Vampire schlafen fest
Zimmer war eine Etage über meiner, und als ich die Hand hob, um anzuklopfen, prüfte ich nebenbei, wie viele Gehirne sich in dem Zimmer befanden. An einer Stelle war ein Loch in der Luft, das deutete auf einen Vampir (besser kann ich's leider nicht beschreiben), ansonsten waren nur einige Menschen da. Doch ich stieß auf einen Gedanken, der mir die Hand erstarren ließ, noch ehe ich anklopfen konnte.
... sie sollten alle sterben, lautete der Gedanke, den ich auffing. Allerdings folgte nichts weiter - kein anderer Gedanke, der diese unheilvolle Idee erklärt oder ausgeführt hätte. Also klopfte ich schließlich, und sofort veränderte sich die Anordnung im Zimmer. Jake öffnete die Tür. Er wirkte nicht gerade einladend.
»Hi Jake«, sagte ich und lächelte so offen und unschuldig wie möglich. »Wie geht's? Ich wollte fragen, ob Quinn bei Ihnen ist.«
»Bei mir?« Jake klang verblüfft. »Seit ich herübergeholt wurde, habe ich kaum ein Wort mit Quinn gewechselt, Sookie. Es gibt nichts mehr, worüber wir reden könnten.« Ich muss ziemlich ungläubig dreingeschaut haben, denn er fügte rasch hinzu: »Oh, das liegt nicht an Quinn, sondern an mir. Ich kann einfach die Kluft nicht überwinden zwischen dem, der ich war, und dem, der ich jetzt bin. Ich bin ja nicht mal sicher, wer ich überhaupt bin.« Er ließ die Schultern hängen.
Das klang ziemlich aufrichtig. Und ich hatte eine Menge Mitgefühl für ihn. »Wie auch immer«, sagte Jake, »ich habe geholfen, ihn auf die Krankenstation zu tragen, und dort ist er bestimmt immer noch. Eine Gestaltwandlerin namens Bettina und ein Werwolf namens Hondo sind bei ihm.«
Jake hielt die Tür angelehnt, seine Freunde sollte ich nicht sehen. Er wusste nicht, dass ich auch so erkannte, dass er Besuch auf seinem Zimmer hatte.
Es ging mich natürlich überhaupt nichts an. Aber es war beunruhigend. Noch als ich ihm dankte und mich zum Gehen wandte, dachte ich über die Situation nach. Dem gebeutelten Jake noch mehr Probleme zu bereiten war das Letzte, was ich wollte. Doch falls er irgendwie in das Komplott verwickelt war, das hier im Hotel Pyramide von Giseh geschmiedet wurde, musste ich es herausfinden.
Das Wichtigste zuerst. Ich ging hinunter in mein Zimmer, rief an der Rezeption an und ließ mir den Weg zur Krankenstation beschreiben, den ich sorgfältig auf einen Notizzettel schrieb. Dann schlich ich wieder die Treppe hinauf zu Jakes Tür, doch inzwischen war sein Besuch gegangen. Ich sah bloß noch zwei Menschen von hinten. Seltsam. Ich war nicht ganz sicher, aber der eine sah aus wie der mürrische Joe, der computerfixierte Angestellte aus der Gepäckabteilung. Jake hatte sich in seinem Zimmer mit Hotelangestellten getroffen. Vielleicht fühlte er sich in der Gesellschaft von Menschen immer noch wohler als in der von Vampiren. Aber dann hätte er sich doch sicher für Wergeschöpfe entschieden...
Während er mir noch leidtat, öffnete sich Jakes Tür, und er trat heraus. Ich hatte nicht auf leere Stellen geachtet, nur auf Hinweise auf Lebende. Mein Pech. Jake wirkte leicht misstrauisch, als er mich sah. Was ich ihm nicht vorwerfen konnte.
»Wollen Sie mit mir gehen?«, fragte ich.
»Was?« Er wirkte erschrocken. Er war noch nicht lange genug Vampir, um sofort nach dem Hintersinn zu suchen.
»Um Quinn zu besuchen?«, fügte ich hinzu. »Ich habe mir den Weg zur Krankenstation beschreiben lassen. Sie sagten, Sie hätten ihn eine ganze Weile nicht gesprochen, und da dachte ich, Sie wollten vielleicht mitkommen?«
»Das ist zwar eine gute Idee, Sookie«, meinte Jake, »aber das lasse ich lieber. Die meisten Gestaltwandler wollen nichts mehr mit mir zu tun haben. Quinn ist da noch einer der Nettesten, aber auch ihn beunruhigt meine Gegenwart bestimmt. Er kennt meine Mutter, meinen Vater, meine Exfreundin, alle Leute meines früheren Lebens, die sich inzwischen von mir abgewandt haben.«
»Jake, es tut mir so leid«, rief ich impulsiv. »Es tut mir leid, dass Hadley Sie herübergeholt hat, obwohl Sie lieber gestorben wären. Sie mochte Sie sehr gern und wollte Ihren Tod verhindern.«
»Aber ich bin tot, Sookie«, erwiderte Jake. »Ich bin nicht mehr derselbe. Wie Sie sehr gut wissen.« Er nahm meinen Arm und betrachtete die Narbe, die er selbst mit seinen Zähnen hinterlassen hatte. »Und Sie werden auch nie mehr dieselbe sein«, sagte er noch, und dann ging er davon. Keine Ahnung, ob er überhaupt ein Ziel hatte. Er wollte vermutlich bloß weg von mir.
Ich sah ihm
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