Vampire schlafen fest
lächelnd.
»Das dürfte kaum der Zweck gewesen sein«, erwiderte ich. »So wichtig bin ich nicht.«
Clovache wurde wieder ernst. »Sie haben recht. Die Bruderschaft hätte die Bombe nicht gelegt, weil so eine kleine Aktion nur Aufmerksamkeit auf ihre größeren Pläne gezogen hätte.«
»Dann wurde sie aus einem anderen Grund gelegt.«
»Aus welchem anderen Grund?«
»Wäre die Bombe explodiert, hätte sie der Königin einen mächtigen Schreck eingejagt«, sagte ich langsam.
Clovache wirkte überrascht. »Und sie nicht getötet?«
»Sie war nicht mal in der Suite.«
»Die Bombe hätte eigentlich früher hochgehen sollen«, sagte Clovache.
»Woher wissen Sie das?«
»Von diesem Sicherheitstypen. Donati. Das hat die Polizei ihm erzählt. Donati sieht uns als Profikollegen.« Clovache grinste. »Ihm gefallen Frauen in Rüstung.«
»Hey, wem nicht?« Ich erwiderte ihr Grinsen.
»Und es war eine schwache Bombe, wenn eine Bombe schwach genannt werden kann. Ich will nicht sagen, dass sie keine Schäden verursacht hätte. Vielleicht wäre sogar jemand umgekommen, möglicherweise Sie. Aber die ganze Aktion erscheint ziemlich nutzlos und schlecht geplant.«
»Es sei denn, die Bombe sollte bloß Angst und Schrecken verbreiten. Gelegt, nur um entdeckt und entschärft zu werden.«
Clovache zuckte die Achseln.
»Ich versteh's nicht«, sagte ich. »Wenn nicht die Bruderschaft, wer dann? Was hat die Bruderschaft vor? Will sie mit hammerharten Baseballschlägern ausgerüstet in der Lobby aufmarschieren?«
»Der Sicherheitsdienst hier ist nicht sonderlich gut.«
»Ja, ich weiß. Als ich unten im Keller einen Koffer für die Königin abgeholt habe, waren die Wachmänner ziemlich nachlässig. Und ich glaube, die Angestellten werden auch nicht durchsucht, ehe sie mit ihrer Schicht beginnen. Außerdem kriegen die da unten eine Menge Koffer durcheinander.«
»Dabei wurden die Leute von Vampiren eingestellt. Unglaublich. Einerseits wissen die Vampire, dass sie nicht unsterblich sind und getötet werden können. Andererseits haben sie schon so lange überlebt, dass sie sich allmächtig fühlen.« Clovache zuckte die Achseln. »Also, zurück an die Arbeit.« Wir hatten den Ballsaal erreicht. Die Band der Untoten Tänzer spielte immer noch.
Die Königin stand sehr dicht bei Andre, der sich nicht mehr hinter ihr hielt, sondern neben sie getreten war. Ich wusste, was das bedeutete, doch es war nicht auffällig genug, um Kentucky die Hoffnung zu nehmen. Christian Baruch hielt sich ebenfalls in ihrer Nähe auf. Hätte er einen Schweif gehabt, hätte er damit auch noch gewedelt, so sehr war er darauf erpicht, Sophie-Anne zu gefallen. Ich blickte mich nach den anderen Königen und Königinnen um, die an ihren Gefolgen zu erkennen waren. Alle zusammen in einem Raum hatte ich sie noch nie gesehen, und ich begann zu zählen. Es gab nur vier Königinnen, die anderen zwölf Herrscher waren männlich. Von den vier Königinnen schien Minnesota mit dem König von Wisconsin verheiratet zu sein. Ohio hatte den Arm um Iowa gelegt, die waren also auch ein Paar. Sophie-Anne war neben Alabama die einzige nicht verheiratete Königin.
Viele Vampire waren ziemlich anpassungsfähig, was das Geschlecht ihres Sexualpartners anging, oder zumindest sehr tolerant denen gegenüber, die etwas anderes bevorzugten. Andere dagegen weniger. Kein Wunder, dass Sophie-Anne so sehr strahlte, auch wenn die dunklen Wolken von Peter Threadgills Tod sich noch nicht ganz verzogen hatten. Vampire schienen lustige Witwen nicht zu fürchten.
Alabamas Geliebter spazierte mit seinen Fingern ihren nackten Rücken hinauf, und sie kreischte vor Schreck. »Du weißt doch, dass ich Angst vor Spinnen habe«, sagte sie spielerisch und wirkte beinahe wie ein Mensch, als sie ihn an sich zog. Obwohl er sie absichtlich erschreckt hatte, rückte sie ihm noch näher.
Moment , dachte ich. Einen Moment mal . Doch die Idee wollte einfach keine Form annehmen.
Sophie-Anne sah mich und winkte mich heran. »Ich glaube, die meisten Menschen sind schon gegangen«, sagte sie.
Ein Blick durch den Ballsaal bestätigte das. »Was halten Sie von Julian Trout?«, fragte ich, weil ich die Sorge loswerden wollte, sie könnte ihm etwas Schreckliches angetan haben.
»Er wusste gar nicht, was genau er getan hat«, erklärte Sophie-Anne. »Zumindest in mancher Hinsicht. Aber ich werde mich mit ihm einigen.« Sie lächelte. »Seiner Frau und ihm geht es gut. Ich brauche Sie heute Nacht nicht mehr.
Weitere Kostenlose Bücher