Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
denen wusste man nicht, wo man anfangen sollte.
    Pam und ich waren schon aus dem Merlotte's raus, ehe ich etwas zu ihr sagen konnte.
    Ich war noch ganz starr vor Schreck über Arlenes verbalen Angriff und meine eigene Wut. »Das hätte ich nicht sagen sollen«, begann ich. »Dass einer von Arlenes Ehemännern ein Mörder war, ist noch lange kein Grund, so aggressiv zu werden.« Ich klang wie meine eigene Großmutter und stieß ein nervöses Gelächter aus.
    Pam war etwas kleiner als ich und beobachtete neugierig, wie ich um Selbstkontrolle rang.
    »Die ist doch eine Schlampe«, sagte Pam.
    Ich zog ein Kleenex aus der Handtasche und wischte mir die Tränen ab. Wenn ich wütend war, musste ich meistens weinen. Wie ich das hasste. Wer weint, wirkt immer schwach, egal, aus welchem Grund man weint.
    Pam ergriff meine Hand und fuhr mir mit dem Daumen über die Wangen. Diese liebevolle Geste verlor etwas von ihrem Charme, als sie ihren Daumen danach ableckte. Aber ich verstand schon, dass sie es gut meinte.
    »Eine Schlampe würde ich sie nicht nennen. Aber sie sollte wirklich besser aufpassen, mit wem sie sich einlässt«, sagte ich.
    »Warum verteidigst du sie auch noch?«
    »Aus Gewohnheit vermutlich. Wir waren jahrelang gut befreundet.«
    »Was hat sie denn für dich getan in dieser Freundschaft? Welchen Vorteil hatte es für dich?«
    »Sie...« Darüber musste ich erst mal nachdenken. »Na ja, so konnte ich halt sagen, dass ich eine Freundin hatte. Ich mochte ihre Kinder und habe ihr geholfen. Wenn sie nicht arbeiten konnte, habe ich ihre Schicht übernommen, und wenn sie meine gemacht hat, habe ich ihren Wohnwagen geputzt. Und wenn ich krank war, hat sie mich besucht und mir was zum Essen gebracht. Aber vor allem war es ihr immer egal, dass ich irgendwie anders war.«
    »Sie hat dich benutzt, und du warst auch noch dankbar dafür«, sagte Pam. Ihr ausdrucksloses bleiches Gesicht ließ keine Rückschlüsse auf ihre Gefühle zu.
    »Hör mal, Pam, so war es nicht.«
    »Wie war es dann, Sookie?«
    »Sie mochte mich wirklich. Und manchmal hatten wir auch richtig Spaß miteinander.«
    »Sie ist faul. Und das gilt auch für ihre Freundschaft. Solange es keine Mühe macht, freundlich zu sein, ist sie es. Aber sobald der Wind aus einer anderen Richtung weht, ist es aus mit ihrer Freundschaft. Und ich glaube, der Wind weht gerade aus einer anderen Richtung. Sie hat eine neue Methode gefunden, sich selbst wichtig zu machen - indem sie andere hasst.«
    »Pam!«
    »Stimmt das etwa nicht? Ich beobachte die Menschen schon seit Jahrhunderten. So langsam kenne ich sie.«
    »Es gibt Wahrheiten, die man aussprechen kann, und Wahrheiten, die man besser für sich behalten sollte.«
    »Es gibt Wahrheiten, die ich besser für mich behalten sollte, meinst du«, korrigierte sie mich.
    »Ja. Tatsächlich, das... stimmt.«
    »Dann fahre ich jetzt wieder nach Shreveport.« Pam drehte sich um und wollte schon um das Gebäude herum zum Parkplatz gehen, wo ihr Auto stand.
    »Pam!«
    Sie drehte sich erneut um. »Ja?«
    »Warum bist du eigentlich wirklich hier?«
    Ganz unerwartet lächelte Pam. »Abgesehen von meinen Fragen nach deiner Beziehung zu meinem Schöpfer? Und dem glücklichen Zufall, dass ich deine reizvolle Mitbewohnerin kennengelernt habe?«
    »Ja, klar. Abgesehen von all dem.«
    »Ich will mit dir über Bill reden«, sagte sie zu meinem allergrößten Erstaunen. »Über Bill und Eric.«

       Kapitel 7
    »Dazu habe ich nichts zu sagen.« Ich schloss mein Auto auf und warf meine Handtasche hinein. Dann drehte ich mich wieder zu Pam um, obwohl ich am liebsten eingestiegen und nach Hause gefahren wäre.
    »Wir wussten es nicht«, sagte sie und schwieg eine Weile. Im eingezäunten Hof vor Sams schönem Wohnwagen, der rechtwinklig zur Rückseite des Merlotte's aufgestellt war, standen zwei Gartenstühle. Die holte ich und platzierte sie neben meinem Auto. Pam verstand den Wink und setzte sich in den einen, ich mich in den anderen.
    Ich atmete einmal tief und lautlos durch. Schon seit ich aus New Orleans zurück war, fragte ich mich, ob alle Vampire in Shreveport den wahren Grund kannten, warum Bill hinter mir her gewesen war.
    »Ich hätte es dir nicht erzählt«, sagte Pam, »selbst wenn ich gewusst hätte, dass Bill einen Auftrag hatte, denn ... Vampire stehen nun mal an erster Stelle.« Sie zuckte die Achseln. »Aber ich schwöre dir, ich wusste es nicht.«
    Ich nickte bloß, und eine gewisse Anspannung in mir ließ endlich nach.

Weitere Kostenlose Bücher