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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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halten sollte.
    »Ja«, sagte die Antike Pythia. »Ich bin bereit, mir den Fall vortragen zu lassen.« Sie sprach mit schwerem Akzent, den ich nicht ansatzweise einordnen konnte. Unter den Zuschauern machte sich erwartungsvolle Spannung breit.
    Okay, jetzt konnte das Spiel beginnen.
    Bill, Eric und Pam gingen zur Wand hinüber, wo sie stehen blieben, während Andre sich wieder zu mir setzte.
    König Isaiah pochte noch einmal mit dem Stab auf den Boden. »Die Angeklagte soll vortreten«, sagte er ziemlich theatralisch.
    Eine sehr grazil wirkende Sophie-Anne ging von zwei Wächtern flankiert auf die Bühne zu. Wie wir alle war sie bereits für den Ball angezogen, sie trug Purpurrot. Ob diese königliche Farbe Zufall war? Wahrscheinlich nicht. Sophie-Anne inszenierte wohl ihre eigenen kleinen Zufälle.
    Das Kleid war hochgeschlossen, hatte lange Ärmel und war mit einer Schleppe versehen.
    »Wie schön sie ist«, flüsterte Andre ganz ehrfürchtig.
    Ja, ja. Mich interessierte anderes als die Schönheit der Königin. Die Wächter waren die beiden Britlinge, von Isaiah anscheinend für diese Aufgabe abgestellt, und selbst die zwei Frauen aus einer anderen Dimension hatten sich ausstaffiert. Die Rüstung, die sie zu dieser Gelegenheit trugen, war ebenfalls schwarz und genauso figurbetont wie die andere, schimmerte aber matt wie träge dahinfließendes dunkles Wasser. Clovache und Batanya halfen Sophie-Anne auf die niedrige Bühne und zogen sich so weit zurück, dass sie von der Angeklagten und ihrem Auftraggeber gleich weit entfernt standen - aus ihrer Sicht vermutlich der ideale Standpunkt.
    »Henrik Feith, tragen Sie Ihren Fall vor«, sagte Isaiah ohne großes Aufheben.
    Henriks Vortrag war lang und leidenschaftlich und voller Anschuldigungen. Kurz gesagt, warf er Sophie-Anne vor, gleich nach der Hochzeit mit seinem König alles dafür getan zu haben, Peter in seinen letzten, tödlichen Kampf hineinzutreiben, trotz des engelgleichen Wesens des Königs und seiner Liebe zur Königin. Es klang, als würde Henrik eher von Kevin Federline und Britney Spears sprechen als von zwei uralten, gerissenen Vampiren.
    Bla bla bla. Henriks Rechtsanwalt ließ ihn reden und reden, und Johan erhob kein einziges Mal Einspruch gegen Henriks farbig ausgeschmückte Aussagen. Johan dachte (ich hab's überprüft), Henrik würde sich durch seinen Feuereifer und all die Übertreibungen - und durch seine Langatmigkeit - Sympathien verscherzen; und er hatte recht, wenn ich die leichte Unruhe unter den Anwesenden und ihre Körpersprache richtig deutete.
    »Jetzt«, sagte Henrik zum Schluss, und blassrote Tränen liefen ihm über die Wangen, »sind in ganz Arkansas nur noch eine Handvoll von uns übrig. Und sie, die meinen König und seine Stellvertreterin Jennifer ermordet hat, hat mir einen Platz an ihrem Hof angeboten. Und ich war beinahe schwach genug, anzunehmen, aus Angst, sonst als Schurke dazustehen. Aber sie ist eine Lügnerin und wird auch mich töten.«
    »Das hat ihm irgendwer eingeflüstert«, murmelte ich.
    »Was?« Andres Mund berührte fast mein Ohr. In Gegenwart von Vampiren Worte auszusprechen, die geheim bleiben sollten, war kein leichtes Unterfangen.
    Ich hob eine Hand, damit er schwieg. Nein, nein, ich las nicht Henriks Gedanken, sondern die seines Rechtsanwalts, der nicht so viel Dämonenblut besaß wie Cataliades. Ohne es selbst zu bemerken, lehnte ich mich zur Bühne vor, um besser zu verstehen. Die Gedanken besser zu verstehen, meine ich.
    Irgendwer hatte Henrik Feith gesagt, dass die Königin ihn töten wolle. Er hätte den Prozess fallen lassen, da seit dem Mord an Jennifer Cater die Hauptanklägerin tot war und er selbst in der Vampirhierarchie nie weit genug oben gestanden hatte, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Und es fehlte ihm auch an Intelligenz und Willen dazu. Er wäre lieber in den Dienst der Königin getreten. Doch wenn sie ihn wirklich töten wollte... würde er versuchen, sie zuerst zu erwischen, und zwar mit dem einzigen Mittel, das ihm sein Überleben sichern würde, und das war das Gesetz.
    »Die Königin will Sie nicht töten«, rief ich, ohne recht zu wissen, was ich tat.
    Erst als ich die Blicke aller auf mir spürte, bemerkte ich, dass ich sogar aufgesprungen war. Henrik Feith starrte mich an, völlig verblüfft, mit offenem Mund. »Sagen Sie uns, wer Ihnen das erzählt hat, dann wissen wir, wer der Mörder von Jennifer Cater ist, weil -«
    »Frau«, dröhnte da eine überlaute Stimme, die mich

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