalt gehabt hatte. Es war der gleiche Ausdruck wie beim Portier hier im Hotel gewesen, als Nicholas nach einem Zimmer gefragt hatte. So, als sei der Verstand ausgeflogen und ein anderer habe in der Zwischenzeit die Kontrolle über ihn übernommen, überlegte sie.
Natürlich war das ein völlig verrückter Gedanke, hielt sie sich vor Augen. Wahrscheinlich hatte Nicholas ihm ein paar Scheine zusätzlich zugeschoben, um ihn freundlich zu stimmen. Und Gina hatte Mr Mundgeruch sicher irgendwas verabreicht, damit sie nicht das ganze Haus zusammenbrüllte. Dieses Mittel hatte sich vermutlich auf ihr Gedächtnis ausgewirkt, weshalb ihr der Vorfall nicht mehr in Erinnerung war. Dann blickte Jo zu Charlie, der auf einmal den Kopf auf ihren Schoß legte. Sie musste lächeln und begann ihn zu kraulen, während sie sich im Zimmer umsah und dabei abermals den leeren Eimer entdeckte, der noch vor ein paar Stunden bis zum Rand mit Hähnchenteilen gefüllt gewesen sein musste. Der Anblick erinnerte sie daran, dass sie Hunger hatte und eine Pizza bestellen wollte.
Seufzend griff sie nach dem Telefonbuch und blätterte, bis sie eine Liste der Pizzalokale in der näheren Umgebung gefunden hatte. Sie wählte eines der Restaurants aus, bestellte zwei Pizzas zum Preis von einer für den Fall, dass Nicholas und Charlie noch Hunger hatten. Aus der Hosentasche zog sie ihre Brieftasche und erkannte, dass sie dringend einen Geldautomaten aufsuchen musste. Die Dusche lief immer noch, und Jo würde nicht lange brauchen.
Sie nahm wieder die Codekarte an sich, tätschelte Charlie kurz und verließ erneut das Zimmer. Diesmal nahm sie den Aufzug, was sie nun, ohne Hund, zu ihrer Freude auch tun konnte. Vom Aufstieg durchs Treppenhaus taten ihr noch immer die Beine weh. Im Erdgeschoss gab es einen kleinen Supermarkt, der auch über einen Geldautomaten verfügte. Sie hob ein wenig Geld ab und kaufte noch etwas zu trinken, ehe sie wieder nach oben fuhr.
Als sie ins Zimmer zurückkehrte, lief die Dusche nicht mehr. Sie stellte die zwei Getränkedosen ab und griff nach dem Behälter für Eiswürfel, da ging die Badezimmertür auf, und Nicholas kam heraus. »Na endlich! Ich dachte schon, du willst dich in der Wanne ertränken«, zog sie ihn auf und ging an ihm vorbei zur Tür. »Bin gleich wieder da.«
Nicholas fasste sie am Arm, um sie aufzuhalten, und fragte besorgt: »Wohin willst du?« »Eis holen«, sagte sie und hielt den Behälter hoch. »Das erledige ich.« Er nahm ihr den Behälter und die Codekarte ab, doch als er zur Tür gehen wollte, war es Jo, die ihn nun zurückhielt. »Du solltest zumindest deine breite Brust bedecken, bevor du rausgehst. Du möchtest doch nicht, dass die Zimmermädchen bei deinem Anblick reihenweise in Ohnmacht fallen.«
Er sah an sich herab und lächelte amüsiert, als ihm klar wurde, dass er tatsächlich beinah nur mit seiner Jeans bekleidet nach draußen gegangen wäre. Als er dann Jo ansah, stutzte er, da sie sein T-Shirt trug. »Du hast meins zerrissen«, erklärte sie und machte eine Bewegung, als wollte sie es ausziehen. »Willst du das hier wiederhaben?« »Nein!« Nicholas bekam ihre Hände zu fassen, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten, dann ging er an ihr vorbei. »Ich habe Ersatz dabei.«
Jo lehnte sich gegen den Türrahmen zum Bad und beobachtete
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