Vampire schlafen fest
Keine Ahnung, was ich hätte sagen sollen.
»Sookie, du hast wirklich einen Haufen Ärger in unserem Bezirk verursacht.« Das schien Pam allerdings nicht weiter zu beunruhigen, sie stellte es lediglich wie eine Tatsache fest. »Zurzeit brodelt Bill geradezu vor Wut, aber er weiß nicht, wen er hassen soll. Er fühlt sich schuldig, und das gefällt keinem. Eric ist frustriert, weil er sich nicht an die Zeit erinnern kann, die er bei dir zu Hause versteckt war, und somit nicht weiß, was er dir schuldet. Es ärgert ihn, dass die Königin dich für ihre eigenen Zwecke eingespannt hat, und das auch noch mit Bills Hilfe - dass sie also in Erics Territorium gewildert hat. Für Felicia bist du der Schrecken schlechthin, weil so viele Barkeeper des Fangtasia gestorben sind, während du in der Nähe warst. Longshadow, Chow.« Sie lächelte. »Oh, und dein Freund, dieser Charles Twining.«
»Das war alles nicht meine Schuld.« Ich hatte Pam mit wachsender Empörung zugehört. Es ist gar nicht gut, wenn ein Vampir richtig wütend auf einen wird. Sogar die neue Barkeeperin des Fangtasia, Felicia, war sehr viel stärker, als ich es je sein würde, und dabei stand sie in der Hierarchie eindeutig auf einer niedrigen Stufe.
»Ich fürchte, das macht keinen Unterschied«, sagte Pam in einem seltsam sanften Tonfall. »Jetzt, da wir dank Andre wissen, dass du Elfenblut hast, wäre es leicht, das alles einfach zu vergessen. Doch mir scheint, das allein ist es nicht, oder? Ich habe viele Menschen kennengelernt, die von Elfen abstammten, und keiner von ihnen hatte telepathische Fähigkeiten. Ich glaube, du bist etwas ganz Eigenes, Sookie. Sicher, wenn man von dieser Spur Elfenblut weiß, fragt man sich, wie du wohl schmecken würdest. Ich muss sagen, ich fand die paar Tropfen sehr lecker, die ich abbekam, als die Mänade dich verletzt hat. Auch wenn dein Blut mit ihrem Gift vermischt war. Du weißt ja, wir lieben Elfen.«
»Ja, bis in den Tod«, murmelte ich vor mich hin, aber Pam verstand mich natürlich.
»Manchmal«, gab sie mit einem kleinen feinen Lächeln zu. Diese Pam.
»Worum genau geht's denn nun eigentlich?« Ich wollte nur noch nach Hause und ein Mensch sein, ganz für mich allein.
»Wenn ich sage, › wir ‹ wussten nichts über Bills Auftrag von der Königin, so schließt das Eric mit ein«, erwiderte Pam.
Ich betrachtete angelegentlich meine Schuhspitzen und versuchte, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten.
»Vor allem deshalb ist Eric wütend.« Jetzt wählte Pam jedes Wort mit Bedacht. »Er ist wütend auf Bill, weil Bill ohne seine Kenntnis einen Auftrag von der Königin hatte. Er ist wütend, weil er Bills Plan nicht erkannt hat. Er ist wütend auf dich, weil du es ihm irgendwie angetan hast. Und er ist wütend auf die Königin, weil sie noch verschlagener ist als er selbst. Aber deshalb ist sie natürlich auch Königin. Eric wird nie ein König werden, wenn er nicht lernt, sich besser zu beherrschen.«
»Machst du dir wirklich Sorgen um ihn?« Pam hatte sich doch noch nie wegen irgendetwas ernsthaft Gedanken gemacht. Als sie nickte, hörte ich mich plötzlich fragen: »Wann bist du Eric eigentlich zum ersten Mal begegnet?« Das hatte mich schon immer interessiert, und heute Abend schien Pam in Plauderlaune zu sein.
»In der letzten Nacht meines Lebens, in London.« Ihre Stimme klang ruhig. Von ihrem Gesicht konnte ich in den dunklen Schatten, die eine Sicherheitslampe über uns warf, nur die Hälfte erkennen. Doch auch ihre Miene wirkte ruhig. »Ich habe alles riskiert für die Liebe. Lach ruhig, wenn du willst.«
Mir war nicht im Entferntesten nach Lachen zumute.
»Ich war ein sehr wildes Mädchen für meine Zeit. Junge Damen durften nicht allein sein mit jungen Herren, oder überhaupt mit irgendwelchen Männern. Das ist lange her.« Pam verzog die Lippen zu einem kurzen ironischen Lächeln. »Aber ich war romantisch und wagemutig. Spätabends habe ich mich aus dem Haus geschlichen, um mich mit dem Cousin meiner besten Freundin zu treffen, die nebenan wohnte. Der Cousin war aus Bristol zu Besuch, und wir fühlten uns sehr zueinander hingezogen. In den Augen meiner Eltern gehörte er nicht der richtigen Gesellschaftsschicht an. Sie hätten nie erlaubt, dass er mir den Hof macht. Und hätten sie mich spätabends allein mit ihm angetroffen, wäre das mein Ende gewesen. Keine Aussichten auf irgendeine Ehe mehr, es sei denn, meine Eltern hätten diesen jungen Mann gezwungen, mich zu heiraten. Keine
Weitere Kostenlose Bücher