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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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»Dieses Hotel kann jeden Moment in die Luft fliegen.«
    Da warf sie mir die Schlüsselkarte zu und war schon auf dem Weg zu den Fahrstühlen. Verdammt.
    Und dann begannen die Explosionen: ein tiefes, gewaltiges Beben und Dröhnen weit unter meinen Füßen, als würde ein gigantisches Seeungeheuer durch die Meeresoberfläche brechen. Ich taumelte hinüber zu Erics Zimmer, zog die Plastikkarte durch den Schlitz und schob in einem Moment fast unheimlicher Stille die Tür auf. Das Zimmer lag in völliger Dunkelheit.
    »Eric, Pam!«, schrie ich und tastete in dem pechschwarzen Zimmer nach einem Lichtschalter. Ich spürte regelrecht, wie das Gebäude wankte. Jetzt war auch weiter oben etwas in die Luft geflogen. O Mist! O Mist! Doch das Licht funktionierte noch, und ich sah, dass Eric und Pam sich in die Betten gelegt hatten, nicht in die Särge.
    »Aufwachen!«, rief ich und schüttelte Pam, weil ich ihr am nächsten stand. Sie rührte sich kein bisschen. Es war, als rüttelte ich an einer mit Sägespänen gefüllten Puppe. »Eric!« Ich schrie ihm direkt ins Ohr.
    Eric öffnete die Augen einen Spalt und fixierte mich.
    »Was?«, fragte er. Na endlich, immerhin die Spur einer Reaktion. Er war ja auch viel älter als Pam.
    »Ihr müsst aufstehen! Ihr müsst! Ihr müsst hier raus!«
    »Es ist Tag«, flüsterte er und wollte sich auf die Seite drehen.
    Ich schlug härter zu, als ich je in meinem Leben zugeschlagen hatte, und schrie: »Steh auf!«, bis ich kaum noch einen Ton herausbrachte. Schließlich regte Eric sich und setzte sich auf. Er trug eine schwarze Pyjamahose, Gott sei Dank, und ich sah den schwarzen Zeremonienumhang über seinem Sarg liegen. Den hatte er Quinn nicht zurückgegeben, so ein Glück! Ich warf ihm den Umhang um, knöpfte ihn am Hals zu und zog ihm die Kapuze über den Kopf. »Schütz dein Gesicht!«, rief ich, während über uns das Klirren von splitterndem Glas ertönte, gefolgt von Schreckensschreien.
    Eric würde wieder schlafen, wenn ich ihn nicht wach hielt. Aber wenigstens reagierte er auf mich. Bill war doch unter noch viel schlimmeren Umständen herumgelaufen, zumindest einige Minuten lang, dachte ich. Aber Pam, obwohl etwa im gleichen Alter wie Bill, wurde einfach nicht wach. Ich zog sie sogar an ihren langen blonden Haaren.
    »Du musst mir helfen, Pam hier herauszuholen!«, rief ich schließlich verzweifelt. »Eric, du musst.« Und wieder ein Krachen und Schlingern unter meinen Füßen. Ich schrie, und Eric riss die Augen auf. Taumelnd stellte er sich auf die Beine. Als hätten wir die Gedanken des anderen gelesen, wie Barry und ich, hoben wir beide seinen Sarg von dem Gestell und stellten ihn auf den Teppich. Dann schoben wir ihn hinüber zu der schrägen blickdichten Glasverkleidung, die die Wände der Pyramide bildete.
    Alles um uns herum wackelte und bebte. Eric hielt die Augen jetzt ein wenig weiter geöffnet und konzentrierte sich so stark darauf, sich zu bewegen, dass es sogar an meinen Kräften zehrte.
    »Pam«, sagte ich, um ihn zu mehr Aktion zu drängen. Nach einigem Gefummel hatte ich den Sarg geöffnet. Eric ging zu seinem Geschöpf hinüber, mit Schritten so schwer, als seien seine Füße am Boden festgeklebt und als müsse er sie bei jedem Schritt erst lösen. Er fasste Pam unter die Achseln, ich nahm ihre Füße, und mit Decke und allem Drum und Dran hoben wir sie an. Wieder wackelte der Boden, sehr viel gewaltiger diesmal, und wir wankten hinüber zu dem Sarg und warfen Pam hinein. Ich klappte den Deckel zu und schob den Riegel vor, auch wenn ein Zipfel von Pams Nachthemd herausschaute.
    Ich dachte an Bill, und Rasul kam mir in den Sinn, aber ich konnte nichts für sie tun. Es blieb sowieso kaum noch Zeit. »Wir müssen das Glas zerbrechen!«, schrie ich. Eric nickte sehr langsam. Am einen Ende des Sargs kniend rammten wir ihn so heftig wie möglich gegen die Glasverkleidung, die in tausend Splitter zerbröselte. Erstaunlicherweise hingen sie aber weiterhin alle zusammen - die Segnungen des Sicherheitsglases. Ich hätte aufheulen mögen vor Frust. Wir brauchten ein Loch , keine Gardine aus Glas. Wir gruben unsere Zehenspitzen in den Teppich und versuchten, das rumpelnde Krachen in den Etagen unter uns zu ignorieren, setzten noch einmal an, und mit aller Kraft schoben Eric und ich den Sarg vorwärts.
    Endlich! Der Sarg war durchgestoßen. Das Fenster brach aus seinem Rahmen und polterte an der schrägen Fassade des Hotels hinab.
    Zum ersten Mal seit Jahrhunderten sah Eric

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