Vampire schlafen fest
herausgebrochen. Mit einer Kneifzange.
Wow. Klingt ... interessant. Ich hob die Augenbrauen. Aber wieso kümmern sich die Sheriffs nicht darum? Solche Dinge hängten Vampire eigentlich nicht gern an die große Glocke.
»Zwischenstaatliche Affäre«, sagte Barry kurz und bündig. Der Kellner hatte mir gerade eine ganze Kanne Kaffee gebracht, daher schenkte auch Barry sich nach, sobald er meine Tasse gefüllt hatte.
Ich blätterte weiter. Im nächsten Fall ging's um eine Vampirin namens Cindy Lou Suskin aus Kansas City, Missouri, die ein Kind herübergeholt hatte. Cindy Lou behauptete, das Kind wäre sowieso an einer Blutkrankheit gestorben und sie habe stets ein Kind gewollt; und jetzt habe sie eben ein Vampirkind, das nie ein Teenager werden würde. Außerdem sei der Junge mit dem schriftlich vorliegenden Einverständnis seiner Eltern herübergeholt worden. Die vom Staat bestellte Rechtsanwältin Kate Book aus Kansas City, Kansas, die das Wohlergehen des Kindes überwachen sollte, beschwerte sich, weil der Junge sich nun weigerte, seine Eltern zu besuchen oder überhaupt etwas mit ihnen zu tun zu haben, was der Vereinbarung zwischen den Eltern und Cindy Lou widersprach.
Klang irgendwie nach einer dieser Sendungen aus dem Nachmittagsfernsehen. Wie hießen gleich all diese Gerichtsshows wieder?
Heute Abend stehen also Verhandlungen an , fasste ich zusammen, nachdem ich auch noch die restlichen Blätter angesehen hatte. »Da werden wir wohl gebraucht, was?«
»Ja, glaub schon. Im zweiten Fall gibt es menschliche Zeugen. Stan will, dass ich anwesend bin, und ich wette, deine Königin will dich auch dabeihaben. Ihr Untertan Bill ist einer der berufenen Richter. Könige und Königinnen können nur von anderen Königen und Königinnen verurteilt werden, aber für Fälle rangniedrigerer Vampire werden die Richter aus weiteren Kreisen berufen. Und diesmal wurde Bills Name aus dem Hut gezaubert.«
»Na, bestens.«
Du hattest mal was mit ihm?
Ja. Aber wahrscheinlich ist er ein guter Richter. Keine Ahnung, wie ich darauf kam. Schließlich hatte Bill ja gerade mir gegenüber bewiesen, dass er zu Betrug im ganz großen Stil fähig war. Aber ich glaubte, dass er sich um Fairness und Sachlichkeit bemühen würde.
Die Gerichtsverfahren sollten von 20 bis 23 Uhr dauern. Die Zeit danach von Mitternacht bis vier Uhr morgens war mit »Handel« überschrieben. Barry und ich sahen einander an und zuckten die Achseln.
»Tauschhandel?«, schlug ich vor. »Flohmarkt?«
Barry hatte keine Ahnung.
Die vierte Nacht der Konferenz war die letzte, und die erste Hälfte stand unter dem Motto »Freizeit für alle in Rhodes«. Einige der vorgeschlagenen Unternehmungen: eine Vorführung der beiden Tänzer Sean und Layla oder besser gesagt ihres Tanzstudios. Es wurde zwar nicht deutlich ausgesprochen, aber irgendwie wurde ich den Eindruck nicht los, dass es sich da um eindeutig erotisch angehauchte Tänze handelte. Verschiedene Paare des Tanzstudios würden in verschiedenen Bars auftreten. Außerdem wurde den Gastvampiren geraten, den Zoo zu besuchen, der zu diesem Anlass extra eine Nachtführung anbot, oder das Stadtmuseum, für das das Gleiche galt. Und sie konnten auch den Nachtclub Kuss & Biss aufsuchen, der »all denen gefallen wird, die eher morbiden Vergnügungen frönen«. Erinnere mich, die Straßenseite zu wechseln, wenn wir daran vorbeikommen , sagte ich zu Barry.
Hast du nichts übrig für einen kleinen Biss? Barry fuhr sich mit der Zunge über die eigenen stumpfen Eckzähne, so dass ich die Andeutung nicht missverstehen konnte.
Doch, doch, kann eine Menge Spaß machen , erwiderte ich, weil ich das schlecht bestreiten konnte. Aber ich glaube, in diesem Nachtclub bleibt's kaum bei ein bisschen Knabbern im Nacken. Hast du gerade viel zu tun? Ich habe ein paar Dinge für Eric zu erledigen und könnte ein wenig Hilfe gebrauchen.
Klar, sagte Barry. Worum geht's denn?
Wir müssen Clubs für Bogenschützen finden.
»Dies hier wurde an der Rezeption für Sie abgegeben, Miss«, sagte plötzlich unser Kellner, legte einen Umschlag auf den Tisch und zog sich sofort wieder zurück, als hätten wir die Tollwut. Offensichtlich hatte ihn unser stummes Gespräch erschüttert.
In dem Umschlag fand ich ein Bild von Kyle Perkins. Angeheftet war eine Notiz in Bills vertrauter, enger Handschrift. »Sookie: Eric sagt, du brauchst dieses Foto für Nachforschungen. Sei vorsichtig. William Compton.« Ich wollte den Kellner gerade nach einem
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