Vampire schlafen fest
Damentoilette verschwunden, die natürlich sehr klein war, denn die meisten Frauen im Pyramide von Giseh würden so etwas nie brauchen, höchstens, um sich die Haare zu kämmen. Dort saß eine Toilettenfrau, was ich noch nie erlebt hatte, auch wenn ich es aus Büchern kannte. Vermutlich musste ich ihr ein Trinkgeld geben. Ich hatte immer noch meine kleine Abendhandtasche mit dem Zimmerschlüssel bei mir und war erleichtert, als ich mich erinnerte, außer einigen Taschentüchern, Pfefferminzbonbons und einer winzigen Bürste auch ein paar Dollar hineingesteckt zu haben. Ich nickte der Toilettenfrau zu, einer stämmigen Schwarzen mit unglücklichem Gesicht.
Als ich aus der netten, sauberen Kabine wieder herauskam, um mir die Hände zu waschen und die Haare zu kämmen, drehte die Toilettenfrau, laut Namensschild übrigens »Lena«, das Wasser für mich auf, was mich irgendwie aufregte. Ich meine, ich kann doch wohl einen Wasserhahn aufdrehen, oder? Aber ich wusch mir die Hände und benutzte das Handtuch, das sie mir hinhielt, denn das war anscheinend ihr Job, und ich wollte sie nicht beleidigen. Ich legte zwei Dollar in die Trinkgeldschale, und sie versuchte zu lächeln, was ihr aber misslang, da sie viel zu unglücklich wirkte. Sie musste wirklich einen schlechten Abend erwischt haben.
»Danke«, sagte ich und wandte mich zum Gehen. Ich weiß nicht warum, aber ehe ich die Klinke drückte, warf ich noch einen Blick in den Spiegel an der Innenseite der Tür. Und da stand Lena und starrte mir ein Loch in den Rücken. Sie hatte so unglücklich ausgesehen, weil sie unterdrücken musste, wie sehr sie mich hasste.
Es ist ein miserables Gefühl, wenn man weiß, dass jemand einen hasst; vor allem dann, wenn es nicht mal einen vernünftigen Grund dafür gibt. Aber ihre Probleme waren nicht meine, und wenn sie für Frauen, die mit Vampiren ausgingen, den Wasserhahn nicht aufdrehen wollte, sollte sie sich einen anderen Job suchen. Mich nervte ihr verdammtes Wasserhahn-Aufdrehen sowieso, Herrgott.
Dann bahnte ich mir einen Weg durch die Ballgäste zur Königin, um zu sehen, ob ich irgendwelche Menschen um sie herum überprüfen sollte (nein) und ob sich irgendwo ein Wergeschöpf oder Gestaltwandler fand und mir Neues von Quinn berichten konnte (nein).
Aus purem Zufall sah ich den Zauberer wieder, der mir früher schon mal in der Lobby aufgefallen war. Zugegeben, ich war ein wenig stolz, dass mein Verdacht sich tatsächlich bewahrheitete. Denn seine Einladung zu diesem Ball heute Abend war eine Belohnung für gute Dienste - als Wetterzauberer! Auch wenn ich nicht herausfinden konnte, für wen er arbeitete. Er hielt einen Drink in der Hand und hatte eine Frau mittleren Alters am Arm. Mrs Zauberer, wie ich bei einem weiteren kurzen Eintauchen in seine Gedanken erfuhr. Er hoffte, seine Ehefrau würde nicht bemerken, wie sehr er sich für die wunderschöne Vampirtänzerin interessierte und für die hübsche menschliche Blondine, die da auf ihn zukam und die ihn vorhin schon angesehen hatte, als würde sie ihn kennen. Oh ... das war ja ich.
Seinen Namen konnte ich nicht aufschnappen. Schade, das hätte mir den Einstieg erleichtert, denn ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte. Doch auf diesen Mann musste ich Sophie-Anne unbedingt aufmerksam machen. Irgendwer hatte ihn gegen sie eingesetzt.
»Hallo«, sagte ich und schenkte ihnen mein sonnigstes Lächeln. Die Frau lächelte zurück, wenn auch vorsichtig, weil das langverheiratete Ehepaar auf glamourösen Partys normalerweise nicht von jungen Singlefrauen angesprochen wurde (sie hatte einen Blick auf meine linke Hand geworfen). Das Lächeln des Wetterzauberers wirkte eher verschreckt. »Amüsieren Sie sich gut?«, fragte ich.
»Ja, ein richtig schöner Abend«, sagte die Frau.
»Ich bin Sookie Stackhouse«, fuhr ich fort und ließ meinen Charme spielen.
»Olive Trout«, erwiderte sie, und wir gaben uns die Hand. »Und das ist Julian, mein Ehemann.« Oje, sie hatte nicht die geringste Ahnung, was ihr Ehemann war.
»Sind Sie hier aus der Gegend?« So unauffällig wie möglich sah ich mich im Saal um. Was sollte ich bloß mit den beiden anfangen, jetzt, da ich sie gefunden hatte?
»Oh, Sie haben wohl noch kein Lokalfernsehen gesehen«, sagte Olive stolz. »Julian ist der Wettermann von Kanal 7.«
»Wie interessant«, erwiderte ich absolut ernsthaft. »Ach, kommen Sie beide doch mal mit. Ich wüsste da jemanden, der Sie zu gern kennenlernen würde.« Als ich das Ehepaar
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