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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Aussichten auf eine Zukunft.« Pam schüttelte den Kopf. »Verrückt, wenn man heute daran denkt. Das waren die Zeiten, in denen Frauen keine Wahl hatten. Und die Ironie daran: Unser Treffen war völlig unschuldig. Einige Küsse, eine Menge romantischer Schwüre, unsterbliche Liebe und Tralala.«
    Ich lächelte Pam an, doch sie blickte nicht auf.
    »Auf dem Weg zurück nach Hause, als ich leise durch den Garten schlich, begegnete ich Eric. So leise hätte ich gar nicht schleichen können, dass ich ihm nicht aufgefallen wäre.« Eine ganze Weile lang schwieg sie. »Und es war wirklich mein Ende.«
    »Warum hat er dich herübergeholt?« Ich sank tiefer in meinen Stuhl und schlug die Beine übereinander. Dieses unerwartete Gespräch erwies sich als überaus faszinierend.
    »Vermutlich war er einsam«, sagte Pam mit einem Anklang von Überraschung in der Stimme. »Seine letzte Begleiterin war eigene Wege gegangen, denn Geschöpfe können nicht lange bei ihrem Schöpfer bleiben. Nach ein paar Jahren muss das Geschöpf eigene Wege gehen, obwohl es später natürlich zu seinem Schöpfer zurückkehren kann - und sogar muss, wenn sein Schöpfer es ruft.«
    »Warst du nicht wütend auf ihn?«
    Sie schien in ihren Erinnerungen zu kramen. »Anfangs war ich schockiert«, sagte Pam. »Als er mir das Blut ausgesaugt hatte, legte er mich in meinem Zimmer ins Bett. Meine Familie glaubte natürlich, ich sei an einer rätselhaften Krankheit gestorben, und beerdigte mich. Eric hat mich wieder ausgegraben, damit ich nicht in einem Sarg erwachte und mich selbst ausgraben musste. Das war eine große Hilfe. Er nahm mich in den Arm und erklärte mir alles. Bis zu jenem Abend, an dem ich starb, war ich unter all meinem Aufbegehren eigentlich immer eine ziemlich konventionelle junge Frau gewesen. Ich war daran gewöhnt, Schichten über Schichten an Kleidern zu tragen. Du würdest staunen über das Kleid, in dem ich starb: die Ärmel, der Schnitt. Allein aus dem Stoff, der im Rock steckt, könnte man heute drei Kleider machen!« Pam wurde ganz nostalgisch. »Doch dann entdeckte ich, dass mein Vampirdasein etwas ganz Wildes in mir freisetzte.«
    »Hättest du ihn nicht am liebsten umgebracht nach dem, was er dir angetan hatte?«
    »Aber nein«, erwiderte sie sofort. »Ich wollte Sex haben mit ihm. Und wir hatten sehr, sehr oft Sex miteinander.« Sie grinste. »Das Band zwischen Schöpfer und Geschöpf muss nicht sexueller Natur sein, aber bei uns war es so. Doch das änderte sich schon bald, als ich auf den Geschmack kam. Ich wollte einfach alles ausprobieren, was mir in meinem Menschenleben versagt geblieben war.«
    »Dann gefiel's dir also, eine Vampirin zu sein? Du warst froh?«
    Pam zuckte die Achseln. »Ja, mein Dasein hat mir immer gefallen. Es dauerte einige Tage, bis ich mein neues Wesen verstand. Ich hatte ja nicht mal von Vampiren gehört, ehe ich selbst einer wurde.«
    Ich konnte mir Pams Schock über diese Erweckung nicht mal annähernd vorstellen. Umso erstaunlicher, dass sie sich so schnell an ihr Dasein als Untote gewöhnt haben wollte.
    »Hast du je deine Familie besucht?«, fragte ich. Okay, das war etwas abgeschmackt, und ich bereute es sofort, als die Worte herauswaren.
    »Ungefähr zehn Jahre später habe ich sie mal aus der Ferne gesehen. Weißt du, als neuer Vampir musstest du als Erstes deine Heimat verlassen. Damit man dich nicht erkannte oder verfolgte. Jetzt kann ich herumspazieren, so viel ich will. Aber damals lebten wir im Verborgenen und mussten vorsichtig sein. Eric und ich haben London so schnell wie möglich verlassen. Und nachdem ich mich im Norden Englands ein wenig an mein neues Dasein gewöhnt hatte, sind wir auf den Kontinent gereist.«
    Eine grausige Geschichte, aber faszinierend. »Hast du ihn geliebt?«
    Pam sah etwas verwirrt drein. Auf ihrer glatten Stirn zeigte sich eine winzige Falte. »Geliebt? Nein. Wir waren gute Freunde, und der Sex und die Jagd machten mir Spaß. Aber Liebe? Nein.« Im Schein der Sicherheitslampe über uns, die merkwürdige dunkle Schatten warf, sah ich, wie Pams Miene sich wieder glättete und entspannte. »Ich bin ihm zu Treue verpflichtet«, sagte Pam. »Ich muss ihm gehorchen, und das tue ich gern. Eric ist intelligent, ehrgeizig, sehr unterhaltsam. Ich wäre längst in meinem Grab vermodert, hätte er mich auf dem Rückweg von dem Treffen mit diesem albernen jungen Mann nicht durch den Garten schleichen sehen. Viele, viele Jahre lang bin ich meine eigenen Wege gegangen. Aber

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