Vampire schlafen fest
sich auf dem Tisch gefaltet, geduldig wartete. Sie versetzte sich in diesen abwesenden Zustand von Vampiren, der einen echt nerven kann, wenn man ihn nicht kennt - der Blick leer, die Augen aber weit geöffnet, der Körper absolut reglos, die Miene ausdruckslos. Da sie sich also eine Auszeit gönnte, bediente ich erst mal einige andere Leute, ehe ich an ihren Tisch ging. Ich hätte schwören können, dass ich wusste, warum sie hier war. Auf das Gespräch freute ich mich ganz und gar nicht.
»Pam, möchtest du etwas trinken?«
»Was hat es mit diesem Tiger auf sich?«, fragte sie, ohne sich mit einer Vorrede aufzuhalten.
»Ich bin jetzt mit Quinn zusammen«, sagte ich. »Wegen seines Jobs sehen wir uns nicht allzu häufig, wir treffen uns aber auf der Konferenz.« Quinn hatte als Eventmanager den Auftrag erhalten, die Zeremonien und Rituale der Vampirkonferenz auszurichten. Er hatte sicher viel zu tun, aber ich würde ihn wenigstens ab und zu sehen und war deswegen schon ganz aufgeregt. »Und nach der Konferenz verbringen wir einen ganzen Monat miteinander«, erzählte ich.
Uuuh, vielleicht hatte ich's ein bisschen übertrieben mit dem Vertrauen. Das Lächeln schwand aus Pams Gesicht.
»Sookie, ich weiß nicht, welches seltsame Spiel zwischen Eric und dir läuft. Aber es ist nicht gut für uns.«
»Da läuft kein Spiel! Gar keins!«
»Bei dir vielleicht nicht, aber bei Eric. Er ist nicht mehr derselbe seit der Zeit, die ihr beide miteinander verbracht habt.«
»Ich weiß nicht, was ich da tun könnte«, sagte ich matt.
»Ich auch nicht«, erwiderte Pam. »Aber ich hoffe, er kann das mit seinen Gefühlen für dich klären. Konflikte kann er nicht leiden, genauso wenig wie Anhänglichkeit, also, seine eigene. Er ist nicht mehr der sorglose Vampir, der er früher war.«
Ich zuckte die Achseln. »Pam, ich bin so aufrichtig wie nur möglich ihm gegenüber gewesen. Vielleicht macht er sich wegen etwas ganz anderem Sorgen. Du übertreibst, was meine Bedeutung für Eric angeht. Sollte er irgendwie unsterblich in mich verliebt sein, hat er mir jedenfalls nichts davon erzählt. Ich gehe ja nicht mal mit ihm aus. Und er weiß von Quinn.«
»Er hat Bill gezwungen, es dir zu beichten, nicht wahr?«
»Na ja, Eric war dabei«, sagte ich unsicher.
»Glaubst du, Bill hätte dir das je erzählt, wenn Eric es ihm nicht befohlen hätte?«
Ich hatte mich echt bemüht, diesen Abend komplett aus meinem Gedächtnis zu streichen. Irgendwo im hintersten Winkel wusste ich natürlich, dass Bills Beichte zu einem ziemlich seltsamen Zeitpunkt gekommen war. Aber ich hatte einfach nie darüber nachdenken wollen.
»Eric hätte Bills Auftrag doch ganz egal sein können - ganz zu schweigen davon, dass er nie einer Menschenfrau davon erzählt hätte -, wenn er nicht unangebrachte Gefühle für dich hegen würde!«
So hatte ich das Ganze noch nie betrachtet. Ich war dermaßen fertig gewesen wegen Bills Beichte - die Königin hatte ihn darauf angesetzt, mich (wenn nötig) zu verführen, um mein Vertrauen zu gewinnen -, dass ich keinen Gedanken daran verschwendet hatte, warum Eric Bill gezwungen hatte, mir die ganze Geschichte zu erzählen.
»Pam, ich weiß es nicht. Hör mal, ich arbeite hier, und du solltest etwas zu trinken bestellen. Es gibt noch andere Tische, um die ich mich kümmern muss.«
»Dann 0-negativ. TrueBlood.«
Ich beeilte mich, den Drink aus dem Kühlschrank zu holen, wärmte ihn in der Mikrowelle auf und schüttelte ihn vorsichtig, damit die Temperatur auch gleichmäßig war. Leider lief etwas außen an der Flasche herunter, was ein bisschen eklig aussah. Aber es wirkte wie echtes Blut und schmeckte auf jeden Fall auch so. Ich hatte bei Bill mal ein paar Tropfen probiert, konnte also aus Erfahrung sprechen. Wenn's nach mir ging, schmeckte synthetisches Blut haargenau wie echtes. Bill hatte es immer gemocht, obwohl er mehr als einmal betont hatte, dass es gar nicht um den Geschmack ginge, sondern um das Gefühl, in lebendes Fleisch zu beißen, den Herzschlag des Menschen zu spüren - das machte Vampiren Spaß. Blut aus der Flasche, das brachte es einfach nicht. Ich nahm die Flasche und ein Weinglas, ging zu Pam und stellte beides vor sie auf den Tisch, mit einer Serviette natürlich.
»Sookie?« Ich blickte auf und sah, dass Amelia gekommen war.
Meine Mitbewohnerin war schon oft im Merlotte's gewesen, doch es überraschte mich, sie heute Abend hier anzutreffen. »Was ist los?«, fragte ich.
»Hm... hi«, sagte Amelia
Weitere Kostenlose Bücher