Vampire schlafen fest
brauchen, so finden Sie mich an meinem Stand in der Messehalle.«
In eisigem Schweigen schlossen sich die Fahrstuhltüren wieder vor der Gestalt meines ersten Liebhabers. Schon möglich, dass Bill diesen hastigen Auftritt vor allem für mich hingelegt hatte. Vielleicht wollte er mir zeigen, welch große Sorgen er sich um mich machte, obwohl er sich eigentlich um die Geschäfte der Königin kümmern musste. Wenn er damit jedoch mein Herz erweichen wollte, so war ihm das gründlich misslungen.
»Kann ich Ihnen bei Ihren Untersuchungen behilflich sein?«, fragte Andre Donati, doch seine Worte waren im Grunde an Christian Baruch gerichtet. »Da die Königin die rechtmäßige Erbin von Arkansas ist, stehen wir natürlich zu Ihrer Verfügung.«
»Von einer so schönen Königin, die gleichermaßen für ihren Geschäftssinn wie für ihre Zielstrebigkeit bekannt ist, würde ich nichts anderes erwarten.« Baruch verbeugte sich vor der Königin.
Selbst Andre blinzelte angesichts dieses gewundenen Kompliments, und die Königin musterte Baruch mit zusammengekniffenen Augen. Ich starrte unverwandt die Topfpflanzen an und versuchte, möglichst keine Miene zu verziehen. In mir brodelte es, und beinahe hätte ich losgekichert. Ein solches Geschleime hatte ich ja noch nie erlebt.
Jetzt schien es wirklich gar nichts mehr zu sagen zu geben, und so trat ich brav schweigend mit den Vampiren und dem bemerkenswert zurückhaltenden Mr Cataliades in den Fahrstuhl.
Als die Türen sich geschlossen hatten, sagte Letzterer: »Meine Königin, Sie müssen wieder heiraten, und zwar unverzüglich.«
Da hatte er ja eine echte Bombe platzen lassen. Nicht mal Andre und die Königin konnten ihr Erstaunen verhehlen. Eine Sekunde lang rissen sie die Augen auf.
»Heiraten Sie irgendwen: Kentucky, Florida, ich würde sogar Mississippi vorschlagen, wenn er nicht bereits mit Indiana verhandeln würde. Sie brauchen einen Verbündeten, jemand Todgefährlichen, der Ihnen Rückhalt bietet. Sonst umkreisen bald Schakale wie dieser Baruch Sie und heischen um Ihre Aufmerksamkeit.«
»Mississippi ist zum Glück aus dem Rennen. All die Männer um ihn herum könnte ich nicht ertragen. Hin und wieder mal den ein oder anderen, natürlich, aber doch nicht tagein, tagaus und in diesen Mengen«, sagte Sophie-Anne.
Das waren die aufrichtigsten und offensten Worte, die ich sie je hatte sagen hören. Sie klang beinahe menschlich.
Andre drückte einen Knopf, um den Fahrstuhl zwischen den Etagen anzuhalten. »Zu Kentucky würde ich nicht raten«, meinte er. »Wenn er es nötig hat, Britlinge anzuheuern, steckt er selbst bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
»Alabama ist reizend«, sagte Sophie-Anne. »Aber sie hat einige Vorlieben im Bett, mit denen ich gar nichts anfangen kann.«
Ich war's langsam leid, wie bloße Dekoration behandelt zu werden. »Ich hätte da mal eine Frage.«
Nach kurzem Schweigen nickte Sophie-Anne.
»Warum sind Sie eigentlich in der Lage, Ihre Geschöpfe, mit denen Sie sogar ins Bett gegangen sind, immer um sich zu haben? Normalerweise ist die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf bei den Vampiren doch nur von kurzer Dauer.«
»Die Geschöpfe bleiben meist nur eine gewisse Zeit bei ihren Schöpfern«, bestätigte Sophie-Anne. »Und es gibt nur wenige Fälle, in denen die Geschöpfe so lange bei ihrem Schöpfer geblieben sind wie Andre und Sigebert bei mir. Diese besondere Nähe herstellen zu können, ist meine Gabe, mein Talent. Jeder Vampir hat eine Gabe: Manche können fliegen, manche hervorragend mit dem Schwert umgehen. Ich kann meine Geschöpfe in meiner Nähe halten. Wir können telepathisch miteinander reden, so wie Barry und Sie. Und wir können uns auch körperlich lieben.«
»Und warum machen Sie dann nicht einfach Andre zum König von Arkansas und heiraten ihn?«
Absolute Totenstille trat ein. Sophie-Anne öffnete zweimal den Mund, als wolle sie mir erklären, warum das unmöglich sei. Doch beide Male schloss sie ihn wieder. Andre starrte mich derart eindringlich an, dass ich befürchtete, ich bekäme zwei Brandmale im Gesicht. Und Mr Cataliades wirkte einfach nur schockiert, so als hätte ein Affe begonnen, mit ihm in fünffüßigen Jamben zu sprechen.
»Ja«, sagte Sophie-Anne schließlich. »Warum tue ich das nicht einfach? Warum mache ich meinen liebsten Freund nicht zu meinem Ehemann und König?« Und plötzlich strahlte sie über das ganze Gesicht. »Andre, der einzige Nachteil wäre, dass du dich für einige Zeit von
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