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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und einem breiten Gesicht mit vollen Lippen, noch modern genug eingestellt, dass sie mit Vornamen angesprochen werden wollte. Sie war erst seit fünf Jahren eine Vampirin.
    »Wo ist Eric?«, fragte Andre die beiden Sheriffs.
    Cleo lachte, auf diese dunkle, kehlige Art, bei der jeder Mann aufmerksam wurde. »Sie haben ihn zwangsverpflichtet«, sagte sie. »Der Geistliche ist nicht aufgetaucht, und Eric war schon hier, also haben Sie ihm das Amt anvertraut.«
    Andre lächelte. »Das wird sicher sehenswert. Was genau soll er denn machen?«
    »Das wird jeden Augenblick bekannt gegeben«, sagte Gervaise.
    Welche Kirche würde denn Eric als Geistlichen akzeptieren, fragte ich mich. Die Kirche der Hohen Profite? Ich schlenderte zu Bills Messestand hinüber und plauderte mit Pam.
    »Eric ist Geistlicher?«, murmelte ich fragend.
    »Ja, von der Kirche der Liebenden Seele«, sagte sie, packte drei DVDs in eine Tüte und reichte sie einem Vampirsüchtigen, den sein Meister geschickt hatte. »Sein Zertifikat hat er mit Bobby Burnhams Hilfe in einem Online-Kurs gemacht. Er darf sogar Hochzeiten abhalten.«
    Ein Kellner hatte es irgendwie geschafft, all die anderen Gäste zu umschiffen und der Königin ein Tablett mit Gläsern bis zum Rand voll synthetischem Blut hinzuhalten. Binnen einer Sekunde stand Andre zwischen Kellner und Königin, und binnen einer weiteren Sekunde war der Kellner abgedreht und eilte in die andere Richtung davon.
    Ich versuchte, die Gedanken des Kellners zu lesen, fand aber absolut nichts vor. Andre hatte bereits die Kontrolle über den Willen des Mannes ergriffen und ihn davon geschickt. Hoffentlich ging's dem armen Kerl gut, dachte ich. Ich folgte ihm bis zu einer unauffälligen Tür in einer Ecke, wo er in die Küche verschwand. Okay, alles wieder unter Kontrolle.
    Durch die Messehalle ging plötzlich ein Raunen, und ich drehte mich um. Der König von Mississippi und der König von Indiana waren Hand in Hand eingetreten, ein öffentliches Zeichen dafür, dass ihre Verhandlungen über den Ehevertrag abgeschlossen waren. Russell Edgington war ein schmaler, attraktiver Vampir, der Männer liebte - ausschließlich und ausschweifend. Er konnte sehr unterhaltsam sein und war auch ein guter Kämpfer. Ich mochte ihn. Dennoch hatte ich mich vor der Begegnung mit Russell ein bisschen gefürchtet, weil ich vor noch nicht allzu langer Zeit eine Leiche in seinem Swimmingpool zurückgelassen hatte. Ach, was soll's. Es war die Leiche einer Vampirin gewesen, die sich mit Sicherheit schon zersetzt hatte, ehe die Poolabdeckung im Frühling abgenommen worden war.
    Russell und Indiana blieben vor Bills Messestand stehen. Indiana war übrigens ein großer bulliger Kerl mit lockigem braunen Haar und einem Gesicht, in dem stets »Macht keinen Unsinn« geschrieben zu stehen schien.
    Ich näherte mich, denn das konnte Ärger bedeuten.
    »Bill, gut sehen Sie aus«, sagte Russell. »Von meinen Leuten höre ich, dass Sie eine schwere Zeit durchgemacht haben an meinem Hof. Aber Sie scheinen sich ja bestens erholt zu haben. Ich weiß zwar nicht genau, wie Sie sich befreit haben, aber ich freue mich.« Falls Russell eine Pause einlegte, weil er auf Bills Reaktion wartete, erlebte er eine Enttäuschung. Bills Miene war so ausdruckslos, als hätte Russell über das Wetter gesprochen und nicht über Bills Qualen. »Lorena war Ihre Schöpferin, deshalb konnte ich mich nicht einmischen«, fuhr Russell genauso ruhig fort, wie Bill wirkte. »Und jetzt verkaufen Sie hier diese Computerdatenbank, die Lorena unbedingt von Ihnen haben wollte. Wie der Dichter sagt: › Ende gut, alles gut. ‹ «
    Russell hatte viel zu viel geredet, ein typisches Zeichen dafür, dass er sich Sorgen machte wegen Bills Reaktion. Und tatsächlich, Bills Stimme klang kühl und glatt wie Seide. Doch er sagte nur: »Denken Sie nicht mehr daran, Russell. Soweit ich weiß, darf man gratulieren.«
    Russell lächelte seinen Bräutigam an.
    »Ja, Mississippi und ich schließen den Bund fürs Leben«, sagte der König von Indiana mit tiefer Stimme. Er sah aus wie jemand, der die Spielschulden eines Drückebergers mit Prügel einfordern oder in einem mit Sägemehl ausgestreuten Saloon sitzen könnte. Doch Russell errötete keineswegs.
    Vielleicht war es eine Liebesheirat.
    Dann entdeckte Russell mich. »Bart, diese junge Frau musst du kennenlernen«, sagte er sofort. Ich bekam Panik, hätte aber nur auf dem Absatz kehrtmachen und weglaufen können, und das ging nun gar nicht.

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