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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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fragte er.
    »Sir«, erwiderte ich höflich, denn er schien schon älter zu sein, »ich bin wirklich sehr in Eile. Entschuldigen Sie, dass ich Sie fast umgestoßen hätte, aber ich muss weiter.«
    »Sie sind nicht zufällig eine Blutspenderin?«
    »Nein, sorry.«
    Unvermittelt ließ er meine Schultern los und wandte sich wieder dem Gespräch zu, das ich unterbrochen hatte. Erleichtert setzte ich meinen Weg durch die versammelten Hochzeitsgäste fort, diesmal etwas vorsichtiger, denn auf noch mehr Aufregung war ich nun wahrlich nicht scharf.
    »Da sind Sie ja!«, rief Andre. Er klang beinahe zornig. »Die Königin braucht Sie.«
    Ich musste mir erst selbst wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich ja zum Arbeiten hier war und es auf meine eigenen inneren Dramen eigentlich nicht ankam. Also folgte ich Andre zur Königin, die sich mit einigen Vampiren und Menschen unterhielt.
    »Natürlich stehe ich auf Ihrer Seite, Sophie«, beteuerte eine Vampirin in einem rosefarbenen Chiffonabendkleid, das an einer Schulter mit einer großen, von Diamanten nur so blitzenden Brosche zusammengehalten wurde. Auf mich wirkten sie echt, vielleicht waren es aber auch bloß Swarovski-Kristalle. Wer weiß das schon? Das blasse Rosa stand in sehr schönem Kontrast zu ihrer schokoladenbraunen Haut. »Arkansas war ohnehin ein Mistkerl. Ich habe mich gewundert, dass Sie ihn überhaupt geheiratet haben.«
    »Sie werden sich also wohlwollend zeigen, wenn ich vor Gericht stehe, Alabama?«, fragte Sophie-Anne. Man hätte schwören mögen, sie sei keinen Tag älter als sechzehn. Ihr Gesicht war glatt und frisch, ihre großen Augen glänzten, ihr Make-up war kaum wahrnehmbar. Und das braune Haar trug sie offen, was ganz untypisch war für Sophie-Anne.
    Der Ton der anderen Vampirin wurde sanft. »Aber natürlich.«
    Der Mensch in ihrer Begleitung, ein Vampirsüchtiger in Designerkleidung, dachte: Das gilt noch ganze zehn Minuten, wenn sie Sophie-Anne den Rücken gekehrt hat. Dann wird gleich das nächste Komplott geschmiedet. Na klar, sie behaupten alle, dass sie knisternde Kaminfeuer und lange Strandspaziergänge im Mondschein mögen. Aber auf solchen Treffen geht's immer bloß um Taktik, Taktik, Taktik und Lüge, Lüge, Lüge.
    Sophie-Annes Blick streifte meinen, und ich schüttelte fast unmerklich den Kopf. Alabama entschuldigte sich, weil sie den Neuvermählten gratulieren wolle, und ihr Begleiter folgte ihr. Vorsichtig wegen all der Ohren um uns herum, die so viel besser hören konnten als ich selbst, sagte ich: »Später«, und Andre nickte mir zu.
    Als Nächster machte der König von Kentucky Sophie-Anne seine Aufwartung, der Mann, der von Britlingen bewacht wurde. Kentucky sah aus wie ein verhinderter Westernheld in seiner Lederhose und dem Wildlederhemd, den mit Fransen besetzten Wildlederstiefeln und dem großen, um seinen Hals geschlungenen Seidentuch. Vielleicht brauchte er die Bodyguards, damit sie ihn vor der Modepolizei schützten.
    Batanya und Clovache konnte ich nirgends entdecken, die hatte er wohl in seiner Suite zurückgelassen. Keine Ahnung, wozu so teure Bodyguards aus einer anderen Dimension gut sein sollten, wenn man sie dann doch nicht um sich hatte. Weil ich gerade keinen Menschen mitsamt seinen Gedanken zur Ablenkung hatte, sah ich mich ein wenig um, und da bemerkte ich etwas höchst Seltsames: Der Platz hinter Kentucky war leer - und blieb auch leer. Egal, wie viele Leute an uns vorbeikamen oder wie praktisch es gewesen wäre, direkt hinter Kentucky entlangzugehen, irgendwie tat es niemand. Na, da schienen die Britlinge ja doch im Dienst zu sein.
    »Sophie-Anne, was für ein herrlicher Anblick«, sagte der König in einem süßlich gedehnten Tonfall, der nur so triefte vor Schmalz. Er schien Wert darauf zu legen, dass Sophie-Anne seine leicht ausgefahrenen Fangzähne sah. Igitt.
    »Isaiah, wie schön, Sie zu sehen«, erwiderte Sophie-Anne, deren Stimme und Miene ruhig und gelassen waren wie stets. Ob sie wohl wusste, dass seine Bodyguards direkt hinter ihm standen? Ich trat etwas näher heran und bemerkte, dass ich Clovache und Batanya zwar nicht sehen, aber die Anwesenheit ihres Geistes wahrnehmen konnte. Dieselbe Magie, die ihre Körper umhüllte, dämpfte zwar auch ihre Gedanken, aber von beiden vernahm ich noch ein dumpfes Echo. Ich lächelte die Britlinge an, was ziemlich dämlich war, denn Isaiah, der König von Kentucky, bekam das natürlich sofort mit. Ich hätte wissen sollen, dass er klüger war, als er

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