Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
amüsiert, wie er den Matchbeutel durchsuchte, den er aus dem Wagen mitgebracht hatte. Er wirkte ein wenig aufgebracht, und es war offensichtlich, dass er vermied, sie anzusehen. Offenbar hatte sie ihn mit ihrer Neckerei in Verlegenheit gebracht. »Das mit deinem T-Shirt tut mir leid«, nuschelte er vor sich hin und zog ein frisches Shirt an. »Du kannst meins natürlich behalten.« »Danke!«, entgegnete sie und zog ihn mit ihren Blicken bereits wieder aus, während er in Richtung Tür ging.
Als er dabei an ihr vorbeikam, blieb er stehen, und eine Sekunde lang glaubte sie, er würde sie küssen, doch nachdem sein Blick für einen Moment auf ihren Lippen geruht hatte, wandte er sich ab und ging weiter zur Tür. »In meiner Tasche ist eine Bürste, falls du eine brauchst.«
Diese Bemerkung entlockte ihr eine äußerst erstaunte Miene, doch nachdem er das Zimmer verlassen hatte, ging sie ins Bad und erschrak, als sie in den Spiegel schaute. Obwohl das Glas vom Wasserdampf beschlagen war, konnte sie doch genug von sich sehen, um zu erkennen, dass ihre Haare in wilden Locken in alle Richtungen abstanden. Erst da erinnerte sie sich daran, dass sie ihre Haare nach der Dusche nur flüchtig mit dem Handtuch trocken gerieben hatte, zu mehr aber nicht gekommen war, da sich Nicholas an ihr vorbei ins Badezimmer gedrängt hatte. Im Hotelzimmer selbst gab es keinen Spiegel, und da Charlie so dringend rausgemusst hatte, war es ihr gar nicht mehr in den Sinn gekommen, ihre Haare noch richtig zu trocknen.
Oh Gott, sie war so mit Charlie auf der Straße unterwegs gewesen! Sie griff nach einem Handtuch und wischte den Spiegel ab, sagte sich aber, dass ihre Frisur vermutlich nicht ganz so schlimm ausgesehen hatte, als sie frisch geduscht aus dem Bad gekommen war. Leider hatte sie die Naturlocken ihrer Mutter geerbt, die dazu neigten, einen Wust zu bilden, der es mühelos mit der Mähne von Ronald McDonald aufnehmen konnte, was auch der Grund war, dass sie die Haare meistens zum Pferdeschwanz gebunden trug.
Nachdem sie den Spiegel trocken gewischt hatte, konnte sie sich besser betrachten und wunderte sich nun gar nicht mehr, dass Nicholas sie vorhin nicht geküsst hatte. Sie konnte ja froh sein, wenn er sie überhaupt noch mal küssen wollte, nachdem er sie nun so zu Gesicht bekommen hatte. Leise fluchend ging sie zu seiner Tasche und stieß nach kurzer Suche auf die besagte Bürste. Auf dem Bett entdeckte sie dann das Gummiband, das Nicholas ihr aus den Haaren gezogen hatte, und kehrte ins Bad zurück, um ihre Frisur zu retten, so gut es noch ging, was sich aber als ziemlicher Kampf entpuppte, da sich die Haare immer wieder in der Bürste verhedderten. Nicht ohne Grund gehörten ihre Haare zu den wenigen Dingen, die ihr an ihr selbst nicht gefielen. Sie hielt sich für recht intelligent, mit ihrer Figur war sie weitestgehend zufrieden, und ihr Gesicht konnte man als hübsch bezeichnen, auch wenn sie fand, dass ihr Mund etwas zu breit war und sie zu sehr zu einer Stupsnase neigte. Aber ihre Haare waren eine einzige Katastrophe. Gerade bürstete sie ihr Haar ein letztes Mal durch, da hörte sie, wie die Zimmertür geöffnet wurde.
»Ein Eimer Eiswürfel«, rief Nicholas, als er hereinkam. Jo sah im Spiegel, wie er hinter ihr vorbeiging, in einer Hand hielt er den Kühlbehälter, der randvoll mit Eiswürfeln gefüllt war. »Danke!«, erwiderte sie, während sie mit beiden Händen ihre Haare zusammendrückte, um sie zum Pferdeschwanz binden zu können. »Auf dem Tisch stehen zwei Dosen Limo, falls du was trinken willst.« »Soll ich dir ein Glas eingießen?«, fragte er, dann hakte er auf einmal verdutzt nach: »Sag mal, wo kommen denn die Dosen überhaupt her?«
Jo hörte ihn kaum, da sie mit etwas anderem beschäftigt war. Nachdem sie ihre Haare zusammengefasst hatte, blieb ihr Blick an ihrem Hals hängen, der nicht länger durch wüste Locken verdeckt wurde. Irritiert betrachtete sie die zwei winzigen Punkte seitlich am Hals. Während sie das Gummiband festmachte, beugte sie sich vor, um im Spiegel die Stellen am Hals besser sehen zu können, die wie zwei winzige Einstiche wirkten. Und genau das waren sie auch: zwei Einstichstellen. Eigenartig, überlegte sie. Sie konnte sich nicht erklären, woher sie die hatte. Eigentlich hätte sie doch merken müssen, wenn sie an dieser Stelle von irgendetwas gestochen worden wäre. Einen Moment lang fühlte sie sich an Sam erinnert, die im Norden zweimal von Kriebelmücken gestochen worden
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