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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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richtige Lüge dabei herauskam. Eine wahre Meisterleistung, die er da vollbracht hatte.
    Während weitere Fragen folgten - und meist nicht beantwortet wurden oder nicht zu beantworten waren -, fragte ich mich, ob der Königin jetzt nach dem Tod ihrer Hauptanklägerin wohl noch der Prozess gemacht werden würde. Wem gehörte der Staat Arkansas eigentlich? Vermutlich hatte der Ehevertrag der Königin die Rechte an Peter Threadgills Territorium verschafft. Ich wusste ja, dass Sophie-Anne seit Katrina alle Einkünfte, die sie bekommen konnte, bitter nötig hatte. Würde sie diese Rechte an Arkansas auch behalten, wenn herauskam, dass Andre Peter getötet hatte? Tja, wenn man erst mal darüber nachdachte, wurde einem klar, wie viel für die Königin von dieser Konferenz abhing.
    Erst als ich über all diese Fragen nachgedacht hatte, bemerkte ich, dass die wichtigste gar nicht dabei gewesen war. Wer hatte Jennifer Cater und ihre Freunde getötet? (Wie viele Arkansas-Vampire mochten noch übrig sein nach dem Kampf in New Orleans und dem Gemetzel von heute? So riesig war Arkansas auch wieder nicht, und es gab dort nur wenige Großstädte.)
    Ich wurde ins Hier und Jetzt zurückgerufen, als Christian Baruch meinen Blick suchte. »Sie sind die Menschenfrau, die Gedanken lesen kann«, sagte er so unvermittelt, dass ich fast einen Satz machte.
    »Ja«, erwiderte ich bloß. Dieses ganze Sir hier und Ma'am da ging mir langsam auf die Nerven.
    »Haben Sie Jennifer Cater getötet?«
    Ich musste mein Erstaunen nicht mal spielen. »Sie trauen mir ja eine Menge zu. Ich soll mit drei Vampiren fertig geworden sein? Nein, ich habe Jennifer nicht getötet. Sie ist am Spätnachmittag in der Lobby auf mich zugestürmt und hat mich beschimpft, aber das war das einzige Mal, dass ich sie überhaupt je gesehen habe.«
    Er wirkte etwas verblüfft, so als hätte er eine andere Antwort oder wenigstens ein bescheideneres Auftreten von mir erwartet.
    Die Königin trat einen Schritt vor und stellte sich neben mich, und Andre tat dasselbe, so dass ich nun von zwei uralten Vampiren flankiert war. Was für ein wohliges, behagliches Gefühl. Aber sie wollten natürlich bloß dem Hoteldirektor klarmachen, dass ich ihr Mensch sei und nicht belästigt werden dürfe.
    In diesem Moment riss plötzlich ein kleiner Vampir die Tür zum Treppenhaus auf und rannte auf die Todessuite zu. Doch Baruch, auch nicht gerade langsam, trat ihm in den Weg, der Vampir prallte gegen ihn und ging zu Boden. Mit einer so rasanten Bewegung, dass ich sie gar nicht wahrnehmen konnte, stand der kleine Vampir schon wieder auf den Beinen und versuchte verzweifelt, Baruch von der Tür zur Suite wegzudrängen.
    Doch es gelang ihm nicht. Schließlich trat er einen Schritt von dem Hoteldirektor zurück. Wäre der kleine Vampir ein Mensch gewesen, hätte er keuchend dagestanden, doch sein Körper bebte bloß vor Wut, weil er aufgehalten wurde. Er hatte braunes Haar und einen Bart und trug einen anständigen, aber alten Anzug. Eigentlich wirkte er wie ein völlig normaler Mann, bis man seine weit aufgerissenen Augen sah und erkannte, dass man irgendeinen Wahnsinnigen vor sich hatte.
    »Ist es wahr?«, fragte er mit tiefer, angespannter Stimme.
    »Jennifer Cater und ihre Freunde sind tot«, sagte Christian Baruch nicht ohne Mitgefühl.
    Der kleine Vampir schrie, ja heulte derart auf, dass sich mir die Härchen auf den Armen aufstellten. Er sank auf die Knie und wiegte seinen Körper vor lauter Trauer vor und zurück.
    »Sie gehören wohl zu ihrer Delegation?«, fragte die Königin.
    »Ja,ja!«
    »Dann bin ich ab jetzt Ihre Königin. Ich biete Ihnen einen Platz an meiner Seite an.«
    Wie mit einer Schere abgeschnitten verstummte das Heulen. »Aber Ihr habt unseren König getötet«, sagte der Vampir.
    »Ich war die Ehefrau Ihres Königs, und dass er tot ist, daran besteht kein Zweifel.« Sophie-Annes Augen wirkten beinahe gütig. »Und als seine Königinwitwe habe ich nach seinem Tod ein Anrecht auf sein Territorium.«
    »Stand so im Kleingedruckten«, murmelte Mr Cataliades mir ins Ohr. Ich erschrak dermaßen, dass ich einen Schrei nur mit Mühe und Not unterdrücken konnte. Dieses Gerede, dass dicke Männer sich leichtfüßig bewegen könnten, hatte ich stets für Unsinn gehalten. Dicke Leute bewegen sich behäbig. Doch Mr Cataliades bewegte sich so leichtfüßig wie ein Schmetterling. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er in meiner Nähe war, bis er sprach.
    »Im Ehevertrag der Königin?«,

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