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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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plötzlich neben mir stand, und erntete ein weiteres (diesmal wortloses) Kreischen von Barry. Zu diesem Zeitpunkt war es Barry bereits egal, ob er mich je im Leben wiedersehen würde. Und obwohl ich das alles weniger drastisch einschätzte, wusste auch ich, dass wir keine Brieffreunde mehr werden würden.
    Eric hatte sich zwar eine nähere Bezeichnung dessen, was ich für ihn war, gespart, aber ich war genauso erschrocken wie Barry. »Brauchst du irgendwas?«, fragte ich in einem Ton, der ihn gleich warnen sollte, dass ich zu keinerlei Zweideutigkeiten aufgelegt war.
    »Was hast du heute herausgefunden?«, fragte er, nun ganz auf das Geschäftliche konzentriert.
    »Du kannst ruhig gehen«, meinte ich zu Barry, der sich das nicht zweimal sagen ließ.
    Eric sah sich nach einem stillen Plätzchen um, fand aber keins. Die Lobby war voller Vampire, die zu den Prozessen wollten, miteinander plauderten oder flirteten. »Komm«, sagte er, gar nicht so befehlsmäßig, wie es scheinen mag, und wir gingen zum Fahrstuhl und fuhren in sein Zimmer hinauf. Eric wohnte auf der neunten Etage, die sehr viel größer war als die der Königin. Dort gab es mindestens zwanzig Zimmer, und es war auch viel mehr los. Wir trafen ein paar Vampire auf dem Weg zu Erics Zimmer, das er sich, wie er erzählte, mit Pam teilte.
    Ich war ziemlich neugierig, mal ein normales Vampirzimmer zu sehen, denn in der Suite der Königin kannte ich ja nur den Salon. Doch es war eine Enttäuschung, und wenn man von den Reisesärgen absah, wirkte es ziemlich gewöhnlich. Okay, so richtig absehen konnte man davon natürlich nicht. Pams und Erics Särge ruhten auf schicken Gestellen aus schwarz gestrichenem Holz, die mit Hieroglyphen in Gold bemalt waren und dem Raum einen gewissen atmosphärischen Touch verliehen. Außerdem gab es noch zwei Doppelbetten und ein winziges Badezimmer, in dem alle Handtücher ordentlich aufgehängt waren, wie ich sehen konnte, denn die Tür stand offen. Als er bei mir wohnte, hatte Eric seine Handtücher nie aufgehängt, und auch hier kümmerte sich wohl eher Pam um solche Dinge. Es hatte etwas seltsam Häusliches. Pam hob vermutlich schon über ein Jahrhundert lang Handtücher für Eric auf. Guter Gott, ich hatte das kaum zwei Wochen lang ausgehalten.
    Mit den Särgen und den Betten war das Zimmer ein bisschen überfüllt, und ich fragte mich, womit sich rangniedrigere Vampire, sagen wir auf der zwölften Etage, wohl so abfinden mussten. Konnte man Särge etwa als Stockbett-Konstruktion aufstellen? Okay, okay, all diesen Unsinn überlegte ich mir bloß deshalb, weil ich nicht daran denken wollte, dass ich allein mit Eric auf seinem Zimmer war. Wir setzten uns, Eric sich auf das eine, ich mich auf das andere Bett. Er beugte sich vor. »Erzähl.«
    »Tja, keine guten Nachrichten«, sagte ich, um ihn gleich auf die richtige Spur zu bringen.
    Seine Miene verdüsterte sich, die blonden Augenbrauen zogen sich zusammen, die Mundwinkel zeigten nach unten.
    »Wir haben einen Club für Bogenschützen gefunden, mit Shop, den Kyle Perkins aufgesucht hat. Du hattest also recht. Barry hat mich begleitet, weil er mir einen Gefallen tun wollte - das war wirklich nett«, erzählte ich, um fair zu bleiben. »Um den Nachmittag kurz zusammenzufassen: Wir haben den richtigen Club beim dritten Anlauf gefunden, und die Frau hinter dem Tresen hat uns angeboten, einen Blick auf das Sicherheitsvideo des Abends zu werfen, an dem Kyle dort war. Ich dachte, vielleicht sehen wir jemanden in seiner Begleitung, den wir kennen. Aber sie wollte, dass wir noch mal wiederkommen, am Ende ihrer Schicht, abends um sieben.« Ich hielt kurz inne und holte tief Luft. Eric verzog keine Miene. »Wir waren zur verabredeten Zeit da, doch sie war tot, ermordet, in dem Shop des Clubs. Ich habe einen Blick in das Büro geworfen, die Sicherheitsvideos waren verbrannt worden.«
    »Wie wurde sie ermordet?«
    »Erstochen, das Messer steckte noch in ihrer Brust. Und der Mörder oder seine Begleitung hat sich übergeben. Und es wurde noch ein Mann ermordet, der auch dort gearbeitet hat. Aber ich weiß nicht, wie.«
    »Ah.« Eric dachte kurz nach. »Sonst noch was?«
    »Nein«, sagte ich und stand auf, um zu gehen.
    »Barry war wütend auf dich.«
    »Ja, aber er kommt drüber weg.«
    »Was hat er denn?«
    »Er findet, ich verhalte mich nicht... Er findet, wir hätten nicht einfach gehen dürfen. Oder ... ach, ich weiß nicht. Er hält mich für gefühllos.«
    »Ich finde, du hast das

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