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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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beleidigt.«
    »Der Fall ist klar«, sagte Dahlia. »Teilen Sie beide meine Meinung?« Der Blonde, der Jodi zurückhielt, nickte, und Bill auch, der rechts von Dahlia immer noch auf der Kante seines Stuhls saß.
    »Michael, Sie werden Racheakte auf uns ziehen mit Ihrem unklugen Verhalten und Ihrer Unfähigkeit, Ihre Emotionen zu kontrollieren«, begann Dahlia. »Sie haben Warnungen ignoriert und auch die Tatsache, dass die Frau unter dem Schutz einer anderen Vampirin stand.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Wo ist denn Ihr Stolz?« Michael war aufgesprungen und schrie jetzt.
    Aus den dunklen Kulissen der Bühne traten zwei Männer, beides Vampire natürlich und beide beeindruckend groß. Sie ergriffen Michael, der ihnen einen regelrechten Kampf lieferte. Der Lärm und die Gewalt schockierten mich ein wenig. Aber nun gut, schon in ein paar Minuten hätten sie Michael in irgendein Vampirgefängnis abgeführt, und dann würden die Gerichtsverhandlungen in aller Ruhe weitergehen.
    Ich war total verblüfft, als Dahlia dem blonden Vampir zunickte, der auf Jodi draufsaß. Er stand auf und half auch der Vampirin auf die Beine. Jodi grinste breit. Mit einem einzigen Satz war sie quer über die Bühne gefegt, wie ein Panther, griff sich den Pfahl vom Tisch der Richter und rammte ihn mit einer kraftvollen Bewegung ihres schlanken Arms Michael in die Brust.
    Ich schlug mir beide Hände vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Doch außer mir war niemand schockiert.
    Michael starrte Jodi mit wutverzerrter Miene an und versuchte seine Arme zu befreien, wohl um sich den Pfahl aus der Brust zu ziehen. Aber nach ein paar Sekunden war alles vorüber. Die beiden Vampire, die jetzt einen Toten festhielten, trugen die Überreste weg, und Jodi sprang mit einem strahlenden Lächeln von der Bühne.
    »Der nächste Fall«, sagte Dahlia.
    Als Nächstes wurde der Fall des Kindes verhandelt, und an dem waren Menschen beteiligt. Zum Glück, dann würde ich hier weniger auffallen, dachte ich, und da kamen sie auch schon: die Eltern mit Armesündermienen und Vampiranwältin (durften Menschen vor diesem Gericht etwa nicht direkt aussagen?) und die »Mutter« mit ihrem »Kind«.
    Dies war ein längerer, traurigerer Fall, denn wie sehr die Eltern unter dem Verlust ihres Sohnes litten - der immer noch herumlief und redete, nur nicht mit ihnen -, war fast mit Händen zu greifen. Ich war nicht die Einzige, die rief: »So eine Schande!«, als Cindy Lou zugab, von den Eltern monatlich Unterhalt für den Jungen zu erhalten. Die Vampiranwältin Kate Book setzte sich wild entschlossen für die Eltern ein, und es wurde deutlich, dass sie Cindy Lou für eine Schlampe und schlechte Mutter hielt. Doch die drei Richter - andere diesmal, ich kannte keinen von ihnen - hielten an der schriftlichen Vereinbarung fest, die die Eltern unterschrieben hatten, und weigerten sich, den Jungen in andere Obhut zu geben. Sie verfügten jedoch, dass die Vereinbarung von beiden Parteien gleichermaßen eingehalten werden müsse und der Junge verpflichtet sei, Zeit mit seinen leiblichen Eltern zu verbringen, solange diese von ihrem Recht Gebrauch machen wollten.
    Der älteste Richter, ein Mann mit riesiger Hakennase und dunklen, wässrigen Augen, rief den Jungen vor sich. »Du schuldest diesen Menschen Respekt und Gehorsam, denn auch du hast diese Vereinbarung unterschrieben«, sagte er. »Nach den Gesetzen der Menschen magst du noch nicht strafmündig sein, aber nach den unseren bist du genauso verantwortlich wie ... Cindy Lou. « Oje, dass eine Vampirin tatsächlich Cindy Lou heißen konnte, brachte ihn beinahe um. »Falls du versuchst, deine Menscheneltern zu terrorisieren oder zu nötigen, oder falls du ihr Blut trinkst, hacken wir dir die Hand ab. Und wenn sie nachgewachsen ist, hacken wir sie dir erneut ab.«
    Der Junge konnte kaum noch bleicher werden, als er ohnehin schon war, und seine Menschenmutter fiel in Ohnmacht. Aber er hatte sich so rotzfrech und selbstherrlich gebärdet und seine armen Eltern so geringschätzig abgefertigt, da war eine strenge Verwarnung nötig, fand ich. Unwillkürlich musste ich nicken.
    Na klar, äußerst fair, einem Kind damit zu drohen, dass man ihm die Hand abhacken würde...
    Ach was, jeder, der diesen Jungen gesehen hatte, hätte zugestimmt. Und Cindy Lou war auch nicht gerade eine Zierde ihres Geschlechts. Wer immer sie zur Vampirin gemacht hatte, konnte geistig und moralisch selbst nicht ganz auf der Höhe sein.
    Letzten Endes

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