Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
volltönender Stimme, und die Leute begannen durch die Flügeltüren zu strömen, auf die er vorhin gezeigt hatte. Jake und ich strömten mit. Quinns Assistentin mit dem Hüpf-Busen stand drinnen und verteilte kleine Netzbeutelchen voller Blütenblätter, einige mit blau-goldenem Band zugebunden, andere mit rot-blauem.
    »Warum denn verschiedene Farben?«, fragte die Hure Quinns Assistentin. Wie gut, dass sie die Frage stellte, so blieb mir das erspart.
    »Rot-Blau für die Flagge von Mississippi und Blau-Gold für die von Indiana«, erklärte die junge Frau und setzte ein automatisches Lächeln auf, das noch in ihrem Gesicht klebte, als sie mir ein Beutelchen mit rot-blauem Band reichte. Dann erkannte sie, wen sie vor sich hatte, und ihr Lächeln erstarb.
    Jake und ich arbeiteten uns zu einem guten Platz etwas rechts von der Mitte vor. Die Bühne war leer bis auf ein paar Requisiten, und für die Gäste waren keine Stühle aufgestellt worden. Die Zeremonie sollte anscheinend nicht allzu lange dauern. »Beantworten Sie meine Frage«, zischte ich. »Über Quinn.«
    »Nach der Hochzeit«, erwiderte Jake und unterdrückte ein Lächeln. Es war schon einige Monate her, dass Jake jemandem gegenüber die Oberhand gehabt hatte, und er schien es zu genießen. Er drehte sich um, und seine Augen weiteten sich. Ich folgte seinem Blick und entdeckte am anderen Ende des Saals ein Büfett, das allerdings kein Essen, sondern Blut bereithielt. Dort standen etwa zwanzig Männer und Frauen aufgereiht, die alle die gleichen Namensschilder trugen: »Blutspender« - wie ekelig! Mich würgte es fast. War das etwa legal? Okay, sie standen alle freiwillig dort, keiner wurde festgehalten, jeder hätte einfach jederzeit gehen können. Ja, die meisten wirkten sogar regelrecht begierig darauf, mit der Blutspende beginnen zu dürfen. Ich durchforstete rasch ihre Gedanken. Ja: bereitwillig.
    Ich sah wieder zur Bühne, die nur 50 Zentimeter hoch war und die Mississippi und Indiana in diesem Moment bestiegen. Sie trugen aufwendige Kostüme, die ich schon mal auf Fotos in der Arbeitsmappe eines Fotografen des Übernatürlichen gesehen hatte, der sich auf Aufnahmen solcher Zeremonien spezialisiert hatte. Wenigstens waren diese Kostüme einfach anzulegen gewesen. Russell trug eine schwere, vorne offene Brokatrobe, die über seine normale Kleidung passte: ein prachtvolles Gewand aus schimmerndem Goldtuch, in das ein Muster in Blau und Scharlachrot eingewebt war. Bart, der König von Indiana, war in eine ähnliche Robe in Kupferbraun gehüllt, die mit einem Muster in Grün und Gold bestickt war.
    »Ihre Galaroben«, murmelte Rasul, der schon wieder wie aus dem Nichts neben mir auftauchte. Ich fuhr zusammen und sah, wie ein kleines Lächeln seine Mundwinkel umspielte. Jake rückte von links ein bisschen näher an mich heran, als wolle er sich hinter mir vor Rasul verstecken.
    Doch mich interessierte jetzt die Hochzeitszeremonie mehr als das Konkurrenzgehabe dieser beiden Vampire. Mitten auf der Bühne war ein großes Anch-Kreuz aufgestellt worden und zu einer Seite ein Tisch mit zwei dicken Bündeln Papieren, zwischen denen zwei altmodische Schreibfedern lagen. Hinter diesem Tisch stand eine Vampirin, im Businesskostüm mit knielangem Rock, und hinter ihr Mr Cataliades, der gütig lächelnd die Hände über dem kugelrunden Bauch verschränkt hielt.
    An der entgegengesetzten Seite der Bühne stand Quinn, mein Schatz (über dessen Vergangenheit ich sehr bald so einiges erfahren wollte), immer noch in seiner Dschinni-Aufmachung. Er wartete, bis das Gemurmel der Hochzeitsgäste nachließ, und deutete dann mit großer Geste nach rechts. Von dort kam eine Gestalt in schwarzem Samtumhang die Stufen zur Bühne herauf, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. In die Schulterpartien des Umhangs waren goldene Anch-Symbole eingestickt. Die Gestalt nahm ihren Platz zwischen Mississippi und Indiana ein, mit dem Rücken zum Anch-Kreuz, und hob die Arme.
    »Die Zeremonie beginnt«, sagte Quinn. »Lasst uns nun alle schweigen und Zeuge dieser Vereinigung werden.«
    Wenn Vampire gebeten werden zu schweigen, kann man davon ausgehen, dass danach Totenstille herrscht. Vampire müssen nicht seufzen, niesen, husten oder sich die Nase putzen wie jeder normale Mensch gelegentlich. Allein meine Atemzüge schienen mir in der eingetretenen Stille einen Höllenlärm zu machen.
    Die Gestalt im Samtumhang zog die Kapuze zurück. Ich seufzte. Eric. Sein weizenblondes Haar hob sich

Weitere Kostenlose Bücher