Vampire schlafen fest
Gehen Sie sich amüsieren.« Es klang keineswegs herablassend. Sophie-Anne wollte wirklich, dass ich mich amüsierte, auch wenn es sie nicht interessierte, was ich tat.
»Danke«, erwiderte ich, und dann fiel mir ein, dass ich das besser noch etwas ausstaffieren sollte. »Vielen Dank, Ma'am, und auch Ihnen noch eine schöne Nacht. Wir sehen uns morgen Abend.«
Ich war froh, dort endlich herauszukommen. In einem Saal voller Vampire wurden mir die Blicke, die ich auf mich zog, langsam etwas zu begehrlich. Einzelnen Blutsaugern fiel es leichter, sich an künstliches Blut zu halten, als einer ganzen Gruppe. Irgendwie ließ die gemeinsame Erinnerung an die gute alte Zeit sie etwas Warmes direkt aus der Quelle wünschen, und nicht diesen Drink, der im Labor hergestellt und in der Mikrowelle aufgewärmt wurde. Wie aufs Stichwort kamen da die freiwilligen Blutspender durch eine Hintertür und reihten sich an einer Wand auf. Schon nach kurzer Zeit waren sie alle beschäftigt und (vermutlich) glücklich.
Als Bill mal während des Sex mein Blut hatte, erzählte er mir, dass das Blut aus dem Hals eines Menschen - nach sehr viel TrueBlood - zu vergleichen wäre mit einem Besuch im Steakhouse, wenn man vorher nur bei McDonald's gegessen hatte. Ich sah, wie Gervaise sich in einer Ecke liebkosend über Carla hermachte, und fragte mich einen Moment lang, ob sie Hilfe brauchte. Dann sah ich ihr Gesicht - eindeutig nein.
Carla kam auch in dieser Nacht nicht aufs Zimmer, und weil Quinn nicht da war, fand ich das fast schade. Andererseits gab es viel zu viel, über das ich nachdenken musste. Anscheinend suchten die Schwierigkeiten auf den Fluren der Pyramide von Giseh geradezu nach mir, und ganz egal, um welche Ecke ich bog, sie fanden mich immer.
Kapitel 16
Um vier Uhr morgens war ich schließlich ins Bett gegangen, und ich wachte mittags wieder auf. Diese acht Stunden waren keine guten acht Stunden. Anfangs wälzte ich mich im Halbschlaf hin und her und schwitzte ständig, was vielleicht mit dem Vampirblut zu tun hatte ... oder auch nicht. Außerdem träumte ich schlecht, und zweimal meinte ich, Carla käme ins Zimmer. Doch als ich die Augen öffnete, war sie nicht da. Das unheimliche Licht, das durch die stark getönten Scheiben auf der Etage für Menschen hereinfiel, wirkte nicht wie echtes Tageslicht. Herrje, das alles machte mich fertig.
Nach einer langen Dusche fühlte ich mich ein wenig besser und wählte die Nummer des Zimmerservice, weil ich etwas essen wollte. Doch dann beschloss ich, nach unten in das kleine Restaurant zu gehen. Ich wollte andere Menschen sehen.
Es waren einige dort, Carla zwar nicht, aber ein, zwei Vampirgeliebte und Barry. Er deutete auf den leeren Stuhl an seinem Tisch, und ich ließ mich darauf fallen. Dann sah ich mich nach dem Kellner um, ich brauchte dringend Kaffee. Er wurde mir umgehend serviert. Freudenschauer durchliefen mich beim ersten Schluck. Nach der ersten Tasse sagte ich (auf meine Weise): Wie geht's dir? Warst du die ganze Nacht auf?
Nein, Stan ist mit seiner neuen Freundin schnell ins Bett verschwunden, da wurde ich nicht mehr gebraucht. Sie sind noch ganz frisch verliebt. Eine Zeit lang war ich auf dem Ball, dann habe ich mit der Kosmetikerin der Königin von Iowa herumgehangen. Er hob vielsagend die Brauen, um mir zu verstehen zu geben, wie heiß die Kosmetikerin war.
Wie sieht denn dein Programm für heute aus?
Hast du auch so was unter der Tür durchgeschoben bekommen? Barry legte einen Stapel Blätter mitten auf den Tisch, gerade als der Kellner mir meinen Englischen Muffin und Eier brachte.
Ja, hab ich in meine Handtasche gestopft. Wow, ich konnte mich mit Barry unterhalten, während ich aß. Die anständigste Art, mit vollem Mund zu reden, auf die ich je gekommen war.
Sieh's dir mal an .
Während Barry ein Brötchen aufschnitt und mit Butter bestrich, überflog ich die Seiten. Ein Programmplan für die Nacht, ziemlich hilfreich. Sophie-Annes Prozess war das schwerwiegendste Gerichtsverfahren gewesen und das Einzige, in das Angehörige der herrschenden Schicht verwickelt waren. Aber es gab noch einige andere. Die erste Sitzung war für 20 Uhr angesetzt, es ging um einen privaten Streitfall wegen Körperverletzung. Eine Vampirin aus Wisconsin namens Jodi (schon das erschien mir unwahrscheinlich) wurde von einem Vampir aus Illinois namens Michael verklagt. Michael behauptete, Jodi hätte gewartet, bis er sich zur Tagesruhe begab, und ihm dann einen Fangzahn
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