Vampire schlafen fest
gelang es mir zu fragen.
»Ja«, bestätigte er. »Und Peters Rechtsanwalt hat alles genauestens durchgesehen. Dasselbe hätte natürlich auch im Fall von Sophie-Annes Tod gegolten.«
»Damit waren doch sicher gewisse Bedingungen verknüpft, oder?«
»Oh, nur ein paar. Jemand müsste den Tod bezeugen können.«
»O Gott. Und diese Zeugin bin ich.«
»In der Tat. Die Königin will Sie aus gutem Grund in ihrer Nähe und unter ihrer Fuchtel haben.«
»Und die anderen Bedingungen?«
»Nur wenn es keinen Stellvertreter gibt, kann Arkansas übernommen werden. Mit anderen Worten, es musste eine Katastrophe passieren.«
»Und die ist jetzt eingetreten.«
»Genau.« Mr Cataliades schien ziemlich erfreut darüber.
In meinem Kopf drehte sich alles, wie in der riesigen Lostrommel bei einer Tombola.
»Ich bin Henrik Feith«, sagte der kleine Vampir. »Jetzt gibt es nur noch fünf Arkansas-Vampire. Ich bin der Einzige hier in Rhodes, und ich bin nur deshalb noch am Leben, weil ich hinuntergegangen bin und mich über die Handtücher im Badezimmer beschwert habe.«
Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen, was ja wohl mehr als unangebracht gewesen wäre. Andres Blick ruhte auf dem vor uns knienden Vampir, doch irgendwie wanderte seine Hand zu mir herüber. Er zwickte mich. Und schon fiel es mir nicht mehr schwer, nicht zu lachen; im Gegenteil, ich hatte Mühe, nicht laut aufzuschreien.
»Was war denn mit den Handtüchern?«, fragte Baruch, völlig abgelenkt von diesem Vorwurf gegen sein Hotel.
»Jennifer allein brauchte schon drei«, begann Henrik, aber diese faszinierende Nebengeschichte wurde kurzerhand beendet, indem Sophie-Anne einwarf: »Genug. Henrik, Sie kommen mit uns in meine Suite. Mr Baruch, wir würden gern bald mehr über das Geschehen von Ihnen erfahren. Mr Donati, wollen Sie die Polizei von Rhodes benachrichtigen?«
Wirklich höflich von ihr, Mr Donati so zu behandeln, als hätte er in dieser Angelegenheit irgendwas zu entscheiden.
»Nein, Ma'am«, erwiderte Donati. »Mir scheint das eine Sache unter Vampiren zu sein. Es gibt inzwischen keine Leichen mehr, die man untersuchen könnte. Außerdem gibt es zurzeit keine Vampire in der Mordkommission der Polizei von Rhodes, ich wüsste also nicht, wen wir anrufen sollten. Die meisten menschlichen Polizisten untersuchen ein Vampirverbrechen nur dann, wenn sie Rückendeckung von Vampiren haben.«
»Dann wüsste ich nicht, was wir hier noch tun könnten«, sagte Sophie-Anne, als wäre ihr das alles ganz egal. »Wenn Sie uns nicht länger brauchen, gehen wir zur Eröffnung der Konferenz.« Während dieses Gesprächs hatte sie schon ein paarmal auf ihre Armbanduhr gesehen. »Mr Feith, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, begleiten Sie uns, wenn nicht - wofür wir natürlich Verständnis hätten -, wird Sigebert Sie in meine Suite hinaufbringen.«
»Ich wäre gern ein wenig allein«, erwiderte Henrik Feith, der dreinsah wie ein verprügelter Welpe.
Sophie-Anne nickte Sigebert zu, der nicht sonderlich glücklich wirkte über diesen Marschbefehl. Aber er musste ihr natürlich gehorchen, und so zog er ab mit dem kleinen Vampir, einem von fünf, die in Arkansas noch übrig waren.
Ich musste über so vieles nachdenken, dass meine Gedanken gar nicht hinterherkamen. Gerade als ich meinte, es könne nicht mehr schlimmer kommen, ertönte das »Ding« des Fahrstuhls, die Türen glitten auf und Bill sprang heraus. Okay, sein Auftritt war nicht ganz so spektakulär wie der von Henrik, aber doch nicht zu übersehen. Abrupt blieb er stehen und verschaffte sich einen ersten Eindruck. Als er sah, dass wir alle ruhig dastanden, riss er sich zusammen und sagte: »Hier gibt's Schwierigkeiten, habe ich gehört?« Er hatte diese Worte an niemand Bestimmten gerichtet, so dass sich jeder von uns angesprochen fühlen konnte.
Ich war's leid, ihn als den Namenlosen anzusehen. Ach, verdammt, es war Bill. Ich mochte ja jedes einzelne Molekül seines Körpers hassen, aber er war nun mal hier - da half kein Leugnen. Konnten Werwölfe die, von denen sie sich losgesagt hatten, wirklich völlig aus ihrem Gesichtskreis ausblenden? Wie machten sie das bloß? Mir gelang es jedenfalls nicht allzu gut.
»Ja, es gibt Schwierigkeiten«, sagte die Königin. »Ich wüsste allerdings nicht, was Ihre Anwesenheit daran ändern könnte.«
Ich hatte Bill noch nie beschämt gesehen, doch jetzt war es so weit. »Verzeiht, meine Königin«, erwiderte er. »Wenn Sie mich
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